Yad Vashem

יד ושם


Die staatliche Gedenkstätte Yad Vashem ist die zentrale Holocaustgedenkstätte Israels.

Geschichte

Die Idee einer zentralen Gedenkstätte in Jerusalem für die Opfer des Völkermords an den europäischen Juden entstand bereits 1942, als das Ende des Zweiten Weltkrieges noch nicht absehbar war. Sie ging von Mitgliedern des Jüdischen Nationalfonds aus, einer Organisation, die auf die Gründung eines jüdischen Staates im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina hinarbeitete. Auch der spätere Name Yad Vashem (deutsch etwa: Name und Denkmal) tauchte schon in den ersten Überlegungen auf. Er geht auf einen Vers im Buch Jesaja zurück: »Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern einen Ort und einen Namen geben, besser denn Söhne und Töchter; einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll«.
Beim Ende des Krieges in Europa, als die Dimensionen des Verbrechens sichtbar wurden, nahm die Idee Gestalt an. Zentrale Elemente der späteren Gedenkstätte wurden schon im Sommer 1945 in den Überlegungen vorweggenommen: eine ewige Flamme für die Opfer, die Erfassung der Namen der Ermordeten, ein Denkmal für die zerstörten jüdischen Gemeinden, Denkmäler für jüdische Widerstandskämpfer und Teilnehmer der Ghettoaufstände, eine Dauerausstellung über die Konzentrations- und Vernichtungslager sowie eine Ehrerbietung für nichtjüdische Helfer und Retter.
Die Verwirklichung dieser Pläne wurde erst nach dem Unabhängigkeitskrieg und der Gründung des Staates Israel möglich. 1953 erfolgte der feierliche Beschluss des israelischen Parlaments, der Knesset, zur Gründung der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

Opfergruppen

Die Gedenkstätte ist den bis zu sechs Millionen ermordeten Juden Europas, aber auch den jüdischen Widerstandskämpfern und den nichtjüdischen Helfern gewidmet.

Erfahre mehr über Israel

Der Staat Israel wurde 1948 gegründet, knapp drei Jahre nach der Befreiung der letzten Häftlinge aus dem nationalsozialistischen Lagersystem. Viele, doch bei weitem nicht die Mehrheit der Holocaustüberlebenden, wählten den jüdischen Staat als ihre neue Heimstätte. Von Anfang an spielte die Erinnerung an den Holocaust eine zentrale Rolle für die Identitätsbildung der jungen Nation. Dabei entwickelte sich diese Erinnerungskultur keineswegs einheitlich: Sie war und ist ständigen Veränderungen unterworfen. Für den Zionismus, die tragende Ideologie der Staatsgründergeneration, war die Erfahrung der systematischen Ermordung der europäischen Juden Mahnung und Rechtfertigung zugleich: Der jüdische Staat sollte genau deswegen entstehen, damit Juden endlich in Sicherheit und unbehelligt von Antisemitismus leben konnten. Der Umgang mit den Überlebenden, die 1951 etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachten, gestaltete sich schwierig. In den 1950er Jahren herrschte vor allem Sprachlosigkeit. Zugleich warf das Thema quälende Fragen auf: Während ein Teil der Überlebenden Scham empfand, hatten viele Juden, die bereits vor dem Krieg nach Palästina gekommen waren, ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen: Die vermeintlich passive Opferrolle passte kaum zum zionistischen Idealbild des starken und wehrhaften »neuen Juden«. So lässt sich erklären, dass für lange Zeit beim offiziellen Geschichtsbild nicht so sehr die individuellen Geschichten der Opfer, sondern vielmehr die Kämpfer der Ghettoaufstände im Mittelpunkt standen. Ein gutes Beispiel dafür ist das 1949 von Überlebenden gegründete »Haus der Ghettokämpfer«, die erste Holocaustgedenkstätte überhaupt. Einen Wendepunkt markierte der Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 – ein Ereignis, das die israelische Öffentlichkeit monatelang in seinem Bann hielt. Viele Überlebende berichteten zum ersten Mal öffentlich über ihr Schicksal. Von der politischen Spitze durchaus gewollt, führte der Prozess dazu, dass die Erinnerung an den Holocaust zentraler Bestandteil der Identität aller Israelis wurde. Auch jene nahmen den Holocaust nun als Teil ihrer eigenen Geschichte an, die ihn selbst nicht miterlebt haben. Je mehr sich jedoch Israels Gesellschaft wandelte, desto mehr differenzierte sich auch die Erinnerung an den Holocaust. Durch den zunehmenden zeitlichen Abstand und die sich wandelnde Kultur änderte sich auch die Erinnerung: War früher die Betonung der Zahl der »sechs Millionen« zentral, nahm die Erinnerung individuellere Formen an. Die Opfer wurden nicht mehr als Masse, sondern als einzelne Menschen mit Namen wahrgenommen. Auch ihre individuellen Geschichten und ihre sozialen, religiösen und kulturellen Hintergründe rückten in den Vordergrund. Es entstanden unzählige Formen des Gedenkens. Allein der 1951 eingeführte offizielle Holocaustgedenktag, der »Yom HaShoa«, wird heute ganz unterschiedlich begangen. Um zehn Uhr morgens steht für zwei Minuten das ganze Land still; tagsüber finden an öffentlichen Plätzen sowie in Schulen, Synagogen und in den Familien unzählige, sehr verschiedene, Veranstaltungen statt. Ein anderes anschauliches Beispiel für die Vielfalt der israelischen Erinnerungskultur ist die Entwicklung der staatlichen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem über die Jahrzehnte hinweg. Hier lassen sich an einem Ort verschiedenste Arten des Umgangs mit der Erinnerung beobachten – von monumentaler Denkmalkultur über stille Gedenkräume bis hin zu sehr persönlichen Darstellungen von individuellen Schicksalen.

Erinnerung

Yad Vashem sollte als zentrale Holocaustgedenkstätte des Staates Israel von Anfang an mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen: der Opfer gedenken, historische Forschung betreiben und ein Ort der Information über den Holocaust sein – nicht nur für die heranwachsenden Generationen von jungen Israelis, sondern für Besucher aus der ganzen Welt. Die Gedenkstätte befindet sich auf dem Har HaZikaron, dem Hügel der Erinnerung, im Westen der Stadt.
1955 begann Yad Vashem die Namen der ermordeten europäischen Juden zu sammeln. Als Grundlage für diese bis heute zentrale Aufgabe der Gedenkstätte dienten sogenannte Gedenkblätter, die Überlebende über ihre ermordeten Verwandten und Bekannten ausfüllten. So konnten über die Jahrzehnte mehr als 4 Millionen Namen gesammelt werden, die in einer öffentlich zugänglichen Datenbank verzeichnet sind.
Das Gelände von Yad Vashem umfasst eine Vielzahl von Denkmälern, Gedenkstätten und Gebäuden. 1961 wurde die Halle der Erinnerung mit der Ewigen Flamme eröffnet. Ein Jahr später wurde die Allee der Gerechten unter den Völkern angelegt, an der seitdem Bäume für einzelne Retter und Helfer gepflanzt werden. 1987 entstand das Denkmal für die im Holocaust ermordeten 1,5 Millionen Kinder, 1992 in Erinnerung an die zerstörten jüdischen Gemeinden das Tal der Gemeinden. 2005 wurde das neue Museum eingeweiht. Der Neubau dafür wurde größtenteils unterirdisch angelegt und beherbergt die größte Holocaustausstellung weltweit.

Angebote

Historisches Museum, Bibliothek, Archiv zur Dokumentation des Holocaust, Internationale Schule für Holocauststudien, Internationales Institut für Holocaust-Forschung

Öffnungszeiten

Sonntag bis Mittwoch 9.00 bis 17.00, Donnerstag 9.00 bis 20.00.
Freitag und am Vorabend von jüdischen Feiertagen: 9.00 bis 14.00 Uhr.
Samstags geschlossen.

Kontakt

http://www.yadvashem.org/

webmaster@yadvashem.org.il

+972 (0)2 644 3400

Har HaZikaron
91034 Jerusalem