Sowjetisches Ehrenmal Schönholzer Heide

Sowjetisches Ehrenmal Schönholzer Heide


Im Volkspark Schönholzer Heide in Berlin-Pankow steht ein sowjetisches Ehrenmal, das nicht nur an Sowjetsoldaten erinnert, die im Kampf fielen, sondern auch an solche, die in deutscher Kriegsgefangenschaft starben.

Geschichte

Der heutige Volkspark Schönholzer Heide ist ein Waldpark und befindet sich im Ortsteil Niederschönhausen des Bezirks Pankow. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet zu einem beliebten Ausflugsziel. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde in der Schönholzer Heide ein damals populärer Vergnügungspark mit dem Namen Lunapark betrieben.
Während des Zweiten Weltkrieges entstand auf dem Gelände des Lunaparks das »Luna-Lager«, das nach Schöneweide zweitgrößte Zwangsarbeitslager in Berlin. Die vorwiegend aus Polen, Frankreich, Belgien, Jugoslawien und der Sowjetunion stammenden Zwangsarbeiter wurden in umliegenden Betrieben eingesetzt, vor allem in der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG, bei den Argus Motorenwerken und bei den Bergmann Elektrizitätswerken. Das Lager mit etwa 2.500 Häftlingen bestand bis zu seiner Befreiung durch sowjetische Truppen, die am 24. April 1945 auf ihrem Weg ins Stadtzentrum Pankow eroberten.

Opfergruppen

Etwa 80.000 sowjetische Soldaten fielen im Kampf um Berlin, dem auch zehntausende Zivilisten zum Opfer fielen. Mehrere hundert Zwangsarbeiter des Luna-Lagers starben in Haft.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Ab 1943 wurden in der Schönholzer Heide Zivilisten bestattet, die bei alliierten Bombenangriffen getötet wurden. Zwangsarbeiter des Luna-Lagers, die ums Leben kamen, wurden ebenfalls dort beerdigt. Dieser umzäunte und zugewachsene Teil des Parks ist heute ein »Ehrenhain für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft«. Reste des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers sind im Park bis heute zu sehen.
1947 begann die sowjetische Besatzungsverwaltung mit dem Bau des Sowjetischen Ehrenmals im nördlichen Abschnitt des Parks. Das Ehrenmal mit einer Fläche von etwa 3 Hektar wurde im November 1949 eingeweiht. Hier sind 13.200 Rotarmisten bestattet, weitaus mehr, als im deutlich monumentaler angelegten Ehrenmal im Treptower Park. Nur etwa ein Fünftel der Gefallenen konnte identifiziert werden, ihre Namen, Geburtsjahre und Dienstgrade wurden auf 100 Bronzetafeln angebracht. Das Hauptelement des Ehrenmals ist ein Obelisk, wovor sich eine Statue der »Mutter Heimat« befindet, die um ihren toten Sohn trauert.
Hinter dem Obelisken erinnert ein Gedenkstein an sowjetische Kriegsgefangene, die in deutschen Lagern ums Leben kamen. Die deutsche und russische Inschrift lautet: »Sie unterwarfen sich nicht dem Faschismus. Ihre Liebe zur Heimat, die Treue zu ihrem Volk waren stärker als der Tod«. Die Erinnerung an diese Opfergruppe auf einem sowjetischen Ehrenmal der Nachkriegszeit ist einzigartig, zumal die ehemaligen Kriegsgefangenen in Stalins Sowjetunion zum Teil als Landesverräter galten. Nicht selten wurden Überlebende deutscher Lager nach ihrer Rückkehr verhaftet und in Straflager deportiert.
Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen vom Gebiet der ehemaligen DDR ist Deutschland für die Erhaltung und Pflege sowjetischer Kriegsgräber verantwortlich. Zwischen 2011 und 2013 wurde das Sowjetische Ehrenmal in der Schönholzer Heide für etwa 10 Millionen Euro aus den Mitteln des Bundes saniert.

Öffnungszeiten

April bis September 7:00 bis 19:00
Oktober bis März von 8:00 bis 16:00

Kontakt

http://www.museum-karlshorst.de/

kontakt@museum-karlshorst.de

Germanenstraße
13156 Berlin