Synagoge Maribor

Sinagoga Maribor


Die restaurierte Synagoge von Maribor (deutsch: Marburg an der Drau) ist eine der ältesten erhaltenen Synagogen Europas und das bedeutendste Denkmal jüdischer Kultur in Slowenien. Das über 700 Jahre alte Gebäude ist heute eine Kultureinrichtung, in der Ausstellungen, Konzerte, Literaturabende und Vorträge stattfinden.

Geschichte

Die Synagoge wurde erstmals 1354 erwähnt, vermutlich aber schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut. In der Nähe befanden sich einst das Rabbinerhaus, die Talmudschule, ein jüdischer Friedhof und eine Mikwe (rituelles Bad). Diese Gebäude sind jedoch nicht mehr erhalten. Um 1390 wurde in Maribor der Rabbiner Israel ben Patachia Isserlein geboren, der im 15. Jahrhundert zu einer der einflussreichsten jüdischen Persönlichkeiten im Heiligen Römischen Reich wurde.

Im Jahre 1465 wurde innerhalb der Mauern des jüdischen Viertels der sogenannte Judenturm errichtet. Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe der Synagoge und ist ebenfalls bis heute erhalten. Es ist nicht bekannt, inwieweit der Judenturm von der jüdischen Gemeinde genutzt wurde.

1497 mussten die Juden auf Befehl des Habsburger Herrschers Maximilian I. die Steiermark und damit auch Maribor verlassen, das bis dahin das wichtigste Zentrum des Judentums auf dem Gebiet des heutigen Sloweniens gewesen war. 1501 wurde die Synagoge in die katholische Allerheiligen-Kirche umgewandelt. Ab 1785 diente das Gebäude schließlich als Lagerhaus.

1869 wurde das Judenverbot in der Steiermark aufgehoben und einige jüdische Familien kehrten nach Maribor zurück. Die Zahl der Juden erreichte jedoch nicht mehr den Stand des Mittelalters. Trotz der Bemühungen der jüdischen Bürger wurde die Synagoge nicht wieder eingeweiht.

Zwischen 1941 und 1945 wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt. Zu dieser Zeit lebten nur noch wenige Juden in Maribor, da die meisten die Stadt wegen der antijüdischen Maßnahmen im Königreich Jugoslawien bereits verlassen hatten. Während der Besetzung ermordeten oder vertrieben die Nationalsozialisten alle Juden der Stadt. Das Gebäude der ehemaligen Synagoge wurde nicht zerstört, da es seit fast 450 Jahren nicht mehr als Synagoge genutzt worden war.

Opfergruppen

Von den etwa 100 Juden, die 1938 in Maribor lebten, starb etwa ein Drittel zu Beginn der deutschen Besatzung und ein weiteres Drittel im ersten Jahr der Besatzung. Die verbliebenen Mariborer Juden wurden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, vor allem nach Auschwitz, wo die meisten von ihnen ums Leben kamen.

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Im April 1941 besetzte die deutsche Wehrmacht das Königreich Jugoslawien, das als Staat zerschlagen und zwischen dem Deutschen Reich und den benachbarten Ländern aufgeteilt wurde. Der nördliche Teil, Slowenien, kam unter italienische, deutsche und ungarische Verwaltung. Das von deutschen Truppen besetzte Gebiet sollte »germanisiert« werden. Geplant war, etwa 220.000 bis 260.000 Slowenen zu enteignen und dann auszusiedeln. Im Mai 1941 wurde im Schloss Reichenburg im Osten des Landes das zentrale Durchgangslager für die »Umsiedlung« der slowenischen Zivilbevölkerung eingerichtet. Insgesamt waren etwa 80.000 Menschen von den Verschleppungen betroffen. Bereits wenige Tage nach der Besetzung Sloweniens durch Deutschland und seine Verbündeten gründeten Kommunisten, linke Katholiken und bürgerliche Intellektuelle die »Osvobodilna Fronta« (Befreiungsfront), die mit dem Aufbau einer Partisanenarmee begann. Die deutschen Besatzer, die ab 1943 die italienische, ab 1944 auch die ungarische Zone Sloweniens kontrollierten, übten grausame Vergeltung – bis hin zur Zerstörung ganzer Dörfer. Die italienischen und ungarischen Besatzungsmächte boten den slowenischen Juden zunächst Schutz vor deutschen Transporten in die Vernichtungslager. Allerdings deportierte Italien einen Teil der jüdischen Bevölkerung im August 1943 auf die Adriainsel Rab. Etwa 300 dieser Verschleppten gerieten wenige Wochen später, nach der Besetzung von Rab durch die Wehrmacht, in die Hände der SS und wurden im März 1944 nach Auschwitz deportiert. Dorthin brachte die SS ab Frühjahr 1944 auch die slowenischen Juden aus der ungarischen Zone. Die deutsche Herrschaft endete in Slowenien erst im Mai 1945. Unmittelbar danach begannen die kommunistischen Partisanenverbände unter der Führung von Josip Broz Tito (1892–1980), zehntausende Angehörige der mit den Deutschen verbündeten Einheiten (so genannten Heimwehren), einheimische Deutsche und weltanschauliche Gegner zu verhaften und zu erschießen. Die Opferzahl steht bis heute nicht fest; bislang wurden 590 Massengräber entdeckt. Slowenien wurde nun Teil der sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien. Wie im gesamten Land entstanden zahlreiche Denkmäler zu Ehren der kommunistischen Partisanen. Einige Museen erinnerten auch an die Vertreibung der Slowenen, an die politischen Gefangenen und ihre Verfolgung sowie an den Terror während der deutschen Besatzungszeit. In der ehemaligen ungarischen Besatzungszone errichteten Überlebende und die jüdischen Gemeinden verschiedene Holocaustdenkmäler. Seit 1991 ist Slowenien unabhängig. Ein Bildersturm gegen die Zeugnisse der kommunistischen Gedenkkultur blieb aus. Die Gedenkstätte Partisanenlazarett »Franja« in Cerkno gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Marburg an der Drau (Maribor) wurde ab 1991 eine der besterhaltenen Synagogen im Ostalpenraum zum Regionalmuseum umgebaut. Seit 2011 ist das Zentrum für jüdisches Kulturerbe Synagoge Maribor dort beheimatet, vor dem Eingang steht ein Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten und vertriebenen Juden der Stadt. Bereits kurz nach der Erlangung der Unabhängigkeit begann eine parlamentarische Kommission mit der Untersuchung der Massenmorde nach Kriegsende, eine weitere Kommission wurde 2004 eingesetzt.

Erinnerung

Rund fünfhundert Jahre nachdem das Gebäude seinen ursprünglichen Zweck verloren hatte, wurde die Synagoge restauriert. Am 27. November 1964 wurde das Gebäude zunächst in das Verzeichnis der Kultur- und Kunstdenkmäler der Stadt Maribor eingetragen. 1976/1977 wurden Renovierungsarbeiten an der Fassade des Gebäudes und an der Stadtmauer durchgeführt, zwei Jahre später auch im Inneren. In den 1980er-Jahren wurde das Gebäude als Kunstgalerie genutzt. Die ursprüngliche Bedeutung als jüdisches Gotteshaus fand keine Beachtung.

Dies änderte sich mit dem Zerfall Jugoslawiens und der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Sloweniens. 1992 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Bausubstanz der ehemaligen Synagoge, um das Gebäude wieder nutzbar zu machen. Die Bauarbeiten wurden 2001 abgeschlossen.

Trotz der Restaurierung wurde die Synagoge jedoch nicht als Gotteshaus wiedereröffnet, da es in Maribor heute keine jüdische Gemeinde mehr gibt. Seit 2011 befindet sich in der Synagoge das Zentrum für jüdisches Kulturerbe Maribor, dessen Ziel die Erforschung, Erhaltung und Pflege des jüdischen Erbes in Slowenien ist. Im Jahre 2015 wurde die Synagoge zum Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erklärt.

Zum Gedenken an die ermordeten Mariborer Juden wurden hier 2012 die ersten Stolpersteine Sloweniens verlegt.

Angebote

Dauerausstellung und Wechselausstellungen, Kulturveranstaltungen, Vorträge

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 8.00 bis 16.00
Samstag und Sonntag geschlossen

Kontakt

https://www.sinagogamaribor.si/en/

info@sinagogamaribor.si

+386 31 680 294

Židovska ulica 4
2000 Maribor