In Kischinau (rumänisch/moldauisch: Chișinău, russisch: Kischinjow) erinnert ein Denkmal in der Nähe des ehemaligen Ghettos an die Juden, die 1941 dort leben mussten.
Kischinau liegt in der historischen Region Bessarabien und ist die Hauptstadt der heutigen Republik Moldau. Im 18. Jahrhundert siedelten sich Juden in Kischinau an, die Stadt wurde ein Zentrum jüdischen Lebens in Südosteuropa. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts lebten hier bis zu 50.000 Juden, fast die Hälfte aller Einwohner der Stadt. Immer wieder gab es jedoch antijüdische Übergriffe in Kischinau, so auch bei dem schweren Pogrom von 1903.
Infolge des Hitler-Stalin-Paktes besetzten im Juni 1940 sowjetische Truppen das seit 1918 zu Rumänien gehörende Bessarabien und Kischinau. Als die deutschen und rumänischen Armeen im Juni 1941 die Sowjetunion angriffen und auf Kischinau vorrückten, konnten nur wenige der über 50.000 Juden in die Sowjetunion fliehen. Schon kurz nach der Eroberung kamen vermutlich bis zu 10.000 Juden bei Gewaltakten durch die einheimische Bevölkerung und Soldaten der Besatzungsarmeen ums Leben. Im Gefolge der Armeen rückte das SS-Sonderkommando (SK) 11a unter dem Kommando von Paul Zapp in Kischinau ein. Ende Juli 1941 regte Zapp bei den rumänischen Behörden ein systematisches Vorgehen gegen Juden an, der Bezirkspräfekt befahl darauf die Errichtung eines Ghettos und eines Konzentrationslagers für Juden. Bis zu 11.000 Juden aus Kischinau mussten in das Ghetto umziehen, etwa 1.000 Juden wurden in dem Lager als Geiseln festgehalten. Unter dem Vorwand der Vergeltung für einen Brand in der Stadt holten Angehörige des SK 11a am 1. August 1941 etwa 550 jüdische Männer und Frauen aus dem Ghetto und aus dem Lager; sie wurden nach Geschlechtern getrennt, registriert und in der Nähe der Stadt erschossen. Wenig später zog das Sonderkommando weiter. Das Ghetto blieb zunächst unter rumänischer Verwaltung bestehen. Anfang Oktober 1941 begannen rumänische Behörden, die Juden aus dem Ghetto über den Fluss Dnister in das rumänisch besetzte Gebiet Transnistrien zu deportieren. Ab 1942 lebten keine Juden mehr in Kischinau.
Im Juli 1941 starben vermutlich bis zu 10.000 Juden aus Kischinau bei Gewalttaten der einrückenden rumänischen Armee und der Wehrmacht. Bis zu 11.000 Kischinauer Juden mussten in ein Ghetto ziehen, darunter auch etwa 2.300 Kinder. Etwa 1.000 Juden wurden in einem Konzentrationslager festgehalten. Das SS-Sonderkommando 11a erschoss etwa 550 jüdische Männer und Frauen am 1. August 1941. Die übrigen Juden aus dem Ghetto wurden ab Oktober 1941 von rumänischen Behörden in das Gebiet Transnistrien deportiert, viele starben bereits auf dem Weg dorthin. In Transnistrien mussten die Juden in Ghettos leben und Zwangsarbeit leisten, sehr viele starben an den Folgen von Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten in Kischinau etwa 5.500 Juden, fast alle von ihnen Flüchtlinge, die vor dem Krieg an anderen Orten gelebt hatten. Die Gemeinde wuchs schnell: 1959 lebten wieder über 42.000 Juden in der Stadt. Von ihnen wanderten über zwei Drittel in den 1970er Jahren und den folgenden Jahrzehnten aus, vor allem nach Israel.
Das Denkmal für die Opfer des Kischinauer Ghettos wurde 1993 errichtet. Es wurde vom Bildhauer Haum Epelbaum und dem Architekten Şoihet Simeon gestaltet. Das Denkmal steht auf dem heutigen Boulevard Grigore Vieru an der Ecke Ierusalimstraße in der Nähe des ehemaligen Ghettoeingangs. Das Denkmal besteht aus zwei roten Granitblöcken, Aussparungen an den Steinen bilden einen Davidstern. Vor den Steinelementen steht eine Bronzefigur. Auf den Granitblöcken steht auf Hebräisch, Rumänisch und Russisch: »Märtyrer und Opfer des Ghettos Kischinau! Wir, Lebenden, erinnern uns an Euch!«
Ein weiteres Denkmal befindet sich am nördlichen Stadtrand von Kischinau an der vermuteten Erschießungsstelle vom August 1941. Das »Denkmal für die Opfer des Faschismus« (rumänisch: Monumentul Victimelor Fascismului) wurde vom Künstler David Aurel geschaffen und 1991 aufgestellt. Das Denkmal liegt heute in einem Gewerbegebiet in der Nähe eines Autohändlers an der Strada Calea Orheiului. Im Jahr 2010 richtete das moldauische Ministerium für Kultur in Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden der Republik Moldau und anderen Einrichtungen ein Spendenkonto für die Reparatur des stark sanierungsbedürftigen Denkmals ein.
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
office@jcm.md
+373(22) 509689
Str. Ierusalim
Chişinău