Museum Groß-Rosen

Muzeum Gross-Rosen w Rogoźnicy


In der Nähe des Dorfes Groß-Rosen (polnisch: Rogoźnica) etwa 60 Kilometer westlich von Breslau (polnisch: Wrocław) entfernt, ließ die SS im Sommer 1940 ein Lager errichten, das bis Februar 1945 bestand. Heute erinnert eine Gedenkstätte an die etwa 40.000 Opfer des ehemaligen Konzentrationslagers.

Geschichte

Im niederschlesischen Groß-Rosen errichtete die SS im Sommer 1940 ein Nebenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Für die Wahl des Standortes waren zwei Gründe ausschlaggebend: Zum einen hatte es noch kein Konzentrationslager in Schlesien gegeben, so dass Häftlinge aus östlichen Gebieten des Reiches in die KZ Sachsenhausen und Buchenwald verschleppt wurden. Nach den Gebietszuwächsen der Jahre 1938/39 und den Massenverhaftungen in Polen nach Ausbruch des Krieges waren diese Lager mittlerweile überfüllt gewesen. Zum anderen ging es um wirtschaftliche Gründe: In der Nähe befand sich ein Granitsteinbruch, den die NS-Führung für die geplanten Monumentalbauten in deutschen Städten benötigte. Das Grundstück pachtete das SS-eigene Unternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEst). Anfang August 1940 kamen die ersten 100 deutschen und polnischen Häftlinge in Groß-Rosen an.
Ab Mai 1941 war Groß-Rosen ein eigenständiges Konzentrationslager. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Lager 722 Häftlinge: vor allem Polen, tschechische und deutsche »Schutzhäftlinge« sowie »Asoziale«. Zwölfstündige Schwerstarbeit im Steinbruch unter Misshandlungen der SS-Wachmannschaften, Hunger und Krankheiten bestimmten den Alltag der Häftlinge, die Sterblichkeit war hoch. Ständig wurden kranke Häftlinge in andere Lager abgeschoben und im Austausch gesunde angefordert. Die Häftlingszahl stieg kontinuierlich, Ende Juli 1942 waren 1.890 Männer in Groß-Rosen inhaftiert. Viele Gefangene wurden nun von Staatspolizeileitstellen aus Städten wie Breslau, Kattowitz und Posen eingewiesen.
Gegen Ende des Krieges, als immer mehr Lager und Gefängnisse im Osten aufgelöst wurden, stiegen die Häftlingszahlen drastisch an, zudem entstanden etwa 100 Außenlager. Am 1. Januar 1945 hatte der Lagerkomplex Groß-Rosen insgesamt mehr als 75.000 Häftlinge, etwa ein Drittel davon Frauen. Im Februar wurde das KZ aufgelöst und die meisten Häftlinge unter chaotischen Zuständen in westlicher gelegene Lager transportiert.

Opfergruppen

1941 überwog die Anzahl der deutschen Häftlinge in Groß-Rosen, später waren polnische und sowjetische Häftlinge in der Überzahl. Die meisten waren politisch und rassisch Verfolgte aus dem Deutschen Reich und den besetzten Gebieten. Im Verlauf des Krieges wurden viele »Ostarbeiter«, Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion sowie Kriegsgefangene ins Lager überstellt.
Groß-Rosen war gleichzeitig auch eine Hinrichtungsstätte: Vor allem sowjetische Kriegsgefangene wurden nach 1941 planmäßig und in großer Zahl erschossen oder mit Giftspritzen ermordet.
1944/45 verschleppte die SS immer mehr Juden ins Lager, sie stammten größtenteils aus Polen und Ungarn. Allein bei der Evakuierung von Auschwitz seit Herbst 1944 überstellte die SS zehntausende jüdische Männer und Frauen nach Groß-Rosen. Vor allem in den Außenlagern war der Anteil jüdischer Gefangener sehr hoch.
Als das Lager 1944 überfüllt war, wurden Hunger und Krankheiten für die Häftlinge immer unerträglicher. Entkräftete und kranke Häftlinge blieben ihrem Schicksal überlassen.
Insgesamt durchliefen etwa 120.000 Menschen, davon fast 60.000 Juden, das KZ Groß-Rosen und seine Nebenlager. Etwa 40.000 Häftlinge wurden zwischen August 1940 und Februar 1945 gezielt ermordet oder kamen durch Entkräftung, Hunger und Krankheiten zu Tode.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Trotz der hohen Opferzahlen blieb die Geschichte des Konzentrationslagers Groß-Rosen in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.
Im März 1947 wurde das Lagergelände von der sowjetischen Armee offiziell an die polnischen Behörden übergeben, die daraufhin begannen die Lagerreste zu sichern. Im September 1947 wurde ein Wettbewerb für den Bau eines Mausoleums zum Gedenken an die Opfer ausgeschrieben. Im Herbst 1953 wurde das Mausoleum, in dem die Asche von Opfern aufbewahrt wird, nach einem Entwurf von Adam Procki fertiggestellt. Die Nischen in der Granitwand des Mausoleums bewahren Urnen mit Erde aus den Außenlagern des KZ Groß-Rosen auf.
1983 wurde das Museum Groß-Rosen gegründet. Die Initiative für diesen Schritt ging vor allem von ehemaligen Häftlingen aus. Zu den Aufgaben des Museums gehören seitdem die Erhaltung des Geländes und der Reste des Lagerarchivs, sowie die Dokumentation und die Vermittlung der Geschichte des Lagers. Das SS-Kasino und das Lagertor gehören zu den wenigen erhalten gebliebenen Gebäuden auf dem Gelände, hier finden heute Ausstellungen statt. Außerdem sind Fundamente der Baracken und des Krematoriums noch vorhanden, auch die Häftlingsküche, eine Hinrichtungsstätte (»Todeswand«) und der Steinbruch können besichtigt werden.

Angebote

Führungen, Ausstellungen, Filmvorführungen, Archiv, Publikationen

Öffnungszeiten

Täglich 9:00 bis 16:00
Am 1. Januar, 25. Dezember und am Ostersonntag ist das Museum geschlossen

Kontakt

http://www.gross-rosen.eu

muzeum@gross-rosen.eu

+48 (0)74 855 9007

Rogoźnica
58-150 Rogoźnica