Sugihara-Haus

Sugiharos namai


Im heutigen Sugihara-Haus befand sich 1939/40 das japanische Konsulat in Kaunas (deutsch auch: Kauen, russisch: Kowno). Von 1920 bis 1939 war Kaunas die provisorische Hauptstadt des unabhängigen Litauen. Benannt ist das Haus nach dem japanischen Vizekonsul Chiune Sugihara, der einer großen Zahl von Juden durch die Erteilung japanischer Transitvisa die Flucht ermöglichte.

Geschichte

1940 besetzte die Sowjetunion Litauen. In der Folge schränkten die sowjetischen Behörden das jüdische Leben auch in Kaunas stark ein. Zu dieser Zeit befanden sich in der Stadt neben den ungefähr 40.000 einheimischen Juden zahlreiche jüdische Flüchtlinge aus Polen und Deutschland. Aufgrund der sich abzeichnenden politischen Entwicklung versuchten viele Juden Ausreisevisa aus Litauen zu erhalten. Diese rettenden Dokumente waren jedoch immer schwerer zu erhalten, da die Sowjets die Schließung aller diplomatischen Vertretungen in Kaunas forderten.
Chiune Sugihara (1900–1986) setzte sich über ein Verbot des japanischen Außenministeriums hinweg und stellte bis zur Schließung des japanischen Konsulats in Kaunas am 28. August 1940 die begehrten Transitvisa aus. Da Sugihara die Visa nur handschriftlich ausfertigen konnte, betrug seine Arbeitszeit in diesen Monaten ungefähr 18 Stunden täglich. Insgesamt belief sich die Zahl der von ihm erteilten Visa auf wahrscheinlich 2.139. Etwa 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder konnten auf diese Weise über die Sowjetunion nach Japan fliehen. Von dort aus gelangte ein Teil der Flüchtlinge ins japanisch besetzte Shanghai. Andere reisten über Japan in die USA weiter. Durch sein Handeln bewahrte Sugihara viele Juden vor dem sicheren Tod.

Opfergruppen

Das Haus ist dem Andenken von Chiune Sugihara (1900–1986) gewidmet, der vor dem deutschen Einmarsch in Litauen über 6.000 Juden zur Flucht verhalf.

Erfahre mehr über Litauen

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erlangte Litauen 1918 seine Unabhängigkeit vom Russischen Reich. Im Juni 1940 wurde das Land gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Viele katholische Litauer machten pauschal Juden für den Verlust der Eigenstaatlichkeit und den sowjetischen Terror verantwortlich. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überrollte die Wehrmacht das Land binnen kurzem. Bereits zwei Tage später führten deutsche Einheiten im grenznahen Garsden die erste Massenerschießung von Juden in diesem Feldzug durch. Litauische Nationalisten erschlugen in den ersten Kriegstagen hunderte Juden. Anschließend überfiel das deutsch-litauische »Rollkommando Hamann« Tag für Tag Ortschaften in Litauen und erschoss bis Ende 1941 beinahe sämtliche Juden auf dem Land und in Kleinstädten. Litauische SS-Einheiten und Polizeibataillone waren auch an Mordaktionen insbesondere auf belarussischem Gebiet beteiligt. Die Zahl der bis Sommer 1944 ermordeten litauischen Juden liegt zwischen 140.000 und 150.000 – fast 99 Prozent der jüdischen Bevölkerung des Landes in der Zwischenkriegszeit. Hinzu kommen etwa 70.000 jüdische Opfer aus dem Wilna-Gebiet, das nach der Zerschlagung PolensW im Herbst 1939 an Litauen zurückgegeben worden war. Der Terror richtete sich ab Sommer 1941 auch gegen meist kommunistische Kritiker und andere Minderheiten. Verschleppungen von Zwangsarbeitern in das Deutsche Reich setzten ein. Insgesamt etwa 170.000 nichtjüdische litauische Zivilisten fanden den Tod. Mit der Rückeroberung durch die Rote Armee 1944 wurde das Land erneut Teil der Sowjetunion. Tausende Litauer emigrierten, Tausende andere kämpften noch bis Ende der 1950er Jahre als Partisanen (»Waldbrüder«) gegen die sowjetische Besatzung. Insgesamt verschleppte der sowjetische Geheimdienst NKWD etwa 500.000 Litauer in das Innere der Sowjetunion. Das offizielle Litauen der Sowjetzeit gedachte vor allem der Helden des »Großen Vaterländischen Kriegs« und der prosowjetischen litauischen Patrioten, aber auch der ermordeten »friedliebenden Sowjetbürger und Kommunisten«. An einem der wichtigsten Orte des Massenmordes, dem IX. Fort in Kaunas, wurde 1958 ein Museum eingerichtet und 1984 ein monumentales Denkmalensemble aus Beton eröffnet. Seine Unabhängigkeit von Moskau erkämpfte sich das Land 1990/91 auch gegen russische Panzer mit 14 Toten. Anschließend wurden viele Monumente aus sowjetischer Zeit abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Litauens durch die Sowjetunion 1940/41 und 1944 bis 1990 sowie die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Lettland und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Erst in den 1990er Jahren kam es zu einer breiten Diskussion über die litauische Beteiligung am Holocaust und 1998 zur Gründung einer Internationalen Kommission zur Bewertung der Verbrechen während des nationalsozialistischen und des sowjetischen Besatzungsregimes. Mittlerweile ist die litauische Erinnerungskultur immer vielfältiger. Eines der wichtigsten Institutionen ist das Jüdische Museum »Gaon von Wilna«. Am ehemaligen Massenerschießungsort Ponary (Paneriai) soll neben den Denkmälern auch ein Museumsbau entstehen. Bereits seit 2014 gibt es eine neue Dauerausstellung im Fort IX, während das Internetprojekt »Holocaust Atlas of Lithuania« detaillierte Informationen über die Orte der Massenerschießungen im ganzen Land anbietet.

Erinnerung

Nach seiner Zeit in Kaunas arbeitete Sugihara in Prag, Königsberg und Bukarest. 1944 wurde er beim Einmarsch der Roten Armee in Rumänien interniert, er kam 1946 frei. 1947 musste er den diplomatischen Dienst verlassen, wobei wahrscheinlich auch seine Aktivitäten in Litauen eine Rolle spielten. Sugihara starb 1986, ein Jahr zuvor wurde er von der Gedenkstätte Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt.
Im Dezember 1999 wurde in Kaunas eine gemeinnützige Stiftung »Fonds Sugihara - Diplomaten fürs Leben« gegründet. Ziele der Stiftung sind, das Andenken Sugiharas zu pflegen, Opfern des Holocaust durch finanzielle Unterstützung zu helfen und den kulturellen Austausch zwischen Japan und Litauen zu fördern.
Das Sugihara-Haus, ein kleineres Wohnhaus im Stil der 1920er Jahre, beherbergt ein kleines Museum und zwei Forschungszentren der Vytautas-Magnus-Universität Kaunas: das Zentrum für Japanologie und das Zentrum zur Erforschung von Rettungsaktionen für Genozidopfer.
Die Ausstellung im ehemaligen Arbeitszimmer von Chiune Sugihara wurde 2001 von seiner Witwe Yukiko Sugihara eröffnet.

Angebote

öffentliche Diskussionen, Seminare, Vorträge, Konferenzen, Ausstellungen, eigenes Dokumentationszentrum mit Bibliothek

Öffnungszeiten

Mai bis Oktober montags bis freitags 10.00 bis 17.00, samstags und sonntags 11.00 bis 16.00
November bis April montags bis freitags 11.00 bis 15.00, samstags und sonntags geschlossen

Kontakt

http://www.sugiharahouse.com

sugiharahouse@yahoo.com

+370 (8)37 332 881

Vaižganto g. 30
44229 Kaunas