Staatliches Museum in Majdanek

Państwowe Muzeum na Majdanku


Zwischen Herbst 1941 und Juli 1944 befand sich am südöstlichen Stadtrand von Lublin das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek. In diesem Lager wurden sowohl jüdische als auch nichtjüdische Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen, erschossen und seit Herbst 1942 teilweise in Gaskammern ermordet. Die Gedenkstätte, die nach dem Krieg auf dem Lagergelände entstand, war eine der ersten in Europa überhaupt, die am historischen Ort an die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen erinnerte.

Geschichte

Das Konzentrationslager Majdanek im gleichnamigen Stadtteil Lublins wurde auf Befehl Heinrich Himmlers im Herbst 1941 unter dem Namen »Kriegsgefangenenlager der Waffen SS Lublin« errichtet. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 sollte es als Produktionsstätte für die SS dienen. In den etwa dreißig Monaten seines Bestehens hatte das »Konzentrationslager Lublin«, wie es seit Februar 1943 offiziell hieß, unterschiedliche Funktionen und unterstand verschiedenen Befehlsketten innerhalb des nationalsozialistischen Lagersystems. Die SS benutzte es als Zwangsarbeitslager und zeitweise als Vernichtungs- und Durchgangslager. Von 1941 bis 1944 existierten in Majdanek an die 270 »Arbeitskommandos«, die vor allem mit dem Ausbau des Lagers beschäftigt waren. Ab Herbst 1942 wurden jedoch auch Juden zur Vernichtung in das Lager deportiert, nachdem Odilo Globocnik, SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, die Einbindung Majdaneks in die »Aktion Reinhardt« veranlasste, den Plan zur Ermordung der Juden im Generalgouvernement. Neben den anderen Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka wurden ab Herbst 1942 auch in Majdanek Juden in Gaskammern ermordet.
Vom Ende 1943 bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Juli 1944 wurden nur noch wenige Juden nach Majdanek deportiert. Die Häftlinge befanden sich lediglich vorübergehend dort, bevor sie in verschiedene Lager im Reichsgebiet weitergeschickt wurden. Vor dem Einmarsch der Roten Armee versuchte die Lagerleitung die Spuren des Massenmords zu beseitigen. So mussten Häftlinge die Massengräber öffnen und die verwesenden Leichen verbrennen. Kurz vor der Auflösung des Lagers wurden mehrere Gebäude in Brand gesteckt, dennoch fand die Rote Armee bei ihrem Einmarsch den größten Teil des Lagergeländes in einem gut erhaltenen Zustand vor.

Opfergruppen

Anfangs waren nur Männer in Majdanek inhaftiert, ab Oktober 1942 gab es einen gesonderten Bereich für Frauen. Die schwere körperliche Arbeit, die mangelhafte Ernährung und die katastrophalen hygienischen Bedingungen führten dazu, dass viele Häftlinge innerhalb von kurzer Zeit starben. Arbeitsunfähige wurden erschossen. Im Winter 1941 und im Sommer 1942 wurden viele an Typhus erkrankte Häftlinge von Angehörigen der Lager-SS im nahe gelegenen Krępiecki-Wald ermordet. Andere Kranke ließ die SS ohne Betreuung und Verpflegung in einer Sterbebaracke, dem »Gammelblock«, sterben.
Die ersten Opfer, die Angehörige der SS in den im Herbst 1942 errichteten Gaskammern ermordeten, waren kranke Häftlinge, Juden wie Nichtjuden. Bei neu eintreffenden Transporten wurden vor allem jüdische Kinder, Alte und Kranke ermordet. Von den 15.000 Juden, die die SS aus dem Warschauer Ghetto nach Majdanek deportierte, ermordeten sie im April und Mai 1943 4.000 bis 5.000 mit Kohlenmonoxyd oder Zyklon B. Die übrigen Juden wurden vorerst zur Arbeit eingeteilt.
Am 3. November 1943 erschossen SS- und Polizeiangehörige unter dem Decknamen »Aktion Erntefest« 18.000 Juden aus dem Distrikt Lublin, Häftlinge aus Majdanek und anderen Zwangsarbeitslagern. Begleitet von Tanzmusik wurden die Opfer durch Schüsse in den Hinterkopf oder durch Maschinengewehrsalven auf dem Lagergelände und im Krępiecki-Wald erschossen.
Aufgrund lückenhafter Dokumentation ist es unmöglich, die genaue Anzahl der Häftlinge oder der Ermordeten in Majdanek zu nennen. Nach neuesten Forschungen kamen mindestens 78.000 Menschen in Majdanek um, von denen etwa 60.000 Juden waren. Unter den nichtjüdischen Opfern waren vor allem Polen und Weißrussen.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Am 24. Juli 1944 erreichten sowjetische und polnische Soldaten das zwei Tage zuvor aufgegebene Konzentrationslager. Ein Großteil des Lagers wurde zu einer Kaserne umfunktioniert, viele noch erhaltene Gebäude bald abgerissen. Auch die Bevölkerung vor Ort beteiligte sich an dem Abriss der Baracken und nutzte das Holz als Baumaterial.
Unmittelbar nach der Befreiung des Lagers wurde eine sowjetisch-polnische Kommission mit der Erforschung der Geschichte des Lagers beauftragt. Diese Kommission gab die Zahl der Opfer mit 1,5 Millionen an.
Bereits im November 1944 wurde das »Staatliche Museum Majdanek« gegründet. Somit wurde Majdanek zur ersten KZ-Gedenkstätte überhaupt. Nach dem Abzug der Militärs 1949 übernahm das Museum das gesamte Lagergelände. 1962 eröffnete eine Dauerausstellung, die stark dem ideologischen Muster der damaligen kommunistischen Staatspropaganda folgte.
Am 1. September 1969 wurde ein von Wiktor Tołkin und Jerzy Dembek entworfenes »Ehrenmal des Kampfes und Martyriums« eingeweiht, das bis heute die Gedenkstätte dominiert. Der »Weg der Ehre und des Martyriums« führt durch die Mitte des Lagergeländes und verbindet das Mahnmal mit einem Kuppelbau, dem Mausoleum. Hier wird die Asche von Ermordeten aufbewahrt.
Heute erhält das Museum insgesamt siebzig Originalgebäude. Zudem können teilrekonstruierte Krematorien und Gaskammern besichtigt werden. 1996 eröffnete eine neue Dauerausstellung.

Angebote

Dauerausstellung, Führungen, historische Workshops, Jugendbegegnungen, Bibliothek, Archiv, Sonderausstellungen, Publikationen

Öffnungszeiten

Gelände: April-Oktober 09.00-18.00, November-März 09.00-16.00, am 1. November geschlossen
Ausstellung, Installation: April-Oktober 09.00- 17.00, November-März, montags, an Feiertagen geschlossen
Besucherservice: April-Oktober 09.00-17.00, November-März 09.00-16.00, montags, an Feiertagen geschlossen

Kontakt

http://www.majdanek.eu

centrum@majdanek.pl

+48 (0)8171 028 33

ul. Droga Męczenników Majdanka 67
20-325 Lublin