NS-Dokumentationszentrum München

NS-Dokumentationszentrum München


Seit 2015 informiert das NS-Dokumentationszentrum München über die Geschichte des Nationalsozialismus und seine Nachwirkungen vor allem in der Stadt München.

Geschichte

Die bayerische Landeshauptstadt München spielte eine Schlüsselrolle in der Geschichte des Nationalsozialismus. Hier wurde kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Deutsche Arbeiterpartei gegründet, die 1920 auf Betreiben Adolf Hitlers in NSDAP umbenannt wurde. Anfangs noch eine Randerscheinung, gewann die Partei immer mehr an Zulauf. Mit ihren antidemokratisch eingestellten Eliten und ihren Bierhallen, die für politische Massenveranstaltungen genutzt werden konnten, bot München einen idealen Nährboden für die NSDAP und andere rechtsextreme Gruppen.
Am 9. November 1923 scheiterte die NSDAP mit einem Putschversuch in München. Wenig später erhielten Hitler und andere Teilnehmer auffällig milde Haftstrafen. Die NSDAP gewann gegen Ende der 1920er Jahre wieder an Stärke. 1930 bezog die Partei ihre neue Zentrale im »Braunen Haus«, einer eigens dafür umgebauten Villa nahe dem Königsplatz. Auch nach der sogenannten Machtergreifung 1933 blieb die Parteizentrale in München. Rund um das »Braune Haus« herum entstand ein ganzes Viertel mit Behörden und repräsentativen Gebäuden wie dem »Führerbau«.
1933 wurden im Keller des »Braunen Hauses« politische Gegner gefangen gehalten und gefoltert. Im März 1933 wurde im nahegelegenen Dachau das erste Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland eingerichtet, es bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Ebenfalls 1933 organisierten rechtsradikale Studenten eine Bücherverbrennung auf dem Königsplatz. 1935 wurde München offiziell zur »Hauptstadt der Bewegung« erklärt. Im November 1938 wurden die reichsweiten antijüdischen Ausschreitungen (»Kristallnacht«) von München aus organisiert. Genau ein Jahr später unternahm Georg Elser (1903–1945) ein gescheitertes Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller.
Durch alliierte Bombenangriffe wurden große Teile Münchens zerstört, so auch das »Braune Haus«. Die nationalsozialistische Herrschaft in München endete am 30. April 1945 mit dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen.

Opfergruppen

Das »Braune Haus«, der »Führerbau« und andere Gebäude in der Umgebung des Münchner Königsplatzes waren Orte der Täter. Hier wurden keine Massenverbrechen begangen, aber die Stadt spielte eine zentrale Rolle bei der Entstehung und der Festigung des Nationalsozialismus.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

München tat sich nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit schwer mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit als »Hauptstadt der Bewegung«. Zwar wurde ein Platz in der Nähe des Königsplatzes bereits 1946 in »Platz der Opfer des Nationalsozialismus« umbenannt, doch darauf es gab zum Teil heftige Reaktionen aus der Bevölkerung.
Ab den 1980er Jahren sorgten Bürgerinitiativen dafür, dass die Rolle der Stadt im Nationalsozialismus immer stärker thematisiert wurde. Es wurde auch eine Informationsstätte am authentischen Ort der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP gefordert. In den 1990er Jahren gab es heftige Diskussionen um das passende Konzept aber auch um den Standort, insbesondere um die Nutzung der Ruinen des »Braunen Hauses«. 2001/2002 fiel schließlich der Beschluss des Münchner Stadtrats, in der Nähe des Königsplatzes ein NS-Dokumentationszentrum einzurichten.
Das Dokumentationszentrum wurde am Standort des ehemaligen »Braunen Hauses« gebaut, dessen Fundamente schließlich nicht in den Neubau integriert, sondern restlos abgetragen wurden. Die Kosten für die Entstehung des Zentrums trugen der Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt München zu je einem Drittel. Die laufenden Kosten des 2015 eröffneten Hauses trägt die Stadt.
Die Dauerausstellung thematisiert vor allem Münchens Rolle im Nationalsozialismus, aber auch den Umgang mit der Vergangenheit nach dem Krieg. Das Dokumentationszentrum bietet wechselnde Ausstellungen, ein umfassendes pädagogisches Programm sowie eine Bibliothek.

Angebote

Dauerausstellung, Wechselausstellungen, Bibliothek, Führungen, Seminare, Fortbildungen, Smartphone-App

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 19.00
Geöffnet an Feiertagen, die auf einen Montag fallen.
Schließtage: 24.12. und 31.12.

Kontakt

http://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

nsdoku@muenchen.de

+49 (0)89 233 670 00

Brienner Straße 34
80333 München