Gedenktafel Kerestinec

Dvorac Kerestinec i spomen ploča


Im Dorf Kerestinec unweit von Zagreb erinnert eine Gedenktafel an Dutzende Häftlinge, die 1941 von Angehörigen der Ustascha im dortigen Lager getötet wurden.

Geschichte

Kerestinec ist ein kleines Dorf in der Nähe von Zagreb. Im 16. Jahrhundert ließ die ungarische Adelsfamilie Erdődy, die damals über das Gebiet herrschte, hier ein Schloss errichten. Nach dem Ersten Weltkrieg baute das Königreich Jugoslawien das Schloss zum Gefängnis um.
Nach dem Angriff der Achsenmächte auf Jugoslawien Anfang April 1941 übernahm die faschistische Ustascha die Macht in Zagreb und rief den Unabhängigen Staat Kroatien (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatsk, NDH) aus. Nur kurze Zeit später richtete die Ustascha im ganzen Land Lager für ihre Gegner ein. Ab dem 19. April 1941 nutzte die Ustascha das Erdődy-Schloss in Kerestinec als Konzentrationslager für Serben, Juden und Kommunisten aus Zagreb. Die Verwaltung des Lagers Kerestinec wurde der von der Ustascha kontrollierten Zagreber Polizei unterstellt. Das Lager teilte die Ustascha in drei Bereiche: Einen »jüdischen«, einen »serbisch-jugoslawischen« und einen »kommunistischen«. Die Häftlinge wurden auf die drei Bereiche verteilt, zuvor nahmen ihnen die Wachen Geld und Wertgegenstände ab. In der Nacht des 13. Juli 1941 unternahmen 89 Häftlinge aus dem kommunistischen Lagerteil einen Fluchtversuch: 14 Gefangene konnten fliehen, 31 wurden auf der Flucht erschossen, 44 Häftlinge wurden von der Ustascha zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nur wenige Tage nach der Flucht löste die Ustascha das Lager auf. Die verbliebenen jüdischen Häftlinge wurden in das Lager Gospić und von dort zur Mordstätte Jasenovac verschleppt. Etwa 900 Menschen durchliefen das Lager in den drei Monaten seines Bestehens, die überwiegende Mehrheit waren Juden.

Opfergruppen

Wie viele Menschen tatsächlich in Kerestinec inhaftiert waren ist nicht klar, da die Ustascha nur die Häftlinge registrierte, denen sie Geld oder Wertsachen abnahm. Im Lager waren vor allem Juden, Serben und politische Gegner des Ustascha-Regimes aus Zagreb gefangen.

Erfahre mehr über Kroatien

Nach dem Ersten Weltkrieg war Kroatien Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 von König Alexander I. (1888–1934) in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Der kroatische Nationalist Ante Pavelić (1889–1959) verließ das Land und bekämpfte die Königsdiktatur mit seiner terroristischen Untergrundorganisation »Ustascha« vom faschistischen Italien aus. Im April 1941 wurde Jugoslawien von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und der Staat in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Auf diese Weise entstand der »Unabhängige Staat Kroatien«, der tatsächlich ein vom Deutschen Reich abhängiger Staat unter dem Terrorregime der kroatischen Ustascha mit ihrem »Poglavnik« (Führer) Pavelić war. Deren Verfolgungs- und Vernichtungspolitik richtete sich gegen die große serbische Minderheit, gegen Juden, Roma sowie religiöse und weltanschauliche Systemgegner. Im Sommer 1941 errichteten die Machthaber in Jasenovac das größte Konzentrationslager auf dem Balkan. Etwa Mehr als 80.000 Personen kamen hier gewaltsam zu Tode, unter ihnen waren etwa 48.000 Serben, 13.000 Juden, 16.000 Roma und mehr als 4.000 Kroaten. Ebenfalls im Sommer 1941 begann der bewaffnete Kampf der kommunistischen Partisanen unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980). Bereits 1942/43 brachten Titos Truppen einen großen Teil Kroatiens unter ihre Kontrolle und nahmen 1944/45 ganz Jugoslawien ein. Pavelić floh, Tito wurde Staatschef und ließ Zehntausende früherer Gegner und Zivilisten – darunter viele aus Kroatien – verfolgen und ermorden. Bis zum Zerfall Jugoslawiens 1991 gab es in der Kroatischen Teilrepublik ca. 6.000 sehr unterschiedliche Gedenkorte, die die Erinnerung an die »Opfer des Faschismus« und an den Widerstandskampf wachhalten sollten. Gemeint waren Opfer des Terrors der kroatischen Ustascha, der deutschen und italienischen Besatzung, aber auch der königstreuen serbischen Milizen (Tschetniks), derer verallgemeinert als »Patrioten« gedacht wurde. Alle Opfer, so die staatliche Lesart, waren von »verräterischen Faschisten« verfolgt und umgebracht worden. Gleichzeitig wurde an die gefallenen oder ermordeten Widerstandskämpfer, zumeist führende Partisanen sowie Mitglieder der Kommunistischen Parteien Kroatiens und Jugoslawiens, erinnert. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit im Sommer 1991 begann die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee einen Krieg gegen Kroatien, der bis Ende 1995 andauerte. Dabei wurde auch die Gedenkstätte Jasenovac von Serben besetzt und stark beschädigt, das Museum geplündert. Nachdem der Ort wieder Teil Kroatiens geworden war, wollte Präsident Franjo Tudjman (1922–1999) hier eine Stätte des Gedenkens an alle kroatischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Krieges 1991–1995 einrichten. Erst 2006 konnten eine Dauerausstellung zur Geschichte des Lagers und ein Bildungszentrum eröffnet werden. Der Umgang mit der Weltkriegsvergangenheit in Kroatien ist seit 1991 gespalten. Bis zum Jahr 2000 wurden mehr als 3.000 Gedenkorte, auch Gräber, beschädigt und auf unterschiedliche Art und Weise aus der Öffentlichkeit entfernt. In anderen Landesteilen wird das Erbe des »antifaschistischen Volksbefreiungskampfes« gepflegt. Die wichtigste Gedenkstätte des Landes ist nach wie vor Jasenovac, wo es jahrzehntelang Kontroversen um die genaue Zahl und ethnische Zusammensetzung der Opfer gab. Mittlerweile haben führende sich führende Politiker des Landes am historischen Ort zur Verantwortung Kroatiens an den Verbrechen der Ustascha bekannt. 2022 wurde in Zagreb ein Holocaustdenkmal eingeweiht, das vor allem an die aus der Hauptstadt deportierten Juden erinnert.

Erinnerung

Nach der Auflösung des Lagers nutzte die Ustascha das Schloss als Schulungsort für Angehörige ihrer Miliz. In den 1990er Jahren hat die kroatische Seite während der post-jugoslawischen Kriege das Schloss wieder als Gefängnis und Folterstätte genutzt. Das Schloss selbst ist heute eine Ruine, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Auf der Hauptstraße von Kerestinec, unmittelbar am Eingang zum Schlossgelände, steht eine Gedenktafel, die an die Opfer der Ustascha erinnert. Sie war während der 1990er Jahre zerstört worden, so dass sie 2010 wieder in Stand gesetzt werden musste.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich

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