Schwedisches Holocaust-Museum

Sveriges museum om Förintelsen


Schweden war im Zweiten Weltkrieg nicht unter deutscher Besatzung und blieb offiziell neutral. Daher gab es keine Deportationen von Juden aus Schweden und das Land beteiligte sich an der Rettung vieler Juden aus anderen europäischen Ländern. Gleichzeitig unterhielt Schweden enge wirtschaftliche Beziehungen zum nationalsozialistischen Deutschland. Mit der Gründung des Schwedischen Holocaust-Museums am 1. Juli 2022 durch einen Beschluss der schwedischen Regierung gibt es in Schweden erstmals ein Museum, das dem Holocaust gewidmet ist. Während der ersten fünf Jahre befindet sich das Museum in der Torsgatan 19 in Stockholm, bis ein dauerhafter Standort gefunden wird.

Geschichte

Schweden war seit den Napoleonischen Kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts an keinen militärischen Konflikten beteiligt und blieb auch im Zweiten Weltkrieg neutral. Im Gegensatz zu den ebenfalls neutralen Nachbarländern Dänemark und Norwegen wurde Schweden nicht von deutschen Truppen besetzt. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Schweden Deutschland mit wichtigem Eisenerz belieferte und auch in anderen Bereichen mit den Nationalsozialisten kooperierte, etwa indem es unter anderem Militärtransporte über schwedisches Territorium zuließ.

Auf der anderen Seite konnten mehrere Tausend Juden durch den Einsatz schwedischer Amtsträger gerettet werden. Im Oktober 1943 nahm Schweden 7.220 Juden und 686 nichtjüdische Familienangehörige aus Dänemark auf, die in einer dramatischen Rettungsaktion auf dem Seeweg evakuiert worden waren. Diese Aktion rettete fast allen dänischen Juden das Leben. Außerdem konnte etwa ein Drittel der Juden aus Norwegen Ende 1942 nach Schweden fliehen. Der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg (1912–?) versorgte ungarische Juden mit schwedischen Schutzbriefen und Schutzpässen in Budapest und half somit, viele von ihnen vor dem Tod zu bewahren. Wallenberg selbst wurde kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee in Budapest vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und in die Sowjetunion verschleppt, wo er unter bis heute ungeklärten Umständen vermutlich bereits 1947 starb. Unter der Leitung des Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte (1895–1948), gelang es zudem ab März 1945, etwa 15.000 vor allem aus Norwegen und Dänemark stammende KZ-Häftlinge in der Aktion »Weiße Busse« nach Skandinavien zu evakuieren.

Opfergruppen

Das Schwedische Holocaust-Museum hat den Anspruch, umfassend über den Holocaust zu informieren. Es ist somit dem Andenken der bis zu sechs Millionen ermordeten europäischen Juden gewidmet.

Die schwedischen Juden waren der Verfolgung und späteren Vernichtung nicht ausgesetzt, da Schweden nicht von den Nationalsozialisten besetzt war.

Erfahre mehr über Schweden

Schweden blieb im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral. Im Gegensatz zu den ebenfalls neutralen Nachbarländern Dänemark und Norwegen wurde es nicht von deutschen Truppen besetzt. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Schweden Deutschland mit wichtigem Eisenerz belieferte und auch in anderen Bereichen mit den Nationalsozialisten kooperierte. Im Sommer 1940 schlossen die beiden Länder ein Abkommen, das den Transit von Gütern und Wehrmachtssoldaten auf schwedischen Schienen erlaubte. Im Zuge der sogenannten Mittsommerkrise 1941 genehmigte die schwedische Regierung den Transit der 163. Infanterie-Division der Wehrmacht von Norwegen an die Front in Finnland. Auf der anderen Seite war Schweden im Zweiten Weltkrieg Zufluchtsort für rund 180.000 Flüchtlinge, vor allem aus Finnland, Norwegen, Estland, Dänemark und Deutschland selbst. Auch mehrere Tausend Juden konnten durch den Einsatz schwedischer Amtsträger gerettet werden. Im Oktober 1943 nahm Schweden 7.220 Juden und 686 nichtjüdische Familienangehörige aus Dänemark auf, die in einer dramatischen Rettungsaktion auf dem Seeweg evakuiert worden waren. Diese Aktion rettete fast allen dänischen Juden das Leben. Außerdem konnte etwa ein Drittel der Juden aus Norwegen Ende 1942 nach Schweden fliehen. Der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg (1912–?) versorgte ungarische Juden mit schwedischen Dokumenten in Budapest und half somit, viele von ihnen vor dem Tod zu bewahren. Wallenberg selbst wurde kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee in Budapest vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und in die Sowjetunion verschleppt, wo er unter bis heute ungeklärten Umständen vermutlich bereits 1947 starb. Unter der Leitung des Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte (1895–1948), gelang es zudem ab März 1945, etwa 15.000 vor allem aus Norwegen und Dänemark stammende KZ-Häftlinge in der Aktion »Weiße Busse« nach Skandinavien zu evakuieren. Mit der Kriegswende schränkte Schweden ab 1943 den deutschen Transit ein und unterstützte zunehmend die Alliierten. Die Erinnerung an den Holocaust konzentrierte sich in der Nachkriegszeit vor allem auf die persönlichen Schicksale der nach Schweden gekommenen Flüchtlinge, wobei oft die schwedischen Rettungsaktionen im Mittelpunkt standen. Eine Auseinandersetzung mit der Kollaboration mit den Nationalsozialisten fand nur vereinzelt statt. Erst in den 1980er Jahren begann eine differenziertere Aufarbeitung der eigenen Verantwortung. Das 2023 in Stockholm eröffnete Schwedische Holocaust-Museum ist das erste Museum des Landes, das dem Holocaust gewidmet ist.

Erinnerung

Bei Kriegsende und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden in Schweden etwa 12.000 jüdische Flüchtlinge aus Mitteleuropa, Norwegen und Dänemark sowie eine ähnlich große Zahl jüdischer Überlebender aus den Konzentrationslagern gezählt. Bis 1947 sank die Zahl der jüdischen Flüchtlinge und Überlebenden auf etwa 7.000. Das Gedenken an den Holocaust konzentrierte sich in der Nachkriegszeit vor allem auf deren persönliche Schicksale, wobei oft die schwedischen Rettungsaktionen im Mittelpunkt standen. Eine Auseinandersetzung mit der Kollaboration mit den Nationalsozialisten fand nur vereinzelt statt. In den 1990er Jahren ging die Initiative zur Gründung der späteren Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken (IHRA) von Schweden aus.

Der Auschwitz-Überlebende Max Safir (1925–2020), der seit Mitte der 1950er Jahre in Schweden lebte, regte 2018 die Gründung eines schwedischen Holocaust-Museums an. Auf Beschluss der schwedischen Regierung wurde das Schwedische Holocaust-Museum am 1. Juli 2022 als Teil der Schwedischen Staatlichen Historischen Museen gegründet. Im Juni 2023 wurde die erste Ausstellung in den provisorischen Räumlichkeiten des Museums in der Torsgatan 19 in Stockholm eröffnet. Während der Suche nach einem dauerhaften Standort wird das Museum dort untergebracht sein.

Die Geschichten der Überlebenden, die nach Schweden kamen, sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Ausstellungen des Schwedischen Holocaust-Museums. So versucht das Museum unter anderem, die Geschichte des Holocaust anhand persönlicher Schicksale zu vermitteln. Durch eine Kooperation mit dem auf künstlicher Intelligenz basierenden Projekt »Dimensions in Testimony« der USC Shoah Foundation haben Besucher die Möglichkeit, über einen Bildschirm interaktiv mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Auch das Leben und Wirken von Raoul Wallenberg sowie andere Aspekte des Holocaust werden in den Ausstellungen thematisiert.

Angebote

Dauerausstellung und wechselnde Ausstellungen, Archiv, Konferenzen

Öffnungszeiten

Dienstag und Donnerstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00
Mittwoch 11.00 bis 20.00
Montags und an bestimmten Feiertagen geschlossen

Kontakt

https://museumforintelsen.se/en/

info@museumforintelsen.se

Torsgatan 19
113 21 Stockholm