Denkmal für die ehemaligen jüdischen Bürger aus Herzogenrath

Denkmal für die ehemaligen jüdischen Bürger aus Herzogenrath


Seit 2004 erinnert das »Denkmal für die ehemaligen jüdischen Bürger aus Herzogenrath« an die im Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Juden der Stadt.

Geschichte

Herzogenrath grenzt im Westen an die niederländische Stadt Kerkrade und im Süden an Aachen. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte Herzogenrath etwa 7.700 Einwohner, darunter einige wenige jüdische Familien. Eine eigene Synagoge hatte Herzogenrath nicht, die meisten Herzogenrather Juden gingen in die Aachener Synagoge.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde jüdisches Leben in Herzogenrath vollständig zerstört. Wie überall in Deutschland wurden auch hier die Juden nach und nach aus dem gesellschaftlichen Leben verdrängt, entrechtet und ihre Lebensgrundlagen zerstört. So steht etwa in einer Quelle vom Dezember 1936, dass »der jüdische Metzger August Rubens aus Herzogenrath wegen asozialen Verhaltens in Schutzhaft genommen und die Schließung seines Geschäftes verfügt wurde.« Der Großteil der Familie Rubens wurde in den Kriegsjahren in den besetzten Osten deportiert und dort ermordet. Ein ähnliches Schicksal ereilte die meisten jüdischen Familien von Herzogenrath, nur wenige konnten sich noch rechtzeitig ins Ausland retten.
Am 10. Juni 1942 wurden die Bürger Herzogenraths Zeugen, wie eine Gruppe von mindestens 100 jüdischen Häftlingen von der SS vom Bahnhof aus durch die Stadt getrieben wurde. Ziel des Gewaltmarsches waren zwei provisorische Lager im benachbarten Würselen. Von dort aus wurden die Häftlinge nur wenige Wochen später in den Osten deportiert.

Opfergruppen

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 35 Juden in Herzogenrath. Einige emigrierten, doch viele kamen im Holocaust gewaltsam um. Nach dem Krieg lebten in der Stadt keine Juden mehr.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Am 9. November 2004 wurde vor dem Herzogenrather Rathaus das »Denkmal für die ehemaligen jüdischen Bürger aus Herzogenrath« feierlich eingeweiht. Das Denkmal besteht aus Naturstein, in das ein Loch in Form eines Davidsterns gesägt wurde, deutet laut der beiden Künstler Stefanie Weskott und Werner Huppertz-Weskott auf das durch den Holocaust entstandene »unwiederbringliche Fehlen« hin. Auf dem Sockel trägt das Denkmal die Inschrift »Zum Gedenken an die Ausgrenzung, Entrechtung, Vertreibung, Deportation und Ermordung der jüdischen Bürger aus Herzogenrath«.
Die Initiative für das Denkmal ging vom 1993 gegründeten Herzogenrather Arbeitskreis »Wege gegen das Vergessen« aus, der sich für die Aufrechterhaltung der Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bürger der Stadt einsetzt. Außer dem Denkmal vor dem Rathausplatz setzte der Arbeitskreis eine Gedenktafel in Erinnerung an den Gewaltmarsch jüdischer Häftlinge im Juni 1942 sowie die Verlegung von über 20 »Stolpersteinen« durch, die namentlich an einzelne Herzogenrather Opfer des Holocaust erinnern. Dabei wurden zahlreiche Biographien von ehemaligen jüdischen Bürgern Herzogenraths in großem Detail recherchiert.

Angebote

Jährliche Gedenkveranstaltungen am 9. November

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

http://www.wege-gegen-vergessen.de/

info@herzogenrath.de