Muzeul Memorial al Holocaustului din Transilvania de Nord
In Şimleu Silvaniei (deutsch: Schomlenmarkt, ungarisch: Szilágysomlyó) dokumentiert seit 2005 das Nordsiebenbürgische Holocaustmuseum das Schicksal der 1944 nach Auschwitz deportierten Juden aus Şimleu Silvaniei sowie das der Juden aus der gesamten Region Nordsiebenbürgen.
Geschichte
Die kleine Stadt Şimleu Silvaniei liegt im Norden Rumäniens in der historischen Region Siebenbürgen. Dieses vormals zum Königtum Ungarn gehörende Gebiet fiel zusammen mit dem Kreischgebiet und Teilen des Banats nach dem Ersten Weltkrieg an Rumänien. Ende der 1930er Jahre erhob Ungarn immer stärker Anspruch auf die verlorenen Gebiete. Auf Druck von Deutschland und Italien wurde Siebenbürgen im September 1940 aufgeteilt und der nördliche Teil, in dem auch Şimleu Silvaniei liegt, Ungarn zugesprochen. 1941 lebten in Şimleu Silvaniei etwa 1.500 Juden bei einer Gesamtzahl von etwa 9.400 Einwohnern. Die meisten Juden von Şimleu Silvaniei sahen sich selbst als Ungarn.
Nachdem die deutsche Wehrmacht das verbündete Ungarn im März 1944 besetzt hatte, begannen deutsche und ungarische Behörden mit der systematischen Erfassung, Enteignung und Deportation der im Land lebenden Juden. Im Mai 1944 trieben die ungarischen Behörden, vor allem örtliche Polizei und Gendarmerie, insgesamt etwa 8.000 Juden aus Şimleu Silvaniei und Umgebung in ein Ghetto auf dem Gelände einer Ziegelei im benachbarten Dorf Cehei. Viele Menschen mussten dort unter freiem Himmel hausen, Grausamkeiten durch die als Bewacher eingesetzten ungarischen Gendarmen waren an der Tagesordnung. Ende Mai 1944 begannen die ungarischen Behörden alle etwa 8.000 Juden aus dem Ghetto von Cehei zu deportieren: In drei Transporten wurden die Juden nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Dort trieb die SS die meisten vermutlich sofort in die Gaskammern.
Opfergruppen
Etwa 1.500 Juden aus Şimleu Silvaniei und mindestens 6.500 Juden aus der Umgebung wurden im Mai 1944 in ein Ghetto im Dorf Cehei zusammengedrängt. Nach ihrer Deportation nach Auschwitz Ende Mai 1944 wurden dort nach Schätzungen etwa 80 Prozent der 8.000 Juden sofort ermordet.
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Rumänien
Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung.
Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde.
Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.
Erinnerung
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten nur wenige hundert Überlebende aus Şimleu Silvaniei und Umgebung in die Stadt zurück. Die im 19. Jahrhundert erbaute Synagoge verfiel zusehends, bis sie 2003 auf Initiative des New Yorker Architekten Adam Aaron Wapniak und des Nachkommens von Überlebenden aus dem Ort Nuşfalău (ungarisch: Szilágynagyfalu) Dr. Alex Hecht, renoviert wurde. Wapniak und Hecht gründeten zu diesem Zweck die Jewish Architectural Heritage Foundation und die rumänische Partnerorganisation Asociata Memoralia Hebraica Nuşfalău, die seither die Synagoge tragen. 2005 wurde die Synagoge von Şimleu Silvaniei als Nordsiebenbürgisches Holocaustmuseum wiedereröffnet.
Das Museum ist das einzige Museum in Rumänien, das ausschließlich den Holocaust zum Thema hat. Es hat vor allem die Ereignisse in Nordsiebenbürgen zum Schwerpunkt, behandelt aber auch die Judenverfolgung in anderen Teilen Rumäniens, so auch die Pogrome in Städten wie Jassy und Bukarest sowie die Deportationen in das Gebiet Transnistrien.
Angebote
Ausstellung, pädagogische Angebote
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 09.00 bis 17.00,
Sonntags nach Absprache