Museum Fort VII - Colomb

Muzeum Martyrologii Wielkopolan - Fort VII


Das Museum Fort VII – Colomb in Posen (polnisch: Poznań) erinnert an das nationalsozialistische Lager, das von 1939 bis 1944 in der ehemaligen preußischen Festung Fort VII bestand. In dieser Festung ermordete die SS Ende 1939 erstmals Patienten psychiatrischer Kliniken durch Giftgas.

Geschichte

Die Region um Posen gehörte seit der Zerschlagung Polens Ende des 18. Jahrhunderts zu Preußen und wurde nach dem Ersten Weltkrieg wieder polnisch. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen im September 1939 wurde das Gebiet erneut dem Deutschen Reich angegliedert und als »Warthegau« verwaltet. Im Oktober 1939 errichtete die Sicherheitspolizei (SiPo) ein Haftlager im Fort VII (auch Fort Colomb genannt), eine der 18 preußischen Festungen, die Posen seit Ende des 19. Jahrhunderts umgaben. Bis Mitte November 1939 sperrte die SiPo vor allem Angehörige der polnischen Oberschicht im »Konzentrationslager Posen« ein. Die meisten Häftlinge wurden innerhalb weniger Tage hingerichtet.
Von Oktober bis vermutlich Dezember 1939 ermordete die SS etwa 400 Patienten psychiatrischer Anstalten in Treskau (polnisch: Owińska) und Posen durch Giftgas, vermutlich Kohlenmonoxid. Dieses Verbrechen war der erste Massenmord durch Giftgas an Zivilisten überhaupt.
Ab Ende 1939 änderte der NS-Sicherheitsapparat mehrfach den Namen und die Bestimmung des Lagers. Bis etwa Mitte 1941 hielt die Gestapo vor allem polnische Widerstandskämpfer im »Übergangslager« gefangen. Meist blieben die Häftlinge mehrere Monate vor Ort bevor sie hingerichtet oder in andere Lager überstellt wurden. Ab Mai 1941 war das Fort VII »Arbeitserziehungslager«; die meisten Häftlinge waren Polen, die sich der Zwangsarbeit im »Dritten Reich« verweigerten. Ab März 1943 mussten Häftlinge des Forts VII beim Aufbau des Gestapo-Lagers in Posen-Poggenburg (bis 1939: Żabikowo) Zwangsarbeit leisten. Im April 1944 wurden alle Häftlinge dorthin verlegt, und das Lager im Fort VII aufgelöst. An seiner Stelle entstand eine Fabrik der Firma Telefunken, in der auch Zwangsarbeiter beschäftigt wurden.

Opfergruppen

Im Fort VII hielt die SS hauptsächlich Polen gefangen: Anfangs Angehörige der Oberschicht und der Bildungseliten, später solche, die gegen Besatzungsbestimmungen verstoßen hatten oder im Verdacht standen, politisch oder militärisch Widerstand zu leisten. Viele wurden im Fort VII hingerichtet, andere starben an Folter oder an den widrigen Lebensbedingungen. Mindestens zweimal wüteten Typhusepidemien im Lager, die viele der unterernährten und geschwächten Häftlinge dahinrafften.
Zwischen Oktober und Dezember 1939 ermordete die SS etwa 400 psychisch Kranke mit Giftgas.
Wie viele Häftlinge insgesamt im Fort VII inhaftiert waren oder vor Ort ums Leben kamen, ist nicht bekannt, da die Nationalsozialisten vor ihrem Abzug alle Unterlagen vernichteten. Lediglich 479 Opfer des Lagers sind namentlich bekannt. Es wird allerdings vermutet, dass etwa 18.000 Häftlinge das Lager durchliefen, von denen etwa 4.500 umkamen. Einige Historiker gehen von viel höheren Zahlen aus.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Posen gehört seit Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zu Polen und ist als Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen (polnisch: województwo wielkopolskie) eine der wichtigsten Städte des Landes. Nach dem Krieg wurde die Festungsanlage als Materiallager der polnischen Volksarmee genutzt, das Gelände war für Besucher gesperrt. 1963 entstand nach Bemühungen der Organisation ehemaliger Widerstandskämpfer eine erste Erinnerungsstätte im Fort VII, die an bestimmten Tagen im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich war. Erste Pläne für ein Museum im Fort VII entstanden 1976, drei Jahre später konnte das Muzeum Martyrologii Wielkopolan Fort VII (wörtlich: Museum des Märtyrertums der Großpolen Fort VII) eröffnet werden. Das Museum befindet sich unter der Obhut des Großpolnischen Museums der Unabhängigkeitskämpfe in Posen (Wielkopolskie Muzeum Walk Niepodległościowych w Poznaniu), zu der auch andere historische Stätten gehören, die an Ereignisse wie die Unabhängigkeitskämpfe 1918/19 oder den Posener Arbeiteraufstand 1956 erinnern. Im Fort VII wird anhand von Alltagsgegenständen, aber auch mit nachgestellten Szenen das Leid der Opfer thematisiert. Wichtigster Erinnerungsort ist die »Todeswand«, an der viele Häftlinge erschossen wurden.

Angebote

Dauerausstellung, Führungen in polnischer und englischer Sprache

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag: 10.00 bis 17.00 (von November bis Februar bis 16.00)
Sonntag: 10.00 bis 16.00
Montags geschlossen.

Kontakt

http://www.wmn.poznan.pl/odwiedz-nas/muzeum-martyrologii-wielkopolan-fort-vii/

mmw@wmn.poznan.pl

+48 (61) 848 313 8

al. Polska
60-591 Poznań