Nationale Gedenkstätte Fort Breendonk

Museum Nationaal Gedenkteken Fort Breendonk


Die ehemalige Festung Fort Breendonk, die während der deutschen Besatzung Belgiens als Polizeihaftlager benutzt wurde, ist heute eine Gedenkstätte.

Geschichte

Das Fort Breendonk wurde 1906 als Teil des Verteidigungsgürtels um Antwerpen gebaut. Es erlitt schwere Zerstörungen am Anfang des Ersten Weltkriegs, nach neun Tagen deutscher Belagerung kapitulierte die Besatzung. In der Zwischenkriegszeit nutzte die belgische Armee die Festung und es wurde entschieden, dass im Falle eines neuerlichen Angriffs auf Belgien das Hauptquartier der Armee hier eingerichtet werden sollte. Nach dem deutschen Angriff am 10. Mai 1940 übernahm König Leopold III den Oberbefehl der Armee im Fort Breendonk. Nach der Kapitulation Belgiens am 28. Mai 1940 wurde die Festung als Gefängnis und Auffanglager genutzt. Im September wurden zum ersten Mal Juden inhaftiert und bald darauf von den »arischen« Gefangenen getrennt. Am 22. Juni 1941, während der »Aktion Sonnenwende«, wurden Kommunisten und andere politische Gegner sowie Bürger der Sowjetunion, die sich in Belgien aufhielten, eingeliefert. Die Zahl der Häftlinge stieg. Ab 1942 wurde Breendonk als Durchgangslager genutzt. Von hier wurden die Häftlinge in andere Konzentrationslager - zum Beispiel nach Buchenwald - gebracht. Die jüdischen Gefangenen wurden zunächst in das Sammellager in Mechelen und dann von dort nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Das Lager in Breendonk gehörte durch die unzureichende Versorgung und die harten Strafen für die Häftlinge zu den schlimmeren NS-Lagern in Westeuropa. Bis zur Befreiung im September 1944 durchliefen etwa 3.000 bis 3.600 Häftlinge Fort Breendonk. Sieben Prozent davon waren jüdische Häftlinge aus Belgien, größere Gruppen bildeten jedoch Mitglieder kommunistischer Widerstandsgruppen, sowjetische Kriegsgefangene, Geiseln und Schwarzmarkthändler. Ab November 1942 richtete die Sicherheitspolizei eine besondere Zelle, den »Bunker«, für die Vernehmung von politischen Gefangenen ein. Die SS verschleppte von Breendonk etwa 2.330 Häftlinge in andere Konzentrationslager und Haftanstalten.

Opfergruppen

Von den bis zu 3.600 Häftlingen, die Fort Breendonk passierten, starben etwa 300 hier. Am Hinrichtungsplatz des Lagers wurden mindestens 164 Gefangene erschossen und 21 erhängt. Die meisten jüdischen Gefangenen, die später durch das Sammellager in Mechelen nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, ermordete die SS dort.

Erfahre mehr über Belgien

Das neutrale Belgien wurde im Mai 1940 angegriffen und stand fortan unter deutscher Militärverwaltung. Das deutschsprachige Gebiet um Eupen-Malmedy im Osten Belgiens wurde Teil des Deutschen Reiches. Damals lebten etwa 90.000 Juden im Land, darunter viele Flüchtlinge. Im Oktober 1940 wurden die ersten antijüdischen Verordnungen erlassen. Die Verfolgungs- und Beraubungspolitik der Besatzungsmacht mündete 1942 in die Vorbereitung systematischer Deportationen. Nachdem nur wenige Juden den Aufrufen zu angeblichen Zwangsarbeitseinsätzen folgten, führte der SS- und Polizeiapparat Razzien durch. Nach einem Aufenthalt im Zwischenlager Mechelen wurden die Verhafteten in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort sofort ermordet. Insgesamt fielen etwa 25.000 Juden und mehr als 350 Roma aus Belgien den Deportationen zum Opfer. Die Festung Breendonk bei Antwerpen diente ab September 1940 als Gefängnis, Auffang- und Durchgangslager, von wo vor allem politische Gegner der nationalsozialistischen Besatzer in deutsche Konzentrationslager transportiert wurden. Ende 1944 kam es im Rahmen der Ardennenoffensive im Südosten des Landes – in Lüttich und der Gegend um Malmedy – zu weitreichenden Zerstörungen mit zahlreichen zivilen Opfern, als deutsche Truppen erfolglos versuchten, die bereits bis Aachen vorgerückten Alliierten aufzuhalten. Etwa 90.000 Belgier wurden Opfer von Krieg und Besatzung. Die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung konnte dank der Hilfe nichtjüdischer Belgier überleben. Die belgische Gedenkkultur war und ist – entsprechend der politischen Struktur des Landes – mehrfach gespalten: Im französischsprachigen, wallonischen Landesteil ging lange eine verbreitete Überbewertung des Widerstandes mit der einseitigen Wahrnehmung Flanderns als »schwarz«. Dort wiederum beschönigten viele die Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern als Kampf für die vom belgischen Staat verfolgte flämische Nation. Die Verfolgung der Juden wurde verdrängt, ein Gedenken lediglich von der jüdischen Gemeinschaft aufrechterhalten. Seit den 1980er Jahren setzten sich an belgischen Gedenkorten jene Darstellungen durch, die nicht nur die flämische, sondern auch die wallonische Kollaboration zeigten und sowohl Widerstand als auch Unterdrückung zum Thema machten. Bei der Eröffnung des jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseums im flandrischen Mechelen im Jahr 1995 wurde deutlich, dass die von jüdischen und nichtjüdischen Belgiern geteilte Lagererfahrung eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Erinnerungen schafft. Die gleichberechtigte Existenz verschiedener Gedenkstätten wie zum Beispiel der Stätte des nationalen Widerstands in Breendonk und des Museums in Mechelen scheint inzwischen selbstverständlich zu sein.

Erinnerung

Das belgische Parlament beschloss 1947 einstimmig die Umwandlung des Forts in eine nationale Gedenkstätte. 1954 weihte der König im Hof der Festung ein Denkmal für die politischen Gegner der deutschen Besatzung ein. Inzwischen wurde in der Festung auch ein Museum eingerichtet, dessen Ausstellung das Alltagsleben der Häftlinge und die Foltermethoden der SS zeigt. Die Festung wurde nach einer vollständigen Renovierung 2003 wieder eröffnet.
Im September 2021 wurde vor den Toren der Festung ein neues Denkmal für die Opfer eingeweiht. Es trägt den Namen »Ode an den Widerstand« und wurde vom Künstler Tom Fransen entworfen. Das Denkmal zeigt einen riesigen Stiefel, der auf Frauen, Kinder und Widerstandskämpfer tritt, während ein Mann eine Taube freilässt. Die Initiative zum Denkmal kam vom »Nationalen Verband der politischen Häftlinge und ihrer Nachfahren« (»Confédération nationale des prisonniers politiques et ayants-droit« – CNPPA).

Angebote

Führungen, Workshops, Gesprächsrunden, jährliche Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung des Lagers am 4. September.

Öffnungszeiten

Täglich: 9.30 bis 17.30 Uhr
(letzter Einlass 16.30 Uhr).

Geschlossen am letzten Sonntag im August, Weihnachten und Neujahr.

Kontakt

http://www.breendonk.be

info@breendonk.be

+32 (0)38 607 525

Brandstraat 57
2830 Willebroek