Historischer Park Monte Sole / Stiftung Friedensschule Monte Sole

Parco Storico di Monte Sole / Scuola di Pace di Monte Sole


In der Umgebung des Bergs Monte Sole ermordeten deutsche und italienische Einheiten zwischen 1943 und 1945 in verschiedenen Razzien und »Vergeltungsaktionen« insgesamt 955 Partisanen und Zivilisten. Der »Historische Park Monte Sole« erinnert seit 1989 an die Opfer. In ihm ist seit 2002 die »Stiftung Friedensschule Monte Sole« tätig, ein Ort der Begegnung und der politischen Bildung.

Geschichte

Der Monte Sole ist ein zirka 20 km südlich von Bologna gelegener Berg. Um ihn herum erstreckt sich ein ländliches Gebiet, das heute die Gemeinden Marzabotto, Monzuno und Grizzana Moranti umfasst. Dort verlief nach dem Durchbruch der nahe gelegenen »Gotenstellung«, einer deutschen Verteidigungslinie, im Sommer 1944 die Front. In dieser Gegend war die kommunistische italienische Partisanenbrigade »Stella Rossa« (deutsch: Roter Stern) aktiv. Deutsche Truppen und italienische faschistische Milizen führten hier gezielte Terroraktionen auch gegen die Zivilbevölkerung durch.
Im September 1944 gab der Kommandeur der 16. SS-Panzergrenadierdivision, Generalleutnant Max Simon den Befehl zu einer Militäroperation im Gebiet Monte Sole mit dem Ziel, »Partisanengruppen zu vernichten« und »das Feindesgebiet zu säubern«. Dies geschah unter der Leitung des Majors Walter Reder zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944, als die Front nur noch wenige Kilometer vom Monte Sole entfernt verlief. Das gesamte Gebiet wurde von rund 1000 Soldaten umzingelt und systematisch durchkämmt. Unter den Soldaten befanden sich neben SS- und Wehrmachtsangehörigen auch Mitglieder der Republikanischen Nationalgarde, der paramilitärischen Miliz der faschistischen »Italienischen Sozialrepublik«.
Die Soldaten gingen mit großer Brutalität vor. Sie setzten Häuser, Schulen und Kirchen in Brand und töteten Zivilisten oft auf grausame Art und Weise. Die Mehrheit der Ermordeten waren Frauen, Kinder und Alte. Der Großteil der einst von vielen kleinen Gehöften und Dörfern geprägten Gegend ist heute noch als Folge dieses Terrors entvölkert.

Opfergruppen

In den Gemeinden Marzabotto, Monzuno und Grizzana Moranti, auf die sich der »Historische Park Monte Sole« erstreckt, wurden insgesamt 955 Personen von deutschen Truppen und faschistischen Milizen ermordet. Zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 waren es 770 Menschen, darunter 216 Kinder, 316 Frauen und 142 Alte über sechzig. Die Razzien und »Vergeltungsaktionen« fanden an mindestens 115 Orten statt, von denen die meisten heute noch Ruinen sind.

Erfahre mehr über Italien

Das Königreich Italien wurde seit 1922 von Benito Mussolini (1883–1945), dem »Duce« (Führer), und seiner faschistischen Partei diktatorisch regiert. Bis Mitte der 1930er Jahre spielte Antisemitismus in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle; diskriminierende Maßnahmen wurden erst 1938 eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt lebten über 46.000 Juden in Italien. Das italienische Staatsgebiet umfasste damals auch die Halbinsel Istrien sowie einige heute griechische Inseln, darunter Rhodos mit seiner traditionsreichen jüdischen Gemeinde. Die italienische Regierung, enger Verbündeter des Deutschen Reiches, beteiligte sich bis zum Herbst 1943 nicht an Massendeportationen von Juden in deutsche Vernichtungslager. Erst als das Land von Norden her durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde – der Süden war bereits durch amerikanische und britische Truppen befreit –, begann der deutsche SS- und Polizeiapparat, den Plan der systematischen Ermordung der italienischen Juden umzusetzen. Über eine Zwischeninternierung wurden die Menschen durch halb Europa nach Auschwitz deportiert, viele von ihnen unmittelbar danach in die Gaskammern getrieben. Die Zahl der ermordeten oder gewaltsam zu Tode gekommenen Juden aus Italien (ohne die italienisch besetzten Gebiete) beträgt zwischen 7.000 und 8.500 Personen. Zehntausende italienische Juden und jüdische Flüchtlinge konnten sich durch Emigration retten oder versteckten sich mit Hilfe von Nichtjuden. Über 2.000 gerieten nicht mehr in den deutschen Machtbereich, weil sie in Süditalien rechtzeitig durch die Alliierten befreit wurden. Von 1943 bis 1945 kam es in Norditalien zu heftigen Kämpfen zwischen den deutschen Besatzern und italienischen Partisanen der kommunistisch dominierten Widerstandsbewegung »Resistenza«. Die deutschen Truppen reagierten mit grausamen Vergeltungsmaßnahmen und Massakern, zum Beispiel in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen bei Rom. Insgesamt fanden während des Zweiten Weltkrieges über 400.000 Italiener – Soldaten, Zivilisten und Partisanen – den Tod. Nach Kriegsende wurde der Partisanenkampf zum zentralen Aspekt italienischen Selbstverständnisses und in der Erinnerungskultur zum Mythos der eigenen Befeiung vom Faschismus. Eine Auseinandersetzung mit der weitverbreiteten Unterstützung Mussolinis im eigenen Land unterblieb meist. Die bekannten Gedenkorte, wie das frühere Konzentrationslager Risiera di San Sabba bei Triest oder die Einrichtungen in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen, sind – wie auch zahlreiche Museen – dem Widerstand gewidmet. Erinnerungsstätten auf dem Gelände früherer Internierungslager für Juden sind dagegen selten und gedenken eher der Retter als der Verfolgten, wie es die Villa Emma in Nonatola zeigt, in der versteckte jüdische Kinder überlebten. Die Ausrichtung auf Menschenrechtserziehung, die auf Gegenwart und Zukunft bezogen ist, stellt das Bindeglied vieler dieser Einrichtungen dar. Mittlerweile rückt die Erinnerung an die deportierten und ermordeten Juden mehr in den Vordergrund. 2013 eröffnete die Memoriale della Shoah di Milano am Mailänder Hauptbahnhof. Die Errichtung eines zentralen Holocaustdenkmals in Rom wurde 2023 beschlossen.

Erinnerung

Max Simon wurde nach dem Krieg in Italien zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt und Simon bereits 1954 begnadigt. Walter Reder wurde 1951 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er durfte das Gefängnis 1985 verlassen und kehrte in sein heimatliches Österreich zurück.
1989 richtete die Region Emilia-Romagna den »Historischen Park Monte Sole« ein. Die Gründung der »Stiftung Friedensschule Monte Sole« im Zentrum des »Historischen Parks« folgte 2002. Der Park erstreckt sich fast über das gesamte Gebiet Monte Sole, das durch die Mordaktionen entvölkert wurde. Über die Hälfte des Areals ist heute von Wald bedeckt, in den übrigen Teilen gibt es Wiesen, Weiden und etwas Landwirtschaft. Es sind viele Spuren der Mordaktionen sichtbar, zum Beispiel die Ruinen des Dorfes Caprara oder der Kirche von Casaglia, die einst das religiöse und kulturelle Zentrum des Gebiets bildete und in die sich während der Überfälle viele Einwohner flüchteten. Auf dem Gipfel des Monte Sole erinnert ein Gedenkstein an die rund 420 Partisanen der Brigade »Stella Rossa« sowie an ihren Kommandanten Mario Musolesi, genannt »der Wolf« (italienisch: il lupo). Im nahe gelegenen Marzabotto wurde 1961 eine Gedächtniskirche für alle Opfer aus der Region eingeweiht.
Die »Stiftung Friedensschule Monte Sole« richtet sich insbesondere an Jugendliche und möchte den internationalen Dialog fördern. Sie bietet einen Ort der Begegnung und organisiert Workshops über Themen wie gewaltfreie Konfliktlösung, Menschenrechte und Völkerverständigung.

Angebote

Internationale Jugendbegegnungen, Seminare, Führungen und weitere Bildungsangebote für Erwachsene und Schulen, Publikationen, Bibliothek, Archiv

Öffnungszeiten

Der historische Park ist uneingeschränkt zugänglich, Bildungsangebote der Stiftung müssen im Voraus gebucht werden.

Kontakt

https://www.montesole.org/

info@montesole.org

+39 051 931 574

Pian di Venola
40043 Marzabotto