Gedenkstätte des Slowakischen Nationalaufstandes

Pamätník SNP Nemecká


In Deutschdorf an der Gran (slowakisch: Nemecká), einer Gemeinde in der Nähe von Neusohl, erinnern ein Denkmal und ein Dokumentationszentrum an die Opfer von Vergeltungsmaßnahmen nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands.

Geschichte

Am 29. August 1944 begann der gegen das diktatorische Regime von Jozef Tiso gerichtete Slowakische Nationalaufstand. Zentrum der Ereignisse war die mittelslowakische Stadt Neusohl (slowakisch: Banská Bystrica). Aufständische Kräfte der slowakischen Armee und Partisanen kämpften gemeinsam gegen regimetreue Truppen und die gleichzeitig einmarschierenden deutschen Einheiten von Wehrmacht und SS. Der Aufstand wurde am 27. Oktober 1944 endgültig niedergeschlagen.
Zwischen dem 5. und dem 11. Januar 1945 führten Angehörige des Einsatzkommandos 14 der SS-Einsatzgruppe H sowie Mitglieder der slowakischen Hlinka-Garde bei Deutschdorf an der Gran Massenerschießungen durch. Bis zu 900 Menschen ermordeten sie in einer Kalkbrennerei. Die Opfer mussten sich vor den brennenden Kalköfen niederknien, bevor sie mit einem Genickschuss getötet wurden. Ihre Leichen wurden anschließend in den Kalköfen verbrannt, ihre Asche im Fluss Gran (slowakisch: Hron) verstreut. Als Opfer der Vergeltungsmaßnahmen suchten sich die Angehörigen des Einsatzkommandos und die Hlinka-Gardisten vor allem Unterstützer des Aufstands, Partisanen, Juden und Sinti und Roma aus.

Opfergruppen

Die genaue Zahl der im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen in Deutschdorf ermordeten Menschen ist nicht mehr zu ermitteln, die von Historikern angenommene Zahl liegt zwischen 500 und 900. Überliefert ist, dass sich unter den Opfern mindestens 26 aktive Teilnehmer des Aufstands befanden, sowie 205 Juden und Sinti und Roma. Unter den ermordeten Widerstandskämpfern waren aber auch Franzosen, Amerikaner, Bürger der Sowjetunion und eine Rumänin. Insgesamt etwa 5.300 Menschen, darunter 1.000 Juden, ermordeten Angehörige von SS-Einsatzgruppen und der Hlinka-Garde im Rachefeldzug nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands.

Erfahre mehr über Slowakei

Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote. Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden. Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.

Erinnerung

Das 1959 enthüllte Denkmal schuf die Bildhauerin Klára Pataki. 1962 wurde eine Gedenkstätte eröffnet, die den Slowakischen Nationalaufstand und den Massenmord nach deren Niederschlagung thematisiert. Seit 2002 befindet sich die Gedenkstätte in der Trägerschaft des Museums des Slowakischen Nationalaufstands in Neusohl.

Angebote

Dauerausstellung, Denkmal

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Gedenkstätte: Dienstags bis sonntags 9.00 bis 16.00

Kontakt

http://www.muzeumsnp.sk

muzeumsnp@muzeumsnp.sk