Denkmal für die Opfer des Faschismus in Krasnodar

Памятник 13 тысячам краснодарцев – жертвам фашистского террора


In der russischen Großstadt Krasnodar erinnert ein Denkmal für die »Opfer der Faschisten« unter anderem an die ermordeten Juden der Stadt. In der Nähe liegt noch ein Teil des einst wesentlich größeren jüdischen Friedhofs. Dort liegen auch einige Juden begraben, die während der deutschen Besatzung 1942/43 ermordet wurden.

Geschichte

Krasnodar, im Süden Russlands zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer gelegen, wurde 1793 als Festungsstadt mit dem Namen Jekaterinodar gegründet. Bereits im 19. Jahrhundert lebten auch Juden in der Stadt. Die meisten von ihnen waren Soldaten mit ihren Familien, denen es erlaubt war, außerhalb des vom Zaren erlaubten Siedlungsgebietes für Juden zu leben. 1926 lebten etwa 1.750 Juden in der Stadt, die seit 1920 den Namen Krasnodar trug und inzwischen über 100.000 Einwohner hatte.
Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt am 12. August 1942 während ihrer Offensive in Richtung Kaukasus. Wie viele Juden nach dem Abzug der Roten Armee in der Stadt blieben, ist unklar, weil sich im bis dahin als sicher geltenden Krasnodar auch viele Juden befanden, die während der deutschen Offensive im Jahr davor in die Stadt gebracht worden waren. Die Besatzer zwangen nun die Juden, sich innerhalb einer Woche registrieren zu lassen unter dem Vorwand, dass sie umgesiedelt würden.
Am 21. August 1942 fuhr das Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D unter dem Befehl des SS-Obersturmbannführers Kurt Christmann alle Juden Krasnodars mit Militärfahrzeugen zu einer Fabrik nördlich des Stadtzentrums. Dort erschossen sie alle Juden in einem Stadtpark namens 1. Mai (heute: Tschistjakowskaja Roscha) und verscharrten ihre Leichen dort in zuvor ausgehobenen Gräben.
Einigen Juden gelang demnächst die Flucht. Sie wurden später gefasst und in einem sogenannten Gaswagen erstickt.

Opfergruppen

Am 21. und 22. August 1942 ermordeten Mitglieder des Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D, unterstützt durch lokale Helfer etwa bis zu 2.000 Juden. Zwischen 30 bis 60 Juden wurden anschließend auf der Flucht gefasst und in Gaswagen erstickt. Darüber hinaus ermordeten die Besatzer Tausende Zivilisten, unter anderem auch Patienten und Roma. Viele der Opfer, insbesondere Patienten, wurden im Gaswagen, das die Einsatzgruppe D in dieser Zeit mit sich führte, ermordet. Die Gesamtzahl ermordeter Zivilisten in und um Krasnodar wird seit Kriegsende auf etwa 13.000 geschätzt.

Erfahre mehr über Russische Föderation

In der Russischen Föderation ist der 9. Mai – der Gedenktag an den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg gegen den »Hitlerfaschismus« – der bedeutendste Feiertag, der aus der sowjetischen Vergangenheit übernommen wurde. Am 23. August 1939 hatte die Sowjetunion unter Josef Stalin (1878–1953) zunächst einen »Nichtangriffspakt« mit dem Deutschen Reich geschlossen. Beide Regime verständigten sich darin über ihre »Interessensphären« in Ostmitteleuropa und beschlossen unter anderem die gemeinsame Teilung Polens. Ab dem 22. Juni 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in sowjetisches Territorium ein. Bei Kriegsende 1945 waren auf dem besetzten sowjetischen Gebiet nach neueren Schätzungen insgesamt bis zu 28 Millionen Tote in Armee und Bevölkerung zu beklagen. Die sowjetische Erinnerungskultur ist im heutigen Russland wieder dominierend. Ihre Sinnbilder – wie die monumentalen Denkmäler in Sankt Petersburg oder Wolgograd – sind noch immer beliebt und weiterhin Schauplatz großer Gedenkveranstaltungen am 9. Mai. Diese Erinnerungsstätten sind allerdings weniger Orte der Trauer und des Totengedenkens als vielmehr der Heldenverehrung. Der Opfer wurde lange Zeit gar nicht, später als »Opfer des Faschismus« gedacht. Die Wirkungsmacht dieser Sicht auf die Vergangenheit lässt sich beispielhaft am Konflikt um eine 1995 aufgestellte Skulptur vor dem Museum des Großen Vaterländischen Kriegs in der Hauptstadt Moskau ablesen. Das Denkmal »Tragödie der Völker« ist den etwa zwanzig Millionen zivilen Opfer der Jahre 1941 bis 1944 in der Sowjetunion gewidmet und sollte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur Russlands markieren. Nach heftiger Kritik an der auch in der Bevölkerung als zu pessimistisch empfundenen Aussage musste das Denkmal hinter das Gebäude versetzt werden. Zugleich gab es aber auch nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie »Memorial«, die sich mit verdrängten Kapiteln der Geschichte beschäftigten, wie mit den Gefangenen der Roten Armee und Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Sie galten nach ihrer Rückkehr als Verräter, wurden pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt und erneut in Lagern inhaftiert. Auch im Rahmen des staatlich-offiziellen Gedenkens gab es immer wieder engagierte lokale Kulturämter, die besondere Denkmäler und eine die Opfer einbeziehende Gedenkkultur durchsetzten. Dass an einigen Orten, häufig mit geringsten finanziellen Mitteln, kleine Erinnerungsstätten entstanden sind, ist oft auch dem Engagement von Privatpersonen oder von jüdischen Gemeinden zu verdanken. Etwa 100.000 sowjetische Juden auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation waren nach 1941 vor allem Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen und ihrer Helfer zum Opfer gefallen. Zu Sowjetzeiten wurde an sie als »friedliche Bürger« erinnert. Erst seit Anfang der 1990er Jahre ging man dazu über, an offiziellen Denkmälern zusätzliche Tafeln anzubringen und die jüdischen Opfer zu benennen oder durch eine Übersetzung der Inschrift ins Hebräische ins Gedächtnis zu rufen. In Ansätzen gab es auch russische Forschung zum Holocaust. 2012 eröffnete in Moskau das auch von internationalen Experten anerkannte Jüdische Museum und Toleranzzentrum. Gleichzeitig wurde das politische Regime in Russland immer nationalistischer, in der Staatspropaganda dominiert ein offen revisionistisches Geschichtsnarrativ, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch aggressiver wurde. Währenddessen wurden wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch »Memorial«, massiv unterdrückt.

Erinnerung

Die Wehrmacht hielt Krasnodar nur wenige Monate besetzt, die Rote Armee eroberte die Stadt bereits am 12. Februar 1943 zurück. Sie veranstaltete erstmalig ein öffentliches Tribunal, das deutsche Kriegsgefangene und einheimische Kollaborateure verurteilte und viele Todesurteile vollstrecken ließ. Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Kurt Christmann wurde 1980 in der Bundesrepublik zu zehn Jahren Haft wegen der Verbrechen in Krasnodar verurteilt.
Heute befindet sich in dem Hain namens »Tschistjakowskaja Roscha«, wo am 21. und 22. August 1942 bis zu 2.000 Juden ermordet wurden, ein Denkmal. Es wurde am 9. Mai 1975 eingeweiht. Auf einem marmornen Podest steht eine Skulpturengruppe, die Zivilisten und Soldaten darstellt. Neben dem Denkmal brennt ein ewiges Feuer. Die russische Inschrift des Denkmals lautet: »Den Einwohnern Krasnodars, in Gaswagen zu Tode gefoltert und brutal ermordet von Nazi-Henkern vom August 1942 bis Februar 1943«. Das Denkmal ist somit allen bis zu 13.000 ermordeten zivilen Opfern der Stadt Krasnodar gewidmet.
Nach dem Krieg wurden die ermordeten Juden auf dem jüdischen Friedhof im Zentrum der Stadt neu bestattet. Die sowjetischen Behörden ließen den Friedhof 1964 schließen und gaben das Gelände zum Teil zur Bebauung frei. Heute ist nur noch ein kleiner Teil des Friedhofs erhalten.

Öffnungszeiten

Das Denkmalgelände ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Kolchosnaja ul., 86
350000 Krasnodar