Mémorial de la Shoah

Mémorial de la Shoah


Das Denkmal und Museum »Mémorial de la Shoah« in Paris ist einer der meistbesuchtesten Erinnerungsorte in Frankreich. Es beherbergt mehrere Denkmäler wie die Mauer der Namen und das 1956 fertig gestellte Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer sowie das Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC). Das CDJC wurde bereits 1943 von Mitgliedern jüdischer Gemeinden im Untergrund gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Verfolgung der Juden in Frankreich im Detail zu dokumentieren.

Geschichte

Im Juni 1940 besetzten deutsche Truppen zunächst den Norden Frankreichs mit der Hauptstadt Paris, ab 1942 auch den größten Teil des Südens. In die südöstliche Region des Landes (Grenoble, Nizza) rückten 1942 italienische Truppen ein. In den unter deutscher Kontrolle stehenden Gebieten begann die SS im März 1942 mit der Deportation von Juden in die Vernichtungslager im besetzten Polen. Italien hingegen beteiligte sich zu diesem Zeitpunkt nicht aktiv an der tödlichen Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten. Zahlreiche französische Juden flohen daher in die italienische Besatzungszone. Am 28. April 1943 kamen dort, in der Stadt Grenoble, etwa 40 Widerstandskämpfer und Vertreter unterschiedlicher jüdischer Strömungen zusammen. Auf ihrem Treffen in der Privatwohnung des früheren Rabbiners und Industriellen Isaac Schneersohn beschlossen sie, aus dem Untergrund heraus die Mordpolitik der Nationalsozialisten zu dokumentieren und Beweise für eine gerichtliche Ahndung der Verbrechen nach dem Krieg zu sammeln. Zu diesem Zweck gründeten sie das Centre de Documentation Juive Contemporaine (CDJC, deutsch: Zentrum der zeitgenössischen jüdischen Dokumentation). Nach der Befreiung der Stadt Paris von den deutschen Besatzern im Sommer 1944 zog das CDJC in die französische Hauptstadt um.

Opfergruppen

Die Gedenkstätte »Mémorial de la Shoah« erinnert an die verfolgten und ermordeten Juden Frankreichs. Etwa 76.000 Menschen – etwa ein Fünftel der jüdischen Bevölkerung des Landes – wurden zwischen März 1942 und Sommer 1944 verschleppt und ermordet.

Erfahre mehr über Frankreich

Frankreich geriet nach der Niederlage seiner Armee im Juni 1940 unter deutschen Einfluss. Der Norden fiel unter deutsche Militärverwaltung, der Süden blieb zunächst unbesetzt. Im südfranzösischen Kurort Vichy wurde eine von Deutschland abhängige Regierung gebildet. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten etwa 300.000 Juden in Frankreich. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Religionszugehörigkeit in Frankreich nicht registriert wurde. Ende 1940 wurden im Norden die ersten antijüdischen Verordnungen erlassen. Der Politik der Zwangsregistrierung, Ausgrenzung und Beraubung folgten systematische Festnahmen durch die französische Gendarmerie. Vor allem Juden ohne französischen Pass gerieten ins Visier des deutschen SS- und Polizeiapparates sowie der einheimischen Behörden. Mit dem Anwachsen des französischen Widerstandes ging der deutsche Militärbefehlshaber General Otto von Stülpnagel (1878–1948) dazu über, als Abschreckung Unbeteiligte erschießen und insbesondere Juden festnehmen zu lassen. Diese Verhafteten gehörten zu den ersten, die ab März 1942 in die Vernichtungslager im besetzten Polen verschleppt wurden. Etwa 75.000 Menschen wurden in über siebzig Transporten verschleppt und ermordet. Die Mehrzahl der französischen Juden überlebte, zumeist in Verstecken im südlichen Landesteil. Krieg und Verfolgung fielen in Frankreich etwa 600.000 Menschen zum Opfer, unter ihnen 270.000 Zivilisten. Während andere Opfergruppen bis heute wenig differenziert behandelt werden, hat sich seit Ende der 1980er Jahre die Forschung zu Patienten, die in Heimen und Kliniken zu Tode kamen, verstärkt. Heute wird von bis zu 50.000 Opfern ausgegangen. In beiden Landesteilen hatte es während der Besetzung Verfolgung, Kollaboration und Widerstand gegeben. Insbesondere die Erinnerung an den Kampf der »Résistance« als Ausdruck französischer Vaterlandsliebe und das Leid der »Deportation« boten nach dem Krieg die Möglichkeit, Gegensätze zwischen Konservativen (Gaullisten) und nach Moskau ausgerichteten Kommunisten zu überbrücken. Dem entsprechen die Widmungen zahlreicher Museen und Gedenkstätten – wie das »Mémorial des Martyrs de la Déportation« (Denkmal für die Märtyrer der Deportation) in Paris aus dem Jahr 1956 und das 2005 in der KZ-Gedenkstätte Natzweiler eröffnete »Centre Européen du Résistant Déporté« (Europäisches Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers). Ab Anfang der 1990er Jahre entstanden Einrichtungen wie das Maison d’Izieu (Haus von Izieu) bei Lyon, wo an 44 verschleppte jüdische Kinder erinnert wird, die Nationale Gedenkstätte im ehemaligen Lager Gurs sowie ein Erinnerungszentrum in Oradour sur Glane – einer Ortschaft, die die SS 1944 zerstört hatte. Die zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust ist die 2005 eröffnete »Mémorial de la Shoah« im Zentrum der Hauptstadt. Mittlerweile haben mehrere französische Staatspräsidenten die Mitverantwortung des Landes für den Holocaust in Frankreich anerkannt. Die 1988 eröffnete und 2002 erweiterte Gedenkstätte in Caen, die an die Landung der Westalliierten in der Normandie 1944 erinnert, ist die meistbesuchte Gedenkstätte außerhalb von Paris. Hier finden die jährlichen nationalen Gedenkfeiern an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland statt. Zudem gibt es zahlreiche regionale Museen, in denen die Auseinandersetzung mit Verfolgung, Widerstand und Deportation im Mittelpunkt steht.

Erinnerung

Forschungsleiter des CDJC wurde nach dem Umzug nach Paris Léon Poliakow, dessen spätere Arbeiten bis heute zu den Grundlagen der Antisemitismusforschung zählen. Isaac Schneersohn setzte sich seit 1950 für den Bau eines Denkmals für die Opfer des Holocaust ein. Das »Mémorial du Martyr Juif Inconnu« (deutsch: Denkmal für den unbekannten jüdischen Märtyrer) wurde 1956 in Paris eingeweiht. Es besteht aus einem Gebäudekubus mit einer hebräischen und einer französischen Inschrift sowie einer Krypta, in der sich ein symbolisches Grab für sechs Millionen ermordete Juden befindet. Gleichzeitig zog das CDJC in das Gebäude bei diesem Denkmal ein. Im Vorhof des Gebäudes, das von den Architekten Alexandre Persitz und Georges Goldberg (Mitarbeit: Louis Arretche) entworfen wurde, befindet sich unter anderem die »Mauer der Namen« mit Angaben zu 76.000 deportierten französischen Juden. Die 2005 mit staatlicher Unterstützung erweiterte Gedenkstätte zeigt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Juden in Frankreich und Europa während des Holocaust, bezieht aber auch die Zeit vor und nach dem Verbrechen mit ein. Es stehen ein Auditorium und ein multimediales Lernzentrum bereit. Das CDJC, das seit der Befreiung 1944 zahlreiche Originaldokumente der deutschen Besatzer verwahrt, enthält durch Schenkungen mittlerweile über eine Million Archivstücke und besitzt eine Fotosammlung mit 90.000 Aufnahmen.
Die Einrichtung wird unter anderem von der im Jahr 2000 gegründeten »Fondation pour la mémoire de la Shoah« getragen; diese wiederum beruht auf sichergestellten Werten, die den französischen Juden während der deutschen Besatzung geraubt wurden. Weitere ständige Zuschüsse erhält die Gedenkstätte unter anderem von der Stadt Paris und von französischen Ministerien. Es besteht ein Partnerschaftsvertrag mit den französischen Eisenbahnen SNCF.

Angebote

Dauer- und Wechselausstellungen zur Verfolgung und zum Widerstand in Frankreich, Programme für Kinder, pädagogische Angebote für Schulklassen, Lehrer und andere Multiplikatoren, Organisation von Auschwitz-Fahrten und Themenführungen zur jüdischen Geschichte von Paris, Archiv, Bibliothek, Buchhandlung

Öffnungszeiten

Täglich außer Samstag von 10.00 bis 18.00, donnerstags 10.00 bis 22.00. An jüdischen und nationalen Feiertagen geschlossen.

Kontakt

http://www.memorialdelashoah.org

contact@memorialdelashoah.org

+33 (0)1 427 744 72

17, rue Geoffroy l'Asnier
75004 Paris