Platz der Alten Synagoge

Platz der Alten Synagoge


Seit 2017 erinnert ein Wasserspiegel an die im November 1938 zerstörte Alte Synagoge in Freiburg.

Geschichte

Freiburg wurde 1120 das Stadtrecht verliehen. Juden lebten in Freiburg bereits im 13. Jahrhundert. 1349, auf dem Höhepunkt der Pestepidemie, wurden fast alle Juden von Freiburg verbrannt. Später lebten wieder Juden in der Stadt, sie wurden 1424 jedoch endgültig vertrieben, so dass Juden erst 400 Jahre später wieder dort lebten. Die neue Gemeinde wurde 1863 offiziell gegründet. Zuerst benutzte sie einen kleinen Betsaal, doch bereits 1869/1870 errichtete sie ihre eigene Synagoge in der Innenstadt. Sie wurde im maurisch-byzantinischen Stil mit romanischen Elementen auf einem fast quadratischen Grundriss erbaut. Neben der Synagoge wurde auch ein Gemeindehaus errichtet. Mitte der 1920er Jahre wurde die Fassade der Synagoge umgestaltet und durch einen Vorbau ergänzt. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 1.400 Juden in Freiburg, bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 90.000. Viele jüdische Familien waren im Handel aktiv, aber es gab auch viele jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Hochschullehrer in der Universitätsstadt Freiburg.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich die Situation der Juden auch in Freiburg zusehends. Viele wählten den Weg der Emigration.
Am 10. November 1938 setzten lokale Angehörige der SA und der SS die Synagoge in Brand. Viele Juden wurden gezwungen, der Zerstörung ihres Gotteshauses zuzusehen. Darüber hinaus wurden 140 jüdische Männer verhaftet und für einige Wochen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nach dieser traumatischen Erfahrung verließen noch mehr Juden Freiburg.
Knapp zwei Jahre später, am 22. Oktober 1940, wurden in der sogenannten »Wagner-Bürckel-Aktion« die meisten Juden aus Baden und aus der Saar-Pfalz ins südfranzösische Gurs deportiert, darunter fast alle der noch etwa 350 in Freiburg lebenden jüdischen Kinder, Frauen und Männer. Die meisten von ihnen überlebten die Verfolgung nicht: sie starben entweder an den schlechten Lebensbedingungen in Gurs oder wurden 1942/43 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Opfergruppen

Von den mehr als 1.100 Juden, die 1933 in Freiburg lebten, wurden mindestens 314 im Holocaust ermordet.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

10 Freiburger Juden, die in sogenannten Mischehen lebten, überlebten die Verfolgung in ihrer Heimat. Nach dem Krieg kehrten lediglich fünf gebürtige Freiburger Juden in die Stadt zurück, wo bereits im September 1945 der erste jüdische Gottesdienst stattfand. 1948 schloss die jüdische Gemeinde einen Vergleich mit der Stadt: das Grundstück der zerstörten Synagoge blieb im Besitz der Stadt, im Gegenzug kümmerte sie sich um den Erhalt des 1938 geschändeten jüdischen Friedhofs. Die jüdische Gemeinde wuchs später wieder und errichtete 1985 mithilfe von Stadt und Land eine neue Synagoge in der Nähe des Freiburger Münsters.
Bereits in den 1950er Jahren bemühten sich jüdische Bürger in Freiburg, am Ort der zerstörten Synagoge ein Denkmal zu errichten. 1961 wurde schließlich eine runde bronzene Gedenktafel eingeweiht. Sie trägt die Inschrift: »Hier stand die Synagoge der israelitischen Gemeinde Freiburg / erbaut 1870 – sie wurde am 10. November 1938 unter einer Herrschaft der Gewalt und des Unrechts zerstört«. Am Denkmal wurden jährlich im November Gedenkveranstaltungen abgehalten. Der Platz, der sich inmitten von Universitätsgebäuden befindet, wurde 1996 in »Platz der Alten Synagoge« umbenannt.
Nach 2000 begann eine neue Diskussion um eine Neugestaltung des Platzes. Den 2006 ausgelobten Wettbewerb gewannen die Architekten Volker Rosenstiel und Martin Schedlbauer. Ihr Entwurf sah vor, einen mit Wasser gefüllten Bassin mit den Grundrissen der Alten Synagoge auf dem Platz zu errichten, um das zerstörte Gebäude wieder im Stadtbild sichtbar werden zu lassen. Das Denkmal wurde 2017 eröffnet. Die alte Gedenktafel von 1961 wurde in das Denkmal integriert. Bei den Bauarbeiten wurden noch Reste der Fundamente der zerstörten Synagoge gefunden.
Das Denkmal ist seit seiner Eröffnung umstritten, weil vor allem bei warmem Wetter viele Menschen ins Wasser steigen und planschen.

Öffnungszeiten

Der Platz und das Denkmal sind jederzeit zugänglich.

Kontakt

https://www.freiburg.de/pb/1154785.html

kulturamt@stadt.freiburg.de

+49 (0) 761 201 21 01

Platz der Alten Synagoge
79098 Freiburg im Breisgau