Museum Treblinka - Deutsches nationalsozialistisches Vernichtungslager und Arbeitslager (1941 - 1944)

Muzeum Treblinka – Niemiecki nazistowski obóz zagłady i obóz pracy (1941 - 1944)


Seit 1964 erinnert eine Gedenkstätte am historischen Ort an die Opfer des Vernichtungslagers Treblinka, in dem 1942/43 mehrere Hunderttausend Juden ermordet wurden.

Geschichte

Nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 erschossen SS-Einsatzgruppen hunderttausende Juden in den besetzten Gebieten. Dies markierte den Übergang zum systematischen Völkermord an den europäischen Juden, so auch in Polen. Lokale deutsche Dienststellen begannen, die Ermordung der seit 1939 verfolgten und in Ghettos gepferchten polnischen Juden zu planen. Sie griffen auf Erfahrungen der »Aktion T4« zurück, bei der zwischen 1939 und 1941 unter der Aufsicht der SS etwa 120.000 Kranke und Behinderte in deutschen Pflegeheimen ermordet wurden, unter anderem durch den Einsatz von Giftgas. Der erste Komplex zur gezielten Vernichtung polnischer Juden entstand im Warthegau, dem seit 1939 ins Deutsche Reich eingegliederten Teil Polens: Ab November 1941 ermordete die SS in Kulmhof (polnisch: Chełmno) bei Lodz Zehntausende Juden in »Gaswagen«.
Gleichzeitig bereitete die SS unter dem Decknamen »Aktion Reinhardt« die planmäßige Ermordung der Juden im Generalgouvernement vor. Hauptverantwortlicher vor Ort war der SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, Odilo Globocnik. Drei Vernichtungslager entstanden unter seinem Befehl, deren einziger Zweck darin bestand, möglichst viele Menschen zu ermorden: Belzec, Sobibor und ab Juli 1942 Treblinka in der Nähe von Warschau.
In Treblinka wurden zeitweise über 10.000 Menschen am Tag ermordet. Die Opfer wurden mit der Eisenbahn nach Treblinka transportiert, die Züge nacheinander ins Lager geschoben. Das Lagerpersonal bestand aus 25 bis 30 SS-Männern und etwa 120 »Trawniki«, Wachmannschaften meist ukrainischer Herkunft. Sie erschossen Gebrechliche und Kranke direkt nach der Ankunft in einem als Lazarett getarnten Bereich. Alle anderen trieben die »Trawniki« nackt durch einen etwa achtzig Meter langen Weg, den »Schlauch«, zu den Gaskammern. Die Opfer wurden mit Motorabgasen ermordet, an denen sie oft erst nach langem Todeskampf erstickten.

Opfergruppen

Die SS selektierte unter den Ankommenden die Mitglieder des »Sonderkommandos«. Sie wurden dazu gezwungen, die Kleider und die Wertgegenstände der Ermordeten zu sortieren, die Gaskammern zu reinigen, die Körperöffnungen der Leichen auf versteckte Gegenstände hin zu untersuchen und Goldzähne auszubrechen.
Im Frühjahr 1943 musste das Sonderkommando die Leichen aus den Massengräbern ausgraben und verbrennen. Diese Beseitigung der Spuren des Massenmords deuteten die Häftlinge als Zeichen, dass das Lager bald aufgelöst werden könnte. Sie befürchteten, dass sie als Zeugen ebenfalls ermordet werden würden. Sie organisierten einen bewaffneten Aufstand, der am 2. August 1943 unter Beteiligung von 840 Häftlingen ausbrach. Etwa 200 Männern, von denen sechzig später das Ende des Krieges erlebten, gelang die Flucht.
Der Aufstand beschleunigte die Auflösung des Lagers. Jüdische Häftlinge blieben neben SS-Angehörigen und »Trawniki« zu Aufräumarbeiten zurück. Sie rissen sämtliche Gebäude und Anlagen des Lagers ab und errichteten zur Tarnung einen Bauernhof auf dem Gelände.
Etwa 800.000 bis 900.000 Juden wurden zwischen Juli 1942 und August 1943 von der SS in Treblinka ermordet. Die Opfer stammten vor allem aus Polen, aber auch aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei, Frankreich, Griechenland, Bulgarien, Jugoslawien und der Sowjetunion. Unter den Opfern waren auch etwa tausend Sinti und Roma.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Im Herbst 1947 wurde ein Wettbewerb zur Gestaltung einer Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände des Vernichtungslagers ausgeschrieben. Im Komitee waren sowohl staatliche Stellen als auch das staatsnahe Zentralkomitee der Juden in Polen vertreten. Die Entscheidungsfindung innerhalb der Jury war von Konflikten begleitet. Während einige Mitglieder Treblinka als Ort der Ermordung von Menschen verschiedener Nationalitäten darstellen wollten, betonten andere die jüdische Identität der Opfer. Den Wettbewerb gewann schließlich ein Entwurf, der Treblinka eindeutig als Ort der Ermordung von Juden darstellte und das Martyrium der Opfer thematisierte. Dieser Entwurf wurde jedoch aus ideologischen Gründen nie realisiert: Mit der Festigung der kommunistischen Diktatur in den Jahren 1948/49 wurde auch die Erinnerung an die Opfer des Krieges und des Nationalsozialismus den Prinzipien der stalinistischen Staatspropaganda unterworfen. Nun standen Darstellungen heroischer Kämpfer im Vordergrund, während religiöse Symbole verschwanden.
Erst am 10. Mai 1964 eröffnete eine Gedenkstätte, sie wurde vom Architekten Adam Haupt und den Bildhauern Franciszek Duszeńko und Franciszek Strynkiewicz gestaltet. Die Gedenkanlage besteht aus mehreren Elementen, darunter einem Mahnmal an dem vermuteten Standort der Gaskammern. Dieses ist von tausenden Granitsteinen umgeben, die an ausgelöschte jüdische Gemeinden erinnern. Seit 2006 ist im Verwaltungsgebäude eine kleine Ausstellung zu sehen. Eine zentrale Rolle spielt auch die Erinnerung an den Pädagogen und Schriftsteller Janusz Korczak (1878-1942), der 192 Waisenkindern unter seiner Obhut bis zum gemeinsamen Tod in der Gaskammer nicht von der Seite wich, obwohl es ihm immer wieder möglich gewesen wäre, das Warschauer Ghetto zu verlassen.
2020 wurde am ehemaligen Standort des Bahnhofs Treblinka ein neues Denkmal eingeweiht. Der Bahnhof befand sich vier Kilometer vom Vernichtungslager entfernt. Die Transporte mussten hier haltmachen, und die Waggons wurden nach und nach abgekoppelt und mit den Menschen an Bord ins Vernichtungslager geschoben.

Angebote

Führungen in polnischer Sprache (Audioguide in englischer, deutscher und hebräischer Sprache); Forschungaktivitäten

Öffnungszeiten

April bis Oktober täglich 9.00 bis 18.30,
November bis März täglich 9.00 bis 16.00,
An Weihnachten und Ostern geschlossen

Kontakt

https://muzeumtreblinka.eu/

sekretariat@muzeumtreblinka.eu

+48 (0)257 811 658

Wólka Okrąglik 115
08-330 Kosów Lacki