Denkmal für die Opfer des Faschismus Soroca

Monumentul Victimelor Fascismului


In der moldauischen Kleinstadt Soroca (russich: Soroki) erinnern mehrere Denkmäler an die Juden der Stadt, die im Juli 1941 von rumänischen Einheiten ermordet wurden. Später deportierten rumänische Behörden fast alle jüdischen Einwohner von Soroca in das Gebiet Transnistrien.

Geschichte

Die jüdische Gemeinde in Soroca (russisch: Soroki), im Norden der heutigen Republik Moldau am westlichen Ufer des Dnisters, gehört zu den ältesten Gemeinden in der historischen Region Bessarabien. Wahrscheinlich seit dem 16. Jahrhundert siedelten hier Juden; Soroca entwickelte sich zu einem Zentrum jüdischen Lebens. 1930 lebten etwa 5.400 Juden in der Stadt, etwas mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. 1940 besetzte die Sowjetunion das seit 1918 zu Rumänien gehörende Bessarabien, so auch Soroca. Nach dem gemeinsamen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 besetzten deutsche und rumänische Truppen die Stadt im Juli. Unmittelbar danach ermordeten rumänische Gendarmen etwa 200 Juden.
Nach dem Abmarsch der deutschen Truppen Richtung Osten blieb die Stadt unter rumänischer Verwaltung. Ende Juli 1941 begannen rumänische Einheiten damit, die Juden aus dem Norden Bessarabiens auf eigene Faust zu vertreiben. Sie sammelten etwa 5.000 bis 6.000 Juden, die sie in großen Gruppen über den Fluss Dnister in die deutsch besetzte Ukraine nach Jampil (auch: Jampol) trieben. Die deutschen Besatzungstruppen ließen die jüdischen Trecks zunächst passieren. In Jampil liefen die ausgehungerten und verängstigten Menschen auf der Suche nach Nahrungsmitteln umher. Die deutschen Truppen sammelten daraufhin auf Befehl des Ortskommandanten Major Klemm alle Juden in einem abgesperrten Teil der Stadt und trieben sie zurück über den Dnister nach Soroca. Viele ältere Menschen und Kinder kamen bei den Märschen um. Juden, die sich weigerten über den Dnister zu gehen oder versuchten nach Jampil zurückzukehren, wurden von deutschen Feldgendarmen erschossen. In Soroca übergaben die deutschen Truppen die Juden einem rumänischen Wachkommando. Überall in der Stadt vegetierten schwache und hungernde Menschen auf den Straßen. Frauen wurden in einem nahegelegenen Kornfeld vergewaltigt. Später wurden die Juden von rumänischen Einheiten aus Soroca abgeschoben. Ihr weiteres Schicksal ist unklar.

Opfergruppen

Etwa 200 Juden aus Soroca wurden von rumänischen Gendarmen im Juli 1941 erschossen. Im Herbst 1941 errichteten rumänische Behörden in der Umgebung Soroca mehrere Sammellager für Juden. Von dort aus wurden die bessarabischen Juden zusammen mit Juden aus anderen Regionen in das Gebiet Transnistrien deportiert. Viele Menschen überlebten dort Zwangsarbeit, Krankheiten und Misshandlungen nicht. Wie viele Juden aus Soroca während des Holocaust ums Leben kamen ist nicht klar.

Erfahre mehr über Republik Moldau

Die heutige Republik Moldau umfasst den größten Teil der historischen Provinz Bessarabien östlich des Flusses Pruth sowie einen kleinen Streifen östlich des Dnjestr, der zur Region Transnistrien (»jenseits des Dnjestr«) gehört. Die Landessprache ist rumänisch. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte diese Landschaft zum Russischen Zarenreich, danach jedoch, ohne den transnistrischen Teil, zum Königreich Rumänien. 1939 lebten hier etwa 205.000 Juden. Nachdem das Deutsche Reich und die Sowjetunion in einem Geheimabkommen – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – ihre »Interessensphären« zwischen Ostsee und Schwarzem Meer abgesteckt hatten, marschierte die Rote Armee im Sommer 1940 in Bessarabien ein. Der sowjetische Geheimdienst NKWD verschleppte anschließend 11.000 »unliebsame« Personen, darunter über Tausend Juden, nach Sibirien. Rumänien suchte nach diesen umfangreichen Gebietsverlusten verstärkt die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. Im Sommer 1941 marschierten seine Truppen an der Seite der deutschen Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet vor, Bessarabien und das gesamte zur Ukraine gehörende transnistrische Gebiet bis zum Fluss Bug kamen unter rumänische Hoheit. Zwischen Juli und August 1941 ermordeten Angehörige der Wehrmacht und der SS-Einsatzgruppe D, rumänische Sonderkommandos und Polizeieinheiten über 150.000 Juden der Region, plünderten die verlassenen Häuser und Geschäfte. Die Überlebenden wurden in Ghettos und Lager gepfercht und ab dem 15. September über den Djnestr nach Transnistrien verschleppt, ebenso wie politische Gefangene, die der Kollaboration mit den sowjetischen Behörden verdächtigt wurden. Ab 1945 kehrten 7.000 bis 10.000 in die Sowjetunion geflohene oder verschleppte Juden zurück. Nach dem Krieg wurde Bessarabien erneut zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Gedacht wurde der Befreiung durch die Rote Armee und des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Alles »Rumänische« wurde systematisch getilgt. Nach der Unabhängigkeit der Republik Moldau 1991 wurde lange über eine Wiedervereinigung mit Rumänien gestritten. Die mehrheitlich russische Bevölkerung im transnistrischen Teil verhinderte dies aber. Der Grundkonflikt zwischen dem größeren bessarabisch-rumänischsprachigen und dem kleineren, seit 1992 nach einem kurzen Bürgerkrieg abtrünnigen transnistrisch-russischsprachigen Gebiet, verbunden mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes, drängen das Erinnern an Holocaust und Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund. In verschiedenen Städten Moldaus erinnern seit Beginn der 1990er Jahre dennoch Denkmäler, Gedenktafeln oder -steine an die Massaker im Sommer 1941 und an die ermordeten Juden – so in Dubossary und der heutigen Hauptstadt Kischinau, auf dem jüdischen Friedhof von Tighina oder in Dörfern wie Vertujeni und Pepeni.

Erinnerung

Auf dem jüdischen Friedhof von Soroca erinnern mehrere Denkmäler an die Opfer des Holocaust. Seit 1972 erinnert ein Denkmal an die 41 Juden, die an der Bekirowskij-Brücke südlich der Stadt im Juli 1941 ermordet wurden. Auf Hebräisch und Russisch sind Namen und Alter von 37 der Opfer genannt, vier konnten nicht identifiziert werden.
Ein weiteres Denkmal wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion auf dem jüdischen Friedhof errichtet. Dieses erinnert an Juden, viele aus anderen Regionen, die bei der Deportation in die deutsch besetzte Ukraine im Spätsommer und Herbst in den Wäldern nördlich der Stadt ums Leben kamen. Auf dem sechseckigen Fundament des Denkmals befindet sich ein steinerner Davidstern. Eine Gedenktafel zeigt das Relief einer Menora. Dazu steht auf Rumänisch und Hebräisch: »In ewigem Gedenken. Hier liegen die Knochen der jüdischen Opfer, 6.000 an der Zahl vernichtet durch die Hände der faschistischen Banditen im Jahr 1941 in den Wäldern nahe dem Dorf Cosăuţi. Friede ihrer Asche!«

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