Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem jüdischen Friedhof Orhei
Monumentul Victimelor Fascismului din Cimitirul Evreilor
In der moldauischen Stadt Orhei erinnern mehrere Denkmäler auf dem jüdischen Friedhof an die Juden aus Orhei, die während des Holocaust ums Leben kamen.
Geschichte
Die kleine Stadt Orhei (russisch: Orgejew) liegt in der historischen Region Bessarabien in der heutigen Republik Moldau, etwa 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kischinew (rumänisch: Chișinău). Juden lebten in Orhei seit dem 16. Jahrhundert, die Gemeinde wuchs schnell an. 1930 lebten etwa 6.300 Juden in Orhei, etwas weniger als die Hälfte aller Einwohner. 1940 wurde das seit 1918 zu Rumänien gehörende Bessarabien von der Sowjetunion besetzt, so auch Orhei. Viele Mitglieder des jüdischen Gemeindevorstandes wurden von sowjetischen Behörden nach Sibirien verschleppt.
Nach dem Angriff auf die Sowjetunion nahmen deutsche und rumänische Truppen Orhei Anfang Juli 1941 ein. Viele Juden flohen in den Tagen davor ostwärts in die Sowjetunion. Die rumänische Verwaltung sammelte die Juden unmittelbar nach dem Einmarsch an mehreren Stellen in der Stadt: In einer Schule, in der Synagoge und einem nahegelegenen Wohnhaus sowie im Polizeigebäude. Insgesamt wurden über tausend Juden in der Stadt gefangen gehalten. Am 21. Juli brachten rumänische Gendarmen die etwa 200 in der Synagoge festgehaltenen Juden in das Dorf Siliştea, wo sie erschossen wurden. Später erschossen rumänische Einheiten mindestens 500 weitere Juden aus Orhei. Diejenigen Juden, die diesen Erschießungen entgingen, wurden in einem Ghetto zusammengedrängt und später in das Gebiet Transnistrien deportiert.
Opfergruppen
Mindestens 700 Juden aus Orhei wurden von rumänischen Einheiten vor Ort erschossen. Die übrigen Juden mussten ab Herbst 1941 in einem Ghetto wohnen und wurden später in das Gebiet Transnistrien deportiert, wo sie in Ghettos leben und Zwangsarbeit leisten mussten. Die genaue Zahl der Opfer aus Orhei ist nicht bekannt.
Erfahre mehr über
Republik Moldau
Die heutige Republik Moldau umfasst den größten Teil der historischen Provinz Bessarabien östlich des Flusses Pruth sowie einen kleinen Streifen östlich des Dnjestr, der zur Region Transnistrien (»jenseits des Dnjestr«) gehört. Die Landessprache ist rumänisch. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte diese Landschaft zum Russischen Zarenreich, danach jedoch, ohne den transnistrischen Teil, zum Königreich Rumänien. 1939 lebten hier etwa 205.000 Juden. Nachdem das Deutsche Reich und die Sowjetunion in einem Geheimabkommen – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – ihre »Interessensphären« zwischen Ostsee und Schwarzem Meer abgesteckt hatten, marschierte die Rote Armee im Sommer 1940 in Bessarabien ein. Der sowjetische Geheimdienst NKWD verschleppte anschließend 11.000 »unliebsame« Personen, darunter über Tausend Juden, nach Sibirien.
Rumänien suchte nach diesen umfangreichen Gebietsverlusten verstärkt die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. Im Sommer 1941 marschierten seine Truppen an der Seite der deutschen Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet vor, Bessarabien und das gesamte zur Ukraine gehörende transnistrische Gebiet bis zum Fluss Bug kamen unter rumänische Hoheit. Zwischen Juli und August 1941 ermordeten Angehörige der Wehrmacht und der SS-Einsatzgruppe D, rumänische Sonderkommandos und Polizeieinheiten über 150.000 Juden der Region, plünderten die verlassenen Häuser und Geschäfte. Die Überlebenden wurden in Ghettos und Lager gepfercht und ab dem 15. September über den Djnestr nach Transnistrien verschleppt, ebenso wie politische Gefangene, die der Kollaboration mit den sowjetischen Behörden verdächtigt wurden. Ab 1945 kehrten 7.000 bis 10.000 in die Sowjetunion geflohene oder verschleppte Juden zurück.
Nach dem Krieg wurde Bessarabien erneut zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Gedacht wurde der Befreiung durch die Rote Armee und des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Alles »Rumänische« wurde systematisch getilgt. Nach der Unabhängigkeit der Republik Moldau 1991 wurde lange über eine Wiedervereinigung mit Rumänien gestritten. Die mehrheitlich russische Bevölkerung im transnistrischen Teil verhinderte dies aber. Der Grundkonflikt zwischen dem größeren bessarabisch-rumänischsprachigen und dem kleineren, seit 1992 nach einem kurzen Bürgerkrieg abtrünnigen transnistrisch-russischsprachigen Gebiet, verbunden mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes, drängen das Erinnern an Holocaust und Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund.
In verschiedenen Städten Moldaus erinnern seit Beginn der 1990er Jahre dennoch Denkmäler, Gedenktafeln oder -steine an die Massaker im Sommer 1941 und an die ermordeten Juden – so in Dubossary und der heutigen Hauptstadt Kischinau, auf dem jüdischen Friedhof von Tighina oder in Dörfern wie Vertujeni und Pepeni.
Erinnerung
Auf dem jüdischen Friedhof von Orhei befinden sich mehrere Holocaustdenkmäler und Gedenksteine. Auf dem großen Hauptgedenkstein sind über hundert Namen von jüdischen Opfern aus Orhei genannt.