Museum der jüdischen Kultur

Múzeum židovskej kultúry


Das Museum für jüdische Kultur ist ein unabhängiger Zweig des Slowakischen Nationalmuseums. Das Museum hat die Darstellung jüdischer Kultur und die Aufklärung über den Holocaust zum Ziel.

Geschichte

Juden leben seit dem 11. Jahrhundert auf dem Gebiet der heutigen Slowakei. Im 14. Jahrhundert lebten etwa 800 Juden in Pressburg (slowakisch: Bratislava), das bis 1918 innerhalb des Habsburgerreiches zum Königreich Ungarn gehörte. Im Mittelalter flammte immer wieder antijüdische Gewalt auf, zudem wurden Juden 1526 aus großen Städten ausgewiesen. Dennoch war die Gegend ein wichtiges Zentrum des orthodoxen Judentums. So war auch die Jeschiwa von Pressburg im 18. Jahrhundert berühmt, an der führende Rabbiner der Zeit ausgebildet wurden. Lange Zeit blieb diese Jeschiwa die größte in Europa überhaupt.
Nach Ende des 18. Jahrhunderts kam es zur Teilung innerhalb der jüdischen Gemeinde. Beeinflusst von der jüdischen Aufklärungsphilosophie und vom liberalen Geist während der Herrschaft von Kaiser Joseph II (1780─1790) wendeten sich viele von der Orthodoxie ab und strebten eine Assimilation in der Mehrheitsgesellschaft an. Nach der Revolution vom März 1848 unterstützten viele den ungarischen Freiheitskampf, waren jedoch bald, nach antijüdischen Gewaltausbrüchen, enttäuscht. In der Spätphase der Österreich-Ungarischen Monarchie waren Juden gleichberechtigt, genauso wie nach dem Ersten Weltkrieg in ihrem neuen Staat, der Tschechoslowakei.
Als 1938 die Slowakische Volkspartei von Jozef Tiso an die Macht kam und ab 1939 in der nun eigenständigen Slowakei eine Diktatur einrichtete, begann die slowakische Regierung, die im Land lebenden Juden systematisch zu verfolgen. Zuerst wurden sie aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, anschließend enteignet und viele zur Zwangsarbeit verpflichtet. 1942 begann die Slowakei in enger Abstimmung mit dem Deutschen Reich damit, Juden in Ghettos und Konzentrationslager im deutsch besetzten Polen zu deportieren. Insgesamt etwa 75.000 Juden aus der Slowakei wurden im Holocaust ermordet.

Opfergruppen

Das Museum widmet sich der jüdischen Kultur und dem jüdischen Einfluss auf die Geschichte der Slowakei. Einen Schwerpunkt bildet die Geschichte des Holocaust in der Slowakei.

Erfahre mehr über Slowakei

Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote. Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden. Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.

Erinnerung

Das Museum für jüdische Kultur in Pressburg ist 1991 aus der Abteilung für jüdische Kulturgeschichte des Slowakischen Nationalmuseums hervorgegangen. 1994 verselbständigte sich die Abteilung als Museum. Die Dauerausstellung befindet sich in der »Zsigrayova kúria«, einem Gebäude im ehemaligen jüdischen Viertel von Pressburg. Die »Zsigrayova kúria« oder »Zsigra Ház« war ursprünglich ein zweistöckiges Gebäude aus der Spätrenaissance; nach einem Brand im 19. Jahrhundert wurde es erneuert und um ein weiteres Stockwerk ergänzt. Es ist das einzige Gebäude, das erhalten blieb, nachdem das ehemalige jüdische Viertel in den 1960er Jahren für den Bau einer Autobahn abgerissen wurde.

Angebote

Bibliothek, Archiv, Bildungsprojekte

Öffnungszeiten

Sonntag bis Freitag: 10.00 bis 17.00 Uhr.

Kontakt

http://www.snm.sk

mzk@snm.sk

+421 (0)2 204 901 01

Židovská 17
810 06 Bratislava