Mahnmal Bittermark

Mahnmal Bittermark


In der Bittermark, einem Stadtwald im südlichen Stadtbezirk Dortmund-Hombruch, erinnert seit 1958 ein Mahnmal an die etwa 300 Häftlinge, die von März bis April 1945 in der Bittermark und im Rombergpark von der Gestapo erschossen wurden.

Geschichte

Von Dezember 1944 bis März 1945 führte die Staatspolizeistelle Dortmund, eine Dienststelle der Gestapo, mehrere Verhaftungen in Widerstandsbewegungen durch, die seit 1943 im südwestfälischen Raum aktiv waren. Die Verhafteten brachte die Gestapo in ihr Dienstgebäude in Dortmund-Hörde. Außer den etwa dreißig Widerstandskämpfern befanden sich im März 1945 noch etwa 200 weitere Häftlinge im Gefängnis der Gestapo in Dortmund-Hörde, viele von ihnen ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Von März bis Anfang April 1945, auch an den Osterfeiertagen, exekutierte die Gestapo diese Häftlinge in mehreren Erschießungsaktionen. An verschiedenen Orten im Süden Dortmunds, unter anderem im Rombergpark und in der Bittermark, einem Stadtwald, erschossen Angehörige der Gestapo die Häftlinge zumeist in Bombentrichtern, die dann zugeschüttet wurden. Die letzte Erschießung führte die Gestapo am 12. April 1945 durch, einen Tag vor der Ankunft amerikanischer Truppen in Dortmund.

Opfergruppen

Etwa 300 Gefangene erschoss die Gestapo im Süden Dortmunds in März und April 1945. Etwa dreißig von ihnen waren Angehörige von Widerstandsbewegungen, unter ihnen viele Kommunisten. Die meisten Opfer waren ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, vor allem aus der Sowjetunion, aber auch aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Jugoslawien und Polen stammten Opfer.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Etwa eine Woche nach der Ankunft amerikanischer Einheiten in Dortmund mussten Mitglieder der NSDAP am 19. April 1945 die Toten in der Bittermark exhumieren. Ein Teil der Toten wurde in einem Grab in der Bittermark bestattet, die übrigen auf Friedhöfe in Dortmund-Hörden umgebettet. Seit 1956 besteht Kontakt zwischen der Stadt Dortmund und dem französischen Verband der Arbeits- und Zwangsdeportierten. Der Verband beteiligte sich am Bau des Mahnmals in der Bittermark. Am Karfreitag 1958 wurde ein unbekanntes Opfer der Erschießungen in dem vom französischen Künstler Léon Zack als Krypta gestalteten Mahnmal bestattet. 1960 wurde das mit Reliefs von Karel Niesrath erweiterte Mahnmal eingeweiht. Das Innere der Krypta gilt als französisches Staatsgebiet. Am Mahnmal findet jedes Jahr am Karfreitag eine Gedenkfeier statt.

Öffnungszeiten

Das Mahnmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Bittermark
44227 Dortmund