KZ-Gedenkstätte Moringen

KZ-Gedenkstätte Moringen


Die KZ-Gedenkstätte in Moringen, im Umkreis von Göttingen, erinnert seit 1993 an die Häftlinge, die zwischen 1933 und 1945 im Landeswerkhaus inhaftiert waren. Von 1933 bis 1938 bestand in Moringen ein Konzentrationslager, von 1940 bis 1945 das erste »polizeiliche Jugendschutzlager« auf dem Reichsgebiet.

Geschichte

Ende April 1933 richteten die Polizeibehörden ein Konzentrationslager im »Landeswerkhaus«, einem staatlichen Armen- und Arbeitshaus, in Moringen ein. Etwa 1.000 Menschen, vor allem politische Gegner hielten Polizei und SS von April bis November 1933 in Moringen gefangen. Im November 1933 wurde das KZ Moringen in ein Frauenkonzentrationslager für etwa 90 Häftlinge umgewandelt, dieses stand unter dem Kommando des Werkhausleiters Hugo Krack. Die Frauen – die meisten von ihnen waren Zeugen Jehovas - wurden zur »Erziehung« und zur »Besserung« ins Konzentrationslager Moringen gebracht. 1938 verlegte die SS die Frauen in das Konzentrationslager Lichtenburg. Im August 1940 richtete das Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) auf dem Gelände ein Konzentrationslager für Jugendliche, ein so genanntes »Jugendschutzlager«, ein. Die zwischen 13 und 22 Jahre alten männlichen Jugendliche galten als »asozial« und »kriminell«. Zu ihrer »Erziehung« im Konzentrationslager gehörten Appelle, Zwangsarbeit und brutale Strafen. 1941 musste das Lager wegen der Überbelegung um ein umzäuntes Barackenlager ergänzt werden. Auch das Kriminalbiologische Institut unter Robert Ritter interessierte sich für die Jugendlichen in Moringen: Durch wiederholte Befragungen der Jugendlichen wollten Ritter und seine Mitarbeiter die Vererbbarkeit von »Asozialität« und »Kriminalität« beweisen. Eine eigene Abteilung im Lager bildeten jugendliche politische Häftlinge, die von der Gestapo in Moringen festgehalten wurden. Anfang April 1945 räumte die Kriminalpolizei das Lager. Etwa 500 Jugendliche wurden auf einen Todesmarsch geschickt.

Opfergruppen

Zwischen April und November 1933 hielten Polizei und später die SS etwa 1.000 Männer in Moringen gefangen. Von 1933 bis 1938 waren etwa 1.300 Frauen im KZ Moringen inhaftiert. Das so genannte Jugendschutzlager durchliefen von 1940 bis 1945 etwa 1.400 männliche Jugendliche. 89 von ihnen starben in der Haft.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude bis 1948 als Lager für »Displaced Persons« genutzt. Ab 1948 nahm das »Landeswerkhaus« Moringen wieder seinen Betrieb auf, zudem als Landesklinik, als Asyl- und Altersheim und Trinkerheilstätte. Ab 1950 wurde das Landeswerkhaus zum »Niedersächsischen Landesfürsorgeheim Moringen« und diente nur noch als psychiatrische Klinik. Direktor blieb bis 1954 Hugo Krack. 1960 wurde der Name »Niedersächsisches Landeskrankenhaus Moringen« eingeführt. Am Eingang erinnert seit 1986 eine Gedenktafel an das ehemalige Konzentrationslager. Moringer Bürger gründeten 1989 den Verein »Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.«, der auch die 1993 eröffnete Gedenkstätte trägt. Die KZ-Gedenkstätte unterhält im ehemaligen Torhaus der Stadt eine Dauerausstellung.

Angebote

Führungen für Gruppen nach Voranmeldung

Öffnungszeiten

Beusch nach Vereinbarung

Kontakt

http://www.gedenkstaette-moringen.de

info@gedenkstaette-moringen.de

+49 (0)5554 2520

Lange Straße 58
37186 Moringen