Gedenk- und Dokumentationsstätte »Opfer politischer Gewaltherrschaft« 1933–1945 / 1945–1989

Gedenk- und Dokumentationsstätte »Opfer politischer Gewaltherrschaft« 1933–1945 / 1945–1989


Die Gedenk- und Dokumentationsstätte »Opfer politischer Gewaltherrschaft« in einem ehemaligen Gefängnisgebäude in Frankfurt (Oder) erinnert mit seiner Ausstellung an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus, des sowjetischen Besatzungsregimes sowie der SED-Diktatur Opfer von politischer Verfolgung wurden.

Geschichte

Das historische Gerichtsgefängnis von Frankfurt (Oder) nutzte die Gestapo in der Zeit des Nationalsozialismus als Gefängnis für politische Gegner. Viele der Inhaftierten wurden von der Gestapo schwer misshandelt und gefoltert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten sowjetische Sicherheitsorgane das Gefängnis als Internierungs- und Etappengefängnis. Um 1950 wurde die Einrichtung vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR übernommen und bis 1969 als Untersuchungshaftanstalt (UHA) geführt. Bis 1989 unterstand die UHA der Volkspolizei der DDR.

Opfergruppen

Die Gestapo führte in dem Gefängnis auch Hinrichtungen durch.
Mehrere Gefangene in der Zeit des Nationalsozialismus starben aufgrund der Schwere der Misshandlungen durch die Gestapo.
Anfang der 1950er Jahre fanden abermals Hinrichtungen im Gefängnis statt.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Seit Januar 2004 betreibt die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) auf Grundlage eines Kooperationsvertrags mit der Stadt Frankfurt (Oder) die Gedenkstätte. Die Stadt ist weiterhin Trägerin der Einrichtung. Die Gedenk- und Dokumentationsstätte zeigt in fünf ehemaligen Gefängniszellen Ausstellungen. Für die Ausstellungsinhalte, die die Zeit des Nationalsozialismus betreffen, zeichnet das Städtische Museum Viadrina verantwortlich. Die Inhalte über die Zeit nach 1945 wurden von der BStU erarbeitet.

Angebote

Führungen nach Terminabsprache

Öffnungszeiten

Dienstags und donnerstags 10.00 bis 17.00, sonst nach Vereinbarung.

Kontakt

http://www.museum-viadrina.de/museum/gedenkstatte/

gedenkstaette@museum-viadrina.de

+49 (0) 335 680 271 2

Collegienstraße 10
15230 Frankfurt/Oder