KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg


Im Nordosten von Bayern im Oberpfälzer Wald bei Flossenbürg, nahe der tschechischen Grenze, bestand von 1938 bis 1945 das Konzentrationslager Flossenbürg. Seit 1947 erinnert eine parkähnliche Landschaft an das Konzentrationslager, seit 1982 gibt es ein Ausstellungsgebäude.

Geschichte

Das SS-Verwaltungsamt untersuchte 1937 mehrere Steinbrüche mit dem Ziel, ein Konzentrationslager zu errichten, in dem Häftlinge als Zwangsarbeiter für die Gewinnung von Baustoffen eingesetzt werden konnten. Die SS entschied sich für einen Granitsteinbruch in der Nähe von Flossenbürg als Standort für das Konzentrationslager. Am 3. Mai 1938 trafen die ersten 100 Häftlinge aus Dachau ein, vor allem aus den Kategorien »Kriminelle« und »Asoziale«, die Erschließungsarbeiten ausführen und das Lager ausbauen mussten. Der SS-eigene Betrieb »Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH« übernahm die Verwaltung des Steinbruchs. Die Zahl der Häftlinge wuchs schnell an, bis zum Ende des Jahres waren es etwa 1.500. Etwa die Hälfte von ihnen musste im Steinbruch Zwangsarbeit leisten. Die restlichen Häftlinge mussten das Lager weiter ausbauen: Sie bauten Häftlingsbaracken, SS-Unterkünfte und Gebäude für die Baustoffproduktion. Im April 1940 stieg die Zahl der Häftlinge auf etwa 2.200 an, erste Transporte mit Polen und Tschechen aus anderen Lagern erreichten Flossenbürg. Ab 1941 führte die SS Exekutionen an polnischen Häftlingen und sowjetischen Kriegsgefangenen durch. Die ersten Außenlager von Flossenbürg entstanden 1942. Ab 1943 mussten Häftlinge auch in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten: Sie mussten für die Firma Messerschmitt Jagdflugzeuge montieren. Weitere Außenlager entstanden, bis 1945 hatte das KZ Flossenbürg über 100 Außenlager und Arbeitskommandos. Mit dem Näherrücken der Front und der Evakuierung von Lagern im Osten 1944 stieg die Zahl der Häftlinge in Flossenbürg rapide an: Im März 1945 hielt die SS im Stammlager etwa 15.000 und in den Außenlagern 37.000 Menschen gefangen. Anfang April 1945 exekutierten SS-Leute Widerstandskämpfer, die in Flossenbürg inhaftiert waren. Zwischen dem 16. und 20. April wurde das Lager aufgelöst, die SS schickte 16.000 bis 20.000 Menschen auf Todesmärsche Richtung Süden. Am 23. April 1945 befreiten Einheiten der US-Armee das KZ Flossenbürg.

Opfergruppen

Zwischen 1938 und 1945 waren in Flossenbürg und seinen Außenlagern etwa 100.000 Menschen interniert. Etwa 30.000 von ihnen starben durch gezielte Tötungen, durch die katastrophalen Lebensbedingungen und die schwere Zwangsarbeit. Schätzungsweise 2.000 sowjetische Kriegsgefangene exekutierte die SS in Flossenbürg.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Von Juni 1945 bis März 1946 nutzte die US-Armee das ehemalige Konzentrationslager als Internierungslager für SS-Angehörige, später wurden die Baracken für »displaced persons« aus Polen genutzt. Die ehemaligen SS- und Häftlingsbaracken wurden 1955 abgerissen. 1956 wurde ein zentraler Ehrenfriedhof angelegt, gleichzeitig wurden weite Teile des ehemaligen Lagergeländes mit Wohngebäuden bebaut oder als Gewerbeflächen ausgewiesen. Seit 1982 existiert ein kleines Ausstellungsgebäude. Seit 2003 wird die Gedenkstätte Flossenbürg zusammen mit der Gedenkstätte Dachau von der »Stiftung Bayerischer Gedenkstätten« betreut.

Angebote

Führungen, Treffen von Überlebenden des Konzentrationslagers, Seminare für Jugendliche, Lesungen

Öffnungszeiten

Täglich: 9.00 bis 17.00 (Dezember bis Februar 9.00 bis 16.00)

Kontakt

http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de

information@gedenkstaette-flossenbuerg.de

+49 (0)9603 903 90-0