Lager Erika

Kamp Erika


Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers »Erika« in der Nähe der Stadt Ommen erinnert ein Denkmal an das Schicksal der Häftlinge.

Geschichte

1924 errichtete die esoterische Gemeinschaft »Internationale Theosophische Vereinigung« ein Sommerlager für ihre Veranstaltungen südlich der Gemeinde Ommen. Als deutsche Truppen im Mai 1940 in die Niederlande einmarschierten, lösten die Besatzungsbehörden die Organisation auf und beschlagnahmten das Gelände. 1941 wurde es vom Generalkommissariat zum »Justizlager« ausgebaut, im Juni 1942 wurden die ersten Häftlinge eingeliefert. Das Lager »Erika« befand sich unter ziviler Verwaltung, die Wachen waren Niederländer. Bei den Häftlingen handelte es sich überwiegend um Kriminelle und »Wirtschaftsverbrecher« – letztere sollen gegen Wirtschaftsverordnungen der Besatzungsmacht verstoßen haben. Schnell war das Lager überfüllt. Viele Häftlinge wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Die Bedingungen im Lager waren denen in Konzentrationslagern ähnlich, die Wachen waren für ihre Brutalität berüchtigt.
Im Mai 1943 wurde das Justizlager geschlossen, kurz danach wurde es als »Arbeitseinsatzlager« wieder eröffnet. Es diente der Internierung von Studenten, die die Unterschrift einer »Loyalitätserklärung« gegenüber den Besatzern abgelehnt hatten. Hinzu kamen noch »Asoziale« sowie »Arbeitsverweigerer«: Männer, die den Arbeitseinsatz in Deutschland verweigerten. In dieser zweiten Phase des Lagers waren die Haftbedingungen etwas besser. Die meisten Häftlinge wurden anschließend zum Arbeitseinsatz in Deutschland verschleppt. Ab September 1944 übernahm die deutsche Ordnungspolizei das Lager, das schließlich am 5. April 1945 aufgelöst wurde.

Opfergruppen

Zwischen Juni 1942 und Mai 1943 durchliefen etwa 3.000 Häftlinge das Lager. Während dieser Periode starben zwischen 170 und 200 Gefangene des Lagers, entweder vor Ort oder in Konzentrationslagern in Deutschland. In der zweiten Phase waren zwischen 3.000 und 4.000 Häftlinge im Lager interniert, von denen 12 im Lager ums Leben kamen.

Erfahre mehr über Niederlande

Als die deutsche Wehrmacht das Königreich der Niederlande im Mai 1940 besetzte, lebten hier knapp 120.000 Juden – davon 75.000 in Amsterdam. Eine von der SS dominierte Zivilverwaltung begann umgehend mit der Durchsetzung antijüdischer Maßnahmen und organisierte Gewaltakte. Bereits Ende März 1941 richtete die SS eine »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in Amsterdam ein. Im Jahr darauf, am 22. Juni 1942, unterrichtete der Leiter des Judenreferats im SS-Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann (1906–1962), das Auswärtige Amt in Berlin darüber, dass man sich mit der Deutschen Reichsbahn über den Transport unter anderem von 40.000 Juden aus den Niederlanden geeinigt habe. Sie kamen zunächst in das Durchgangslager Westerbork, wo namentliche Transportlisten erstellt wurden. Ab Mitte Juli 1942 rollten von hier aus die ersten Züge nach Osten. Immer wieder kam es zu Razzien, um Juden für die Verschleppungen zusammenzutreiben. Bis September 1944 gingen um die hundert Transporte von Westerbork in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor, in das Ghetto Theresienstadt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ab. Die SS deportierte über 100.000 Menschen – mehrheitlich Juden, aber auch Roma. Ebenso wurden Juden mit einer Staatsangehörigkeit der Niederlande aus Frankreich und Belgien in den Tod verschleppt. Die Gesamtzahl der zwischen Mai 1940 und Ende 1944 ermordeten niederländischen Juden liegt bei bis zu 102.000 Personen, etwa 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung vor dem Holocaust. Darüber hinaus kamen über 110.000 nichtjüdische Zivilisten während Besatzung und Krieg ums Leben. Die Zahl an Denkmälern, Museen, Gedenkstätten, Gedenktafeln, kleineren Erinnerungsstätten, aber auch Forschungseinrichtungen und Archiven zum Zweiten Weltkrieg ist in den Niederlanden fast unüberschaubar. Bereits 1947 wurde das 22 Meter hohe »Nationaldenkmal op den Dam« in Amsterdam errichtet, das allen niederländischen »Opfern des Zweiten Weltkrieges« gewidmet ist und 1956 seine heutige Gestaltung erhielt. Seit 1960 gibt es das Anne-Frank-Haus. Zentrale staatliche Erinnerungsorte sind die Stätten ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrations- oder Durchgangslager. In Westerbork beispielsweise besteht seit 1983 eine Anlage, zu der das historische Lagergelände, ein nationales Denkmal und ein modernes Museum gehören. 1987 wurde in der Großen Synagoge von Amsterdam das »Joods Historisch Museum« (Jüdisch-Historisches Museum) eröffnet, in dem auch die Verfolgung und Ermordung der Juden behandelt wird. 2021 wurde in Amsterdam ein neues Holocaustdenkmal eingeweiht, in das die Namen von 102.000 ermordeten Juden sowie Sinti und Roma eingraviert sind. Nach Kriegsende war die niederländische Erinnerungskultur vor allem durch die Betonung des Widerstands gegen die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Insbesondere ab den 1980er Jahren spielte dann auch die Frage, wie sich die Bevölkerungsmehrheit – im Gegensatz zur bewussten Kollaboration – im Besatzungsalltag einrichtete (»Akkomodation«), eine immer größere Rolle in der niederländischen Erinnerungskultur. Ein weiterer Aspekt des niederländischen Gedenkens ist der hervorgehobene Bezug auf die Gegenwart. Er wird in Mahnmalen für verfolgte Sinti und Roma sowie insbesondere bei einem der weltweit bedeutendsten Denkmäler zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus in Amsterdam deutlich.

Erinnerung

Nach der Befreiung durch kanadische Truppen nutzten die Alliierten das Gelände als Internierungslager für Kollaborateure des Besatzungsregimes. Bis zu seiner Auflösung Ende 1946 waren bis zu 2.000 Gefangene im Lager. Später wurde das Gelände in einen Campingplatz umgewandelt, die Überreste des Lagers verschwanden. Nur ein 1946 errichtetes Kreuz erinnerte an das Lager, bis es 1991 um einen Gedenkstein und eine Gedenktafel ergänzt wurde. Am 4. Mai 2006 wurde eine Informationstafel aufgestellt. Im Heimatmuseum Ommen beschäftigt sich zudem eine eigene Abteilung mit der Geschichte des Lagers.

Angebote

Ausstellung im Museum

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Museum geöffnet dienstags bis freitags 10.00 bis 17.00, samstags 13.00 bis 16.30,
Juli und August auch montags 17.00 bis 21.00.
Im Januar nur nach Voranmeldung.

Kontakt

http://www.museum-ommen.nl

info@museum-ommen.nl

+31 (0)529 453 487

Streekmuseum, Den Oordt 7
7731 CM Ommen