KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund


Im nordfriesischen Dorf Ladelund befinden sich mehrere Gedenkstätten für die Opfer des dortigen Zwangsarbeiterlagers, einem Außenlager des Konzentrationslagers (KZ) Neuengamme. Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand das Außenlager Ladelund am nördlichen Rand des Dorfes. Etwa 2.000 männliche KZ-Häftlinge mussten dort beim Bau der Befestigungsanlage »Friesenwall« Zwangsarbeit leisten. 1950 errichtete die Kirchengemeinde St. Petri Ladelund eine erste Gedenkstätte auf dem Friedhof in Ladelund.

Geschichte

Nach der Landung alliierter Truppen in der Normandie im Juni 1944 befahl Adolf Hitler am 28. August 1944 den Bau einer Befestigungsanlage an der deutschen Nordseeküste und der dänischen Grenze. Zu diesem Zweck wurden mehrere Zwangsarbeitslager entlang der Küste errichtet. Am 1. November 1944 traf ein erster Transport mit Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme in Ladelund nahe der dänischen Grenze ein. Sie wurden in ein Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) gebracht, das 1938 für 250 Personen errichtet worden war. Etwa tausend Häftlinge überstellte die SS ebenfalls am 1. November aus dem Außenlager Husum-Schwesing. Weitere tausend Häftlinge kamen direkt aus dem Stammlager Neuengamme nach Ladelund. Die Häftlinge im Außenlager Ladelund mussten beim Bau der Befestigungen Zwangsarbeit leisten. Der größte Teil von ihnen musste Panzergräben ausheben. Bei dieser schweren körperlichen Arbeit bei eisiger Kälte, standen die Zwangsarbeiter meistens schon nach kurzer Zeit im Wasser, das aus dem Boden der Schächte trat, immer den Schikanierungen der Kapos und der Wachmannschaften ausgesetzt. Der Kommandant des Lagers war SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem, der auch das Außenlager Husum-Schwesing leitete. Er erschoss mehrere Häftlinge und erwies sich als brutaler Schläger. Die Wachmannschaften stellten 200 Marinesoldaten. Aufgrund der schweren Arbeit, der unzureichenden Ernährung und fehlenden hygienischen Versorgung gab es viele Krankheiten und Todesfälle in Ladelund, etwa 300 Menschen starben zwischen November und Mitte Dezember 1944. Am 16. Dezember 1944 wurde das Außenlager Ladelund wieder aufgelöst, wahrscheinlich weil die militärische Lage sich anders entwickelte als von deutscher Seite erwartet. Der »Friesenwall« wurde nie fertig gestellt. Die SS brachte die Häftlinge zurück in das Stammlager Neuengamme.

Opfergruppen

Die Häftlinge in Ladelund kamen aus verschiedenen Ländern Europas. Die größte Gruppe bildeten niederländische Häftlinge. Über 1.000 der 2.000 Männer, die in Ladelund inhaftiert waren, stammten aus den Niederlanden. Etwa 500 Häftlinge kamen aus Polen, um die 200 aus der Sowjetunion. Einige wenige kamen aus Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien und Belgien. Etwa 300 Menschen starben in den sechs Wochen, in denen das Außenlager Ladelund bestand. Sie wurden auf dem Friedhof des Orts beerdigt.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Im Jahr 1950 errichtete die Kirchengemeinde St. Petri Ladelund auf dem Friedhof des Ortes, auf dem die etwa 300 Todesopfer des Außenlagers Ladelund begraben liegen, eine Gedenkstätte. Sie zählt zu den ersten Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. 1985 errichtete die Kirchengemeinde einen Gedenkstein am Rande des ehemaligen Lagergeländes, auf dem zu lesen ist: »Die Würde des Menschen ist unantastbar. KZ Neuengamme Außenkommando Ladelund November – Dezember 1944«. Auf dem Gelände eröffnete die Gemeinde 1989 ein »Dokumentenhaus«, das eine Dauerausstellung zum Außenlager Ladelund beherbergt. 2006 wurde es durch Spenden erweitert und ausgebaut. Seit 2002 erinnert eine Plastik aus rostigem Metall an das Schicksal der Häftlinge von Ladelund. Sie wurde von Auszubildenden des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes Husum geschaffen und am Rand des ehemaligen Lagergeländes aufgestellt. Das Gelände selbst, auf dem sich das Außenlager Ladelund befand, ist heute, wie schon vor 1938, Ackerfläche.

Angebote

Dauerausstellung, Führungen, Zeitzeugengespräche, pädagogische Arbeit mit Schulklassen und Gruppen der außerschulischen Bildung

Öffnungszeiten

Das Gelände ist jederzeit zugänglich. Die Ausstellung ist geöffnet von:
Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 16.00
Samstag und Sonntag: 14.00 bis 16.00
oder nach Vereinbarung

Kontakt

http://www.kz-gedenkstaette-ladelund.de

info@kz-gedenkstaette-ladelund.de

+49 (0)4666 449

Raiffeisenstraße 3
25926 Ladelund