Museum Berlin-Karlshorst

Museum Berlin-Karlshorst


Mit der Unterzeichnung der Kapitulationserklärung des Deutschen Reiches durch führende Offiziere der deutschen Wehrmacht in einem ehemaligen Offizierskasino in Berlin-Karlshorst in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 ging der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Im selben Gebäude erinnert heute das Deutsch-Russische Museum an den Zweiten Weltkrieg, die Ereignisse in den letzten Kriegstagen sowie an die vielen Opfer, die der Krieg gefordert hat.

Geschichte

Von 1936 bis 1938 ließ die deutsche Wehrmacht im Berliner Stadtteil Karlshorst ein Offizierskasino für ihre Pionierschule bauen. Da das Gebäude im Krieg unversehrt geblieben war, errichtete die Rote Armee im April 1945 unter Generaloberst Nikolai Bersarin hier ihr Hauptquartier. Die Einnahme des noch von Einheiten der Wehrmacht, des Volkssturms und der Hitlerjugend besetzten Berliner Stadtzentrums führte die sowjetische Armee von Karlshorst aus. Nach der Niederschlagung der letzten Widerstände und der endgültigen militärischen Einnahme Berlins durch sowjetische und polnische Soldaten unterschrieben in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 Generalfeldmarschall Keitel, Generaladmiral von Friedeburg und Generaloberst Stumpf im großen Speisesaal des Gebäudes die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches. Ihre Unterschriften nahmen Marschall Schukow als sowjetischer Oberkommandierender und der britische Air-Marshal und Stellvertreter Eisenhowers, Sir Arthur Tedder, entgegen. Als Zeugen waren der amerikanische General Spaatz und der französische General de Lattre de Tassigny anwesend. Obwohl eine Kapitulationserklärung bereits zwei Tage früher im französischen Reims von einem Vertreter des deutschen Oberkommandos unterzeichnet wurde, beendete erst die formelle Ratifizierung in Berlin-Karlshorst den Zweiten Weltkrieg in Europa.
Von 1945 bis 1949 war das Haus Sitz der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Deutschland. 1949 übergab die SMAD an diesem Ort die staatliche Vollmacht an die Regierung der neu gegründeten DDR.

Opfergruppen

Es wird geschätzt, dass weit über fünfzig Millionen Menschen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind. Auf sowjetischer Seite starben mehr als zwanzig Millionen Soldaten und Zivilisten.
Die Zahl der beim Kampf um Berlin getöteten Soldaten ist ungeklärt. Schätzungen gehen von etwa 100.000 Gefallenen auf deutscher Seite und etwa 80.000 Gefallenen auf sowjetischer Seite aus. Von der Zivilbevölkerung in Berlin und seiner Umgebung starben Zehntausende.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Von 1967 bis 1994 befand sich im Gebäude das »Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945«. Unter dem Einfluss der sowjetischen Verantwortlichen informierte das Museum über den Kampf der Roten Armee gegen die Wehrmacht und über die Eroberung Berlins im April/Mai 1945 durch sowjetische Truppen. Seit 1994 befindet sich das Museum in der Trägerschaft eines Vereins, der gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation unterstützt wird. Nach der Erarbeitung eines neuen Museumskonzepts wurde es am 10. Mai 1995 unter dem heutigen Namen neu eröffnet. 1997/98 traten die beiden nationalen Weltkriegsmuseen in Belaus und der Ukraine als Mitglieder bei. Ziel dieser kulturellen Einrichtung ist es, über das Geschehen im deutsch-sowjetischen Krieg 1941-1945 und insbesondere in den letzten Kriegstagen 1945 zu informieren, aber auch die wechselvolle Geschichte der deutsch-sowjetischen Beziehungen von 1917 bis 1990 darzustellen. Neben den teilweise erhaltenen historischen Räumlichkeiten und der Dauerausstellung zeigt das Museum regelmäßig Sonderausstellungen.
2013 eröffnete eine neue Dauerausstellung im Museum. Neben der Darstellung des Kriegsverlaufs geht sie stark auf das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen, das Leid der Zivilbevölkerung und die Ermordung der Juden in den besetzten sowjetischen Gebieten ein.
Vor 2022 war der Name »Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst« gebräuchlich. Den Zusatz »deutsch-russisch« legte das Museum unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar ab.

Angebote

Dauerausstellung, Filmreihen, Musikveranstaltungen, Lesungen, wissenschaftliche Tagungen, wechselnde Ausstellungen, deutsch-russische Begleitbänder zu den Ausstellungen, mehrsprachige Führungen

Öffnungszeiten

dienstags bis sonntags 10.00 bis 18.00

Kontakt

http://www.museum-karlshorst.de

kontakt@museum-karlshorst.de

+49 (0)30 501 508 10

Zwieseler Straße 4
10318 Berlin