Die »Dokumentation Obersalzberg« zeigt Besuchern die Geschichte des Nationalsozialismus und die damit verbundene Geschichte des »Berghofes«. Von 1933 bis 1945 ließ Adolf Hitler an sein Ferienhaus auf dem Obersalzberg weitere Gebäude anbauen und setzte den »Berghof« auch als Regierungssitz neben Berlin ein.
Geschichte
Hitler besuchte den Obersalzberg, einen Vorberg des Kehlsteins in den Berchtesgadener Alpen zum ersten Mal 1923. Danach kehrte er oft nach Obersalzberg zurück und mietete ab 1928 das Haus Wachenfeld, das er 1933 auch kaufte. In den folgenden Jahren wurde das Landhaus zum »Berghof« erweitert und umgebaut, in dem Hitler auch Regierungsgeschäften nachging und Staatsgäste empfing. Weitere nationalsozialistische Politiker und Funktionäre zogen auf den Obersalzberg: Hermann Göring, Albert Speer sowie Martin Bormann. Ab 1937 wurde der »Berghof« offizieller Regierungssitz mit der Einrichtung der »Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden«. Zudem entstanden weitere Gebäude, unter anderem eine SS-Kaserne und später eine unterirdische Bunkeranlage. Damit wurde der Obersalzberg zum »Führersperrgebiet« und war für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Wichtige Entscheidungen traf die nationalsozialistische Führung auf dem »Berghof«, so zum Beispiel als Hitler die Wehrmachtsgeneräle am 22. August 1939 am Obersalzberg über den bevorstehenden Krieg gegen Polen unterrichtete. Am 25. April 1945 zerstörten britische Bomber das Gelände.
Opfergruppen
Der Obersalzberg war ein Ort, an dem Verbrechen des Nationalsozialismus geplant und entschieden, aber nicht begangen wurden. Gleichzeitig war er ein Ort der Propaganda, an dem sich Hitler für die Öffentlichkeit als Privatmann inszenierte.
Erfahre mehr über
Deutschland
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert.
Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar.
In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen.
Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.
Erinnerung
Nach der Besetzung des Obersalzberges durch US-Truppen wurde das Gebiet zum militärischen Sperrgebiet erklärt. 1949 übergaben die Alliierten den Obersalzberg in das Eigentum des Freistaates Bayern. 1952 wurden die Ruinen des »Berghof« und angeschlossener Gebäude gesprengt, um die Anziehungskraft des Ortes auf Bewunderer des Nationalsozialismus zu tilgen. Das Kehlsteinhaus auf dem Gipfel des Kehlsteins und das ehemalige Hotel Platterhof wurden weiter genutzt: Das Kehlsteinhaus wurde seit 1952 verpachtet und beherbergt bis heute ein Restaurant. Von 1953 bis 1996 nutzte die US-Armee das ehemalige Hotel Platterhof als »Armed Forces Recreation Center«, Soldaten und ihre Familien konnten sich in der Anlage erholen. 1996 übergaben die Amerikaner auch das Gelände auf dem Obersalzberg zur Nutzung an den Freistaat Bayern. Im Jahr 1999 eröffnete das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin die »Dokumentation Obersalzberg«.
Angebote
Dauerausstellung, Wechselausstellungen, Führungen, Workshops für Schulklassen, Seminare für Gruppen der Bundeswehr, Lehrerfortbildungen, Winterausstellungen, diverse Veranstaltungen
Öffnungszeiten
November bis März: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 15.00
April bis Oktober: Montag bis Sonntag 9.00 bis 17.00
Geschlossen am 1. Januar und 1. November sowie am 24., 25. und 31. Dezember.