Erinnerung an die ermordeten Patienten der Psychiatrie

Пам'ятний знак розстріляним пацієнтам Кирилівської психіатричної лікарні


Auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Iwan Pawlow befinden sich drei Denkmäler in Erinnerung an die etwa 800 ehemaligen Patienten, die während der deutschen Besatzung ermordet wurden. Ein Denkmal erinnert an Ärzte, die versucht hatten, das Leben der Patienten zu retten.

Geschichte

Vor dem Krieg hatte die Psychiatrische Klinik Iwan Pawlow etwa 1.300 Patienten. Die deutsche Wehrmacht besetzte Kiew nach schweren Kämpfen am 19. September 1941. Wenige Tage später, noch vor den »Großaktionen« gegen die jüdische Bevölkerung von Kiew, erschossen Mitglieder der Einsatzgruppe C am 27. September 1941 etwa 300 jüdische Patienten der Klinik. Die Leichen wurden in einer nahegelegenen Schlucht, unweit der Schlucht von Babij Jar verscharrt.
Nach dieser Mordaktion bemühten sich die Ärzte der Klinik, soweit es ihnen möglich war, die Patienten entweder zu entlassen oder in ein anderes Krankenhaus zu überführen, um sie vor den Deutschen zu schützen.
Im Verlauf des Jahres 1942 wurden in drei Mordaktionen alle Patienten, die sich noch in der Klinik aufhielten, ermordet. Dabei wurden sogenannte Gaswagen eingesetzt, bei denen Motorabgase mit einem Rohr in das geschlossene Wageninnere geleitet wurden, um die Opfer zu ersticken.

Opfergruppen

1941 und 1942 wurden insgesamt bis zu 800 Patienten der Psychiatrischen Klinik Iwan Pawlow ermordet.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

2001 wurde das erste von drei Denkmälern für die ermordeten Patienten der Klinik aufgestellt. Auf dem schwarzen rechteckigen Stein sind neben der ukrainischen Schrift ein Kreuz und ein Davidstern abgebildet.
2003 wurde ein weiteres Denkmal nach den Entwürfen des Architekten L. Skorik aufgestellt. Dieses trägt die Inschrift: »Im Jahr 1941 starben durch die Hände der Nazi-Okkupanten 752 Patienten der Psychiatrischen Klinik. Wir erinnern uns an die unschuldigen Opfer«. Im Denkmal ist ein Fenster, in dem eine Kerze steht, eingelassen.
Der Ärzte, die vielen Patienten das Leben retteten, wurde ein Jahr später mit einem weiteren Denkmal auf dem Klinikgelände gedacht. Es trägt die Inschrift: »Den Fachärzten des Krankenhauses, die selbstlos den Patienten halfen«.

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