Kultur- und Erinnerungsstätte Salmen

Kultur- und Erinnerungsstätte Salmen


Im historisch bedeutsamen Saal des ehemaligen Gasthauses »Salmen« erinnern Ausstellungen an die Offenburger Versammlung von 1847 sowie die Geschichte des Saales als Synagoge, die im November 1938 zerstört wurde.

Geschichte

Offenburg, etwa auf mittlerem Wege zwischen Karlsruhe und Freiburg sowie etwa 20 Kilometer von Straßburg entfernt, wurde 1148 erstmals urkundlich erwähnt. 1803 wurde Offenburg Baden zugeschlagen, das in den folgenden Jahrzehnten als eines der fortschrittlichsten deutschen Staaten galt.
Offenburg spielte eine wichtige Rolle in der Vorbereitung der Badischen Revolution von 1848/49. Einer der wichtigsten historischen Schauplätze war der Salmen, ein um 1787 gebautes Gasthaus. Im Saal des Salmen fand am 12. September 1847 die radikaldemokratische Offenburger Versammlung statt, bei der die hunderten anwesenden Männer und Frauen die Forderungen des Volkes diskutiert und anschließend proklamiert haben.
1875 kaufte die jüdische Gemeinde das Gasthaus und benutzte den Saal bis November 1938 als ihre Synagoge. Juden hatten auch bereits im Mittelalter in Offenburg gelebt, doch wurde ihre Gemeinde zweimal zerstört. Die moderne jüdische Gemeinde wurde 1865 gegründet. Die Zahl der Mitglieder, zu denen auch Gläubige aus umliegenden Orten gehörten, schwankte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zwischen 200 und 400. Außer der Synagoge unterhielt die Gemeinde eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, lebten 271 Juden in Offenburg. In den folgenden Jahren zogen die meisten von ihnen weg. Bei den Novemberpogromen 1938 randalierte eine von lokalen Nazis angeführte Gruppe von etwa 200 Personen. Einige jüdische Geschäfte und die Inneneinrichtung der Synagoge wurden zerstört.
1939 lebten nur noch 98 Juden in Offenburg. Die meisten von ihnen wurden im Oktober 1940 zusammen mit anderen Juden aus Baden und der Saar-Pfalz nach Gurs deportiert. Viele starben dort an den katastrophalen Lebensbedingungen. Wer Gurs überlebt hat, wurde 1942/43 ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo die SS die meisten von ihnen sofort nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordete.

Opfergruppen

Während des Holocaust wurden 70 namentlich bekannte jüdische Frauen und Männer aus Offenburg ermordet.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

1940 wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, den Salmen zu verkaufen. Das Gebäude wurde fortan unter anderem als Möbelhalle benutzt. Nach dem Krieg wurde der Salmen auf Betreiben der Alliierten der jüdischen Landesgemeinde zurückgegeben, aber da in Offenburg kaum mehr Juden lebten und sie deshalb keine Verwendung für das Gebäude hatten, verkaufte sie es 1948 wieder. Der neue Eigentümer ließ das historische Gasthaus abreißen und durch einen Neubau ersetzen, lediglich das Hinterhaus mit dem historischen Saal blieb bestehen und wurde als Lagerhalle benutzt. Der Salmen und seine wechselvolle Geschichte geriet lange in Vergessenheit, obwohl die Stadt Offenburg 1947 den 100. Jahrestag der Offenburger Versammlung noch mit einer großen Veranstaltung gefeiert hatte. 50 Jahre später erwarb die Stadt das Gebäude und ließ es renovieren. 2002 konnte schließlich der Salmen als Kultur- und Erinnerungsstätte eröffnet werden, die organisatorisch zum Stadtmuseum gehört. Auf der Empore des berühmten Saales werden beide historischen Bezugspunkte des Hauses thematisiert. Eine Installation behandelt die Bedeutung der Offenburger Versammlung für die Geschichte der Revolution von 1848/49 und die Ideengeschichte der Demokratie in Deutschland insgesamt. Die andere Ausstellung bezieht sich auf die Geschichte des Hauses als Synagoge und informiert über die Geschichte jüdischen Lebens in Offenburg. In einem weiteren Raum regen Portraits von Offenburger Holocaustopfern zum Gedenken an.
Eine weitere Spur jüdischer Geschichte in Offenburg ist die ehemalige Mikwe, die für das rituelle Bad genutzt wurde und spätestens im 17. Jahrhundert errichtet wurde. Seit 2016 ist es wieder für Besucher zugänglich und bietet eine Dauerausstellung über die jüdische Geschichte von Offenburg. Des weiteren erinnern auf den Straßen Offenburgs mehrere Stolpersteine an ehemalige jüdische Bürger der Stadt, die im Nationalsozialismus ermordet wurden.

Angebote

Ausstellungen, Führungen, Kultur- und Gedenkveranstaltungen

Öffnungszeiten

Der Salmen ist nur im Rahmen von Veranstaltungen und Führungen zu besichtigen.

Kontakt

http://www.salmen-offenburg.de

museumspaedagogik@offenburg.de

+49 (0)781 822 460

Lange Straße 52
77652 Offenburg