Roma Holocaust Denkmal

Roma Holocaust Emlékmű


In Budapest erinnert seit 2006 ein Denkmal an die während des Zweiten Weltkrieges ermordete Roma.

Geschichte

Roma lebten seit dem Mittelalter in Ungarn. Ihre Bevölkerung bestand aus vielen, teilweise sehr unterschiedlichen Stämmen und Gruppen, die zu unterschiedlichen Zeiten einwanderten. Sie gingen verschiedenen traditionellen Berufen nach. Seit dem 18. Jahrhundert gab es teils gewaltsame Bestrebungen, die umherziehenden »Zigeuner« zur Sesshaftigkeit zu zwingen.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg führte die ungarische Regierung mehrere Maßnahmen ein, um Roma ohne feste Arbeit und festen Wohnsitz zu kriminalisieren. Dabei betrachteten die Eliten die Frage nach den Lebensumständen der Roma nur unter den Gesichtspunkten der öffentlichen Ordnung. Gegen Ende der 1930er Jahre tauchten erste Stimmen auf, die die Situation der Roma unter rassischen Gesichtspunkten betrachteten und radikale Lösungen wie etwa Zwangssterilisationen vorschlugen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden Roma aus einigen ungarischen Randgebieten vertrieben. Gleichwohl wurden Roma nicht im gleichen Maße wie Juden aus der Gesellschaft ausgeschlossen, beispielsweise wurden Roma genauso in die Armee berufen wie andere ungarische Staatsbürger auch.
Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht begannen ungarische Einheiten vor allem im Sommer 1944 an vielen Orten damit, Roma einzusammeln und arbeitsfähige Männer und Frauen an die Deutschen auszuliefern, die sie in Konzentrationslager wie Mauthausen und Ravensbrück verschleppten. Das größte Sammellager für »Zigeuner« wurde in einer Festung im nordungarischen Komárom eingerichtet, die Lebensbedingungen für die Tausende Häftlinge dort waren katastrophal.
Nach der Machtübernahme der nationalsozialistischen Pfeilkreuzler im Oktober 1944 führten ihre Anhänger vor allem in entlegenen Dörfern mehrere Massaker an Roma durch.

Opfergruppen

Die Zahl der von den Nationalsozialisten und ihren Helfern ermordeten Roma ist sehr umstritten, meist wird die Zahl von etwa 500.000 genannt. Das bekannteste Einzelereignis des Völkermords an den Roma ist die Auflösung des »Zigeunerlagers« im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: In der Nacht vom 2./3. August 1944 ermordete die SS alle noch im Lager lebenden Roma in den Gaskammern, etwa 3.000 Menschen.
Die Verfolgung der ungarischen Roma ist viel weniger dokumentiert und erforscht als der Massenmord an den Juden zur gleichen Zeit. Viele Mordaktionen, vor allem gegen Ende des Krieges, verliefen unorganisiert. Während einige Historiker die Zahl der ermordeten ungarischen Roma mit etwa 5.000 angeben, sprechen andere Quellen von etwa 20.000.

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Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie musste Ungarn 1920 zwei Drittel seines Staatsgebietes und sechzig Prozent seiner Bevölkerung an seine Nachbarstaaten abtreten. Diese Verluste traumatisierten das Land und führten dazu, dass sich Ungarn unter seinem Staatschef Nikolaus von (Miklós) Horthy (1868–1957) ab 1937 allmählich dem nationalsozialistischen Deutschen Reich annäherte. Es gelang Ungarn in mehreren Schritten, sein Staatsgebiet zwischen 1938 und 1941 fast zu verdoppeln. Im März 1944 war das Land angesichts der vorrückenden Roten Armee kurz davor, sich von Deutschland abzuwenden und wurde deshalb von der Wehrmacht besetzt. Horthy blieb zunächst Staatsoberhaupt. Unter Mithilfe der ungarischen Verwaltung begann die SS beinahe sofort mit Deportationen von Juden in das Vernichtungslager Auschwitz, die Ungarn trotz antijüdischer Gesetze zuvor noch verweigert hatte. Von den etwa 825.000 Juden aus »Groß-Ungarn« wurden weit über eine halbe Million Menschen dort ermordet, allein bis zu 300.000 kamen aus den Regionen des heutigen Ungarn. Darüber hinaus fanden um die 140.000 Soldaten sowie etwa 170.000 nichtjüdische Zivilisten den Tod. Nach 1945 war Ungarn Teil der sowjetischen Einflusssphäre. Bis 1989 erinnerte das offizielle Ungarn nicht an den Krieg, sondern an sein Ende – als »Befreiung vom Faschismus«. Die Mehrheit der Bevölkerung dagegen empfand das Jahr 1945 als Beginn einer langen Unterdrückung. Der niedergeschlagene Volksaufstand von 1956 hat die Erinnerungen vieler Ungarn an den Zweiten Weltkrieg überdeckt. Der Krieg galt fortan als unrühmliche Vorgeschichte zum Leiden unter kommunistischer Herrschaft. Unterdessen zelebrierten zahlreiche staatliche Denkmäler die »ungarisch-sowjetische Freundschaft«. Zu kommunistischer Zeit wurde offiziell kaum an die Menschen erinnert, die während des Krieges an der Front, in der Heimat und während des Völkermordes umgekommen waren. Orte des Gedenkens an den Holocaust existierten außerhalb von jüdischen Institutionen nicht; allein das 1932 eingeweihte Jüdische Museum Budapest wurde bereits 1947 wiedereröffnet. 1985 richtete die jüdische Gemeinde Budapest neben der großen, am Rande des ehemaligen Ghettos stehenden Synagoge einen »Raoul-Wallenberg-Gedenkpark« ein. 1987, in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Reise des kommunistischen Staatschefs János Kádár (1912–1989) nach Schweden, entstand schließlich ein staatliches Denkmal für Wallenberg (*1912–?), der als schwedischer Gesandter Tausenden Budapester Juden das Leben rettete, 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verschleppt wurde und seither verschollen ist. Dieses Denkmal markierte einen Wendepunkt nach einem jahrzehntelangen Verschweigen des Holocaust. Erst zur Jahrtausendwende entstanden in ganz Ungarn zahlreiche Holocaustdenkmäler und -gedenkstätten. Hierzu gehört das Denkmal »Schuhe am Donauufer« in Budapest, das am 16. April 2005 – dem 2000 eingeführten ungarischen Holocaustgedenktag – eingeweiht wurde. Es erinnert an die Ermordung von bis zu 20.000 Juden aus dem Budapester Ghetto im Januar 1945 durch »Pfeilkreuzler«, Angehörige einer rechtsradikalen Partei, die am 15. Oktober 1944 die Macht in Ungarn übernommen hatte. Ein nationales Holocaustmuseum wurde 2004 in der Hauptstadt eröffnet. Erinnerungszeichen für andere Opfer gibt es bislang allerdings kaum. Sinnbildhaft für den Umgang des postkommunistischen Ungarn mit seiner Vergangenheit im 20. Jahrhundert ist das viel diskutierte »Haus des Terrors«, das – 2002 im Zentrum Budapests eröffnet – die Geschichte »beider totalitärer Diktaturen« behandelt. Die Mitwirkung von Ungarn bei der Deportation ihrer jüdischen Mitbürger tritt dabei oft in den Hintergrund.

Erinnerung

Nur wenige Historiker haben sich bis jetzt mit der Verfolgung der ungarischen Roma während des Zweiten Weltkrieges beschäftigt. Auch in der Öffentlichkeit ist ihre Verfolgungsgeschichte so gut wie unbekannt. Erst nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems erschienen erste Bücher und Dokumentarfilme, die sich mit dem Thema beschäftigten.
Seit dem Systemwechsel hat sich die Situation der Roma in Ungarn stark verändert. Einerseits sind viele Roma arbeitslos geworden und leben in tiefer Armut, auch Vorurteile gegen Roma werden offener formuliert. Anderseits können sich Roma besser denn je organisieren. Vor allem in Kunst und Kultur ist eine immer stärkere Besinnung auf die eigene Identität der Roma zu sehen.
Das Budapester »Roma Holocaust Denkmal« wurde 2006 in einem Park am Ufer der Donau errichtet. Verantwortlich waren die städtische »Budapest Galéria«, die Verwaltung des IX. Budapester Bezirks und verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen von Roma. Laut Widmung erinnert das Denkmal nicht konkret an die Opfer aus Ungarn, sondern an alle »Roma Opfer des Holocaust«. Eine Informationstafel gibt es nicht. Der Entwurf stammt von Ákos Maurer Klimes und Tamás Szabó. Das Denkmal ist eine Stele aus schwarzem Granit, auf dem sich Bruchstellen befinden. Tritt der Betrachter näher, wird eine schimmernde, goldene Farbe im Inneren des Denkmals sichtbar. Der Effekt soll an das Glühen im Krematorium erinnern.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Nehru Park, Közraktár u.
1093 Budapest