Kriegsgräberstätte und Denkmal Golm

Kriegsgräberstätte und Denkmal Golm


Die größte Kriegsgräberstätte Mecklenburg-Vorpommerns befindet sich auf der Ostseeinsel Usedom bei dem kleinen Ort Kamminke. Hier sind auf der höchsten Erhebung von Usedom, dem Golm, Tausende Kriegstote begraben. Sie kamen am 12. März 1945 bei einem Bombenangriff der amerikanischen Luftwaffe auf die benachbarte Hafenstadt Swinemünde (polnisch: Świnoujście) ums Leben. Heute verläuft zwischen Kamminke und Swinemünde die deutsch-polnische Grenze.

Geschichte

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges hielten sich tausende Flüchtlinge aus Hinterpommern sowie Ost- und Westpreußen in Swinemünde auf. Sie warteten darauf an Bord eines Schiffes zu gelangen, das sie vor der näher rückenden Kriegsfront in Sicherheit bringen sollte. In Swinemünde befand sich ein strategisch wichtiger Militärhafen. Anfang März 1945 kam im Swinemünder Hafen eine »Kampfgruppe« der Kriegsmarine aus Gdingen (damals: Gotenhafen, polnisch: Gdynia) an. Sie bestand aus zwei Panzerkreuzern sowie mehreren Zerstörern und Torpedobooten. Die »Kampfgruppe« sollte die deutschen Soldaten im Kampf gegen die überlegene sowjetische Armee entlasten.
Am 12. März 1945 gegen zwölf Uhr flog die amerikanische Luftwaffe einen Bombenangriff auf die Hafenstadt. Ziel war es, die deutsche Kriegsmarine durch die Zerstörung des Hafens massiv zu schwächen.
Innerhalb einer Stunde zerstörten etwa 670 amerikanische Bomber große Teile der Stadt. Die US-Luftwaffe traf zwar mehrere Schiffe, dennoch war es ihr nicht gelungen, die Hafenanlagen schwer zu schädigen. Viele der abgeworfenen Bomben fielen dagegen im Stadtgebiet. Auch auf den Kurpark von Swinemünde gingen Bomben nieder, wo sich viele Flüchtlinge und Soldaten unter freiem Himmel aufhielten. Zahlreiche verwundete Soldaten, die sich in den überfüllten Lazarettzügen auf dem Bahnhof befanden, fielen ebenfalls den Bomben zum Opfer.

Opfergruppen

Einige Quellen sprechen von mehr als 20.000 Menschen, die bei dem amerikanischen Luftangriff auf Swinemünde ums Leben gekommen seien. Historiker vermuten allerdings, dass die tatsächliche Zahl der Toten bei etwa 4.000 bis 5.000 liege.
Neben den vielen Flüchtlingen zählten auch Einwohner Swinemündes sowie viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zu den Opfern.
Die meisten Leichen setzten Helfer anonym in Massengräbern auf dem Golm bei.
Dort befinden sich außerdem die Gräber von etwa 3.000 Wehrmachtssoldaten. Die Stadt Swinemünde ließ ab 1944 die im örtlichen Lazarett verstorbenen Soldaten auf dem Golm begraben.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

In der DDR-Zeit waren sich die evangelische Landeskirche und die staatlichen Stellen in der Region uneinig über die angemessene Form des Gedenkens. 1969 fand aus politischen Gründen die Einebnung aller vorhandenen Einzelgräber statt. Dem Rostocker Künstler Wolfgang Eckard erteilten die staatlichen Behörden den Auftrag auf dem Golm eine neue Gedenkanlage zu errichten. Im Ergebnis entstand an zentraler Stelle ein zweigeteilter Rundbau aus Beton. Er trägt die Inschrift: »Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint«.
Vor dem Eingang zum Bau steht die Skulptur »Die Frierende« von Rudolf Leptien. Am Anfang der 1950er Jahre entstanden, wurde sie erst 1984 auf dem Golm aufgestellt.
Am 12. März 1992 wurde die Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e.V. gegründet. 1995 begann die Interessengemeinschaft mit der Neugestaltung der Kriegsgräberanlage. Ein fünf Meter hohes Holzkreuz sowie in Gruppen aufgestellte symbolische Kreuze und Namenstafeln erinnern seitdem an die Toten auf dem Golm.
Am 1. März 2000 übernahm der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Kriegsgräberstätte in seine Trägerschaft. In der Folgezeit entstand auf dem Gelände ein kleines Gebäude in Form eines Pavillons. Hier können sich Besucher der Kriegsgräberstätte Golm in einer Dauerausstellung über die Geschichte der Region im Zweiten Weltkrieg informieren. Seit 2005 unterhält der Volksbund in Kamminke zudem eine eigene Jugendbegegnungsstätte.

Angebote

Dauerausstellung zur Kriegsgräberstätte, Führungen, Friedenspädagogische Projekte für Schulklassen und Jugendgruppen, Quellensammlung zur Kriegsgräberstätte Golm, Archivnutzung (nach Vereinbarung)

Öffnungszeiten

Die Kriegsgräberstätte ist jederzeit zugänglich.
Ausstellung täglich 9.00 bis 17.00

Kontakt

http://www.jbs-golm.de

info@jbs-golm.de

+49 (0)38376 290 0


17419 Kamminke