Jüdisches Museum München

Jüdisches Museum München


Eine jüdische Gemeinde existiert in München bereits seit dem 13. Jahrhundert. Das 2007 eröffnete Jüdische Museum München zeigt in einem Neubau in der Münchner Innenstadt eine Alltagsgeschichte der Jüdischen Gemeinde.

Geschichte

Die ersten Überlieferungen über Juden in München stammen aus dem Jahr 1229, ab 1380 gibt es auch Nachweise für eine Synagoge. Nach 1442 wurden Juden aus München vertrieben und aus Bayern ausgewiesen. Ab Ende des 18. Jahrhunderts zogen wieder einige Juden nach München. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Gemeinde, da der König von Bayern, Maximilian I., den bayerischen Juden Aufenthalts-, Handels- und Gewerberechte zusicherte. 1815 wurde die Israelitische Kultusgemeinde München gegründet, die Zahl der Gemeindemitglieder stieg schnell an: 1825 hatte sie 607, 1867 bereits 2067 Mitglieder. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es häufiger antisemitische Übergriffe auf Juden in München. 1933 lebten in der Stadt etwa 9.000 Juden, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden sie schrittweise aus dem öffentlichen Leben verdrängt und verfolgt, viele emigrierten. Am 9. Juni 1938 erfolgte auf Befehl Adolf Hitlers der Abbruch der Münchner Hauptsynagoge. Während des Novemberpogroms im selben Jahr verwüsteten SA-Leute weitere Synagogen, etwa 1.000 jüdische Männer wurden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Ab Herbst 1941 mussten die in der Stadt verbliebenen Juden in das Durchgangslager Milbertshofen ziehen: Von dort aus wurden sie in Ghettos und Konzentrationslager im Osten deportiert. Mindestens 2.900 der aus Milbertshofen deportierten Juden wurden ermordet.

Opfergruppen

Das Jüdische Museum München widmet sich in erster Linie der jüdischen Alltagskultur und der Geschichte der jüdischen Gemeinde seit 1229.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Am 19. Juli 1945 wurde die Israelitische Kultusgemeinde München neu gegründet. Im März 1946 gehörten etwa 2.800 Personen der Gemeinde an. Als Synagoge der Gesamtgemeinde wurde die ehemalige Synagoge der ostjüdischen Gemeinde in der Reichenbachstraße 27 am 20. Mai 1947 geweiht. Erste Pläne für ein jüdisches Museum in München gab es bereits seit 1928. In den 1960er Jahren wurde dieser Plan vom langjährigen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Hans Lamm, wieder aufgegriffen, ohne in die Tat umgesetzt zu werden. In den 1980er Jahren eröffnete der Münchner Galerist Richard Grimm ein privates jüdisches Museum, das nach zehn Jahren aus finanziellen Gründen geschlossen wurde. Die Israelitische Kultusgemeinde nahm die Sammlung Grimm auf und stellte sie in der Synagoge in der Reichenbachstraße 27 aus. Richard Grimm leitete dieses Übergangsmuseum bis 2001. 1998 entschied der Münchner Stadtrat, in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde München ein dauerhaftes jüdisches Museum einzurichten, das schließlich zusammen mit dem Jüdischen Zentrum (Synagoge und Gemeindehaus) am St.-Jakobsplatz entstand. Die Synagoge wurde am 9. November 2006 eingeweiht, das Jüdische Museum eröffnete im Frühjahr 2007.
Die Dauerausstellung verzichtet auf eine enzyklopädische und chronologische Darstellung der Geschichte. Folgerichtig gibt es in der Dauerausstellung auch keinen eigenständigen Bereich zur Geschichte des Holocaust, vielmehr werden an verschiedenen Stellen seine Auswirkungen auf jüdisches Leben thematisiert.

Angebote

Bibliothek, Führungen, Newsletter, Kinderworkshop, Literaturhandlung

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 10.00 bis 18.00

Kontakt

http://www.juedisches-museum-muenchen.de

juedisches.museum@muenchen.de

+49 (0) 89 233 960 96

St.-Jakobs-Platz 16
80331 München