KZ-Gedenkstätte Dachau

KZ-Gedenkstätte Dachau


Seit 1965 erinnert im Ort Dachau, etwa 15 Kilometer nordwestlich von München gelegen, die auf Initiative ehemaliger Häftlinge gegründete Gedenkstätte an das Konzentrationslager Dachau, das von März 1933 bis 1945 bestand. Mindestens 200.000 Menschen aus ganz Europa waren während dieser Zeit in Dachau und seinen Außenlagern inhaftiert, etwa 41.000 von ihnen kamen um.

Geschichte

Am 20. März 1933 gab der Polizeipräsident von München, Heinrich Himmler, die Eröffnung eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager in einer leer stehenden Munitionsfabrik in Dachau bekannt. Am 22. März trafen die ersten »Schutzhäftlinge« ein, hauptsächlich Sozialdemokraten und Kommunisten. Bis zum 11. April 1933 bewachte die bayerische Landespolizei das KZ, danach übernahm die SS das Lager. Zu dieser Zeit befanden sich etwa 230 Häftlinge in Dachau. Im Juni 1933 setzte Himmler Theodor Eicke als Kommandant des KZ Dachau ein. Eicke entwickelte das »Dachauer Modell«, ein Organisationsschema für das Lagerleben, das zur Vorlage für die Organisation aller nationalsozialistischen Konzentrationslager wurde. Zudem wurde Dachau zum Ausbildungsort für die SS-Wachmannschaften. In den folgenden Jahren dehnte die SS die Verfolgung auf Zeugen Jehovas, Sinti und Roma und Homosexuelle aus. Nach den Novemberpogromen 1938 wurden etwa 10.000 Juden aus ganz Deutschland nach Dachau gebracht, die meisten jedoch wieder entlassen. Von 1937 bis 1938 mussten die Häftlinge das Lager ausbauen: Neben der ehemaligen Munitionsfabrik entstanden 32 Wohnbaracken und Verwaltungsgebäude, umgeben von sieben Wachtürmen, einem elektrisch geladenen Zaun und einem Wassergraben. Im Verlauf des Krieges verschleppte die SS Menschen aus ganz Europa nach Dachau: Sie mussten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten. Es entstanden bis zu 36 Außenlager in der Umgebung. 1941 begann die SS mit Massenerschießungen sowjetischer Kriegsgefangener. Jüdische Häftlinge wurden ab 1942 von Dachau aus in die Vernichtungslager im besetzten Polen transportiert. Im selben Jahr führten SS-Ärzte an mindestens 200 Häftlingen medizinische Experimente durch, eine unbekannte Anzahl von ihnen starb an den Folgen. Ende April 1945 räumte die SS das Lager, etwa 7.000 Häftlinge wurden auf drei Todesmärsche geschickt. Bei der Befreiung des Lagers am 29. April 1945 fand die US-Armee noch etwa 60.000 Gefangene vor.

Opfergruppen

Die ersten Häftlinge in Dachau waren vor allem politische Gegner des Nationalsozialismus aus Deutschland. Im Verlauf des Krieges brachte die SS Gefangene aus ganz Europa nach Dachau, allein etwa 13.000 Menschen aus Polen. Doch auch Sinti und Roma, Homosexuelle, »Asoziale« und viele Geistliche wurden in Dachau inhaftiert. Ab 1941 kamen viele sowjetische Kriegsgefangene in das KZ Dachau. Schätzungen gehen davon aus, dass 4.500 sowjetische Kriegsgefangene in der Nähe des Konzentrationslagers ermordet wurden. Bei der Befreiung des Lagers waren etwa ein Drittel der Gefangenen Juden. Insgesamt durchliefen von 1933 bis 1945 etwa 200.000 Menschen das KZ Dachau, 41.000 Menschen starben.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US Armee von 1945 bis 1948 das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers als Häftlingslager für NSDAP-Funktionäre und SS-Angehörige. Nachdem das Gelände 1948 an den Freistaat Bayern übergeben wurde, ließ dieser hier ein Auffanglager für Flüchtlinge errichten, das später »Wohnsiedlung Dachau Ost« genannt wurde. 1960 ließ der Münchner Bischof Johannes Neuhäusler eine Kapelle auf dem ehemaligen Lagergelände errichten, 1964 wurde das Karmelitinnenkloster Heilig Blut errichtet. Die Gedenkstätte Dachau eröffnete 1965 auf Initiative von Überlebendenverbänden, vor allem dem CID (Comité International de Dachau), das sich bereits Jahre zuvor für die Schaffung einer Gedenkstätte eingesetzt hatte. Das von Nandor Glid geschaffene »Internationale Mahnmal« wurde 1968 enthüllt. Im Jahr 2003 wurde eine neue Dauerausstellung eröffnet.

Angebote

Führungen, Lesungen, Ausstellungen, Filmvorführungen, Fortbildungen

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 9.00 bis 17.00

Kontakt

http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de

info@kz-gedenkstaette-dachau.de

+49 (0)8131 669 970

Alte Römerstraße 75
85221 Dachau