In Tschenstochau erinnern einige wenige Gedenkzeichen an die einst bedeutende jüdische Gemeinde und die etwa 40.000 ermordeten Juden der Stadt.
Tschenstochau (polnisch: Częstochowa), im Süden Polens an der Warthe (polnisch: Warta) gelegen, ist seit dem Mittelalter einer der wichtigsten Wallfahrtsorte für katholische Polen. Juden lebten hier wahrscheinlich seit Anfang des 18. Jahrhunderts. Im Zuge der polnischen Teilungen kam die Stadt 1793 zunächst zu Preußen, fiel jedoch 1815 an das Russische Reich. Im 19. Jahrhundert galten die Juden Tschenstochaus als überwiegend liberal und assimiliert.
Zum Zeitpunkt des deutschen Angriffs auf Polen 1939 lebten etwa 28.500 Juden in Tschenstochau und stellten damit ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Da sich die Stadt damals in Grenznähe befand, fiel die Stadt bereits am 3. September 1939 an die Wehrmacht. Am nächsten Tag, der als »Blutiger Montag« in die Geschichte einging, richteten Soldaten der Wehrmacht ein Blutbad an, bei dem über 1.000 Tschenstochauer erschossen wurden, etwa 150 von ihnen Juden. Auslöser des Massakers sollen Schüsse gegeben sein, die aus von Juden bewohnten Häusern abgegeben worden sein sollten.
Die Stadt wurde in das Deutsche Reich eingegliedert, die Lage der Juden verschlechterte sich stetig und drastisch. Die wichtigsten Synagogen wurden zerstört, und um die deutschen Befehle durchzusetzen, wurden ein Judenrat sowie eine jüdische Polizei gebildet. Im Frühjahr 1941 richteten die Besatzer ein geschlossenes Ghetto für die 40.000 Juden der Stadt und ihrer Umgebung ein. Die Lebensbedingungen waren katastrophal, Hunderte starben an Seuchen.
Zwischen dem 22. September und dem 8. Oktober 1942 wurde das Ghetto liquidiert. Die große Mehrheit der Ghettobewohner, etwa 38.500 Juden, wurden ins Vernichtungslager Treblinka bei Warschau verschleppt, wo die SS beinahe alle sofort mit Kohlenmonoxid ermordete. 2.000 Juden wurden während der »Aktion« vor Ort erschossen. Nur wenige Tausend arbeitsfähige Juden verblieben in Tschenstochau, sie wurden nach und nach verschleppt oder ermordet.
Die meisten Juden Tschenstochaus wurden während der deutschen Besatzung ermordet. Allein 38.500 Bewohner des Tschenstochauer Ghettos ermordete die SS durch Giftgas im Vernichtungslager Treblinka. Mehrere Tausend Juden sind bei den verschiedenen »Aktionen« vor Ort erschossen worden, so bereits 150 beim »Blutigen Montag« im September 1939 und etwa 2.000, vor allem Kinder und Ältere bei der Auflösung des Ghettos im Herbst 1942. Als bei der Auflösung des Kleinen Ghettos im Juni 1943 Juden bewaffneten Widerstand leisteten, verbrannten bei der Niederschlagung des Aufstands etwa 500 Juden beim lebendigen Leib.
Wie viele der im Laufe der Jahre aus Tschenstochau in andere Ghettos und Arbeitslager verschleppten Juden umkamen, ist nicht zu ermitteln.
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Beim Kriegsende wurden etwa 5.000 jüdische Häftlinge in Tschenstochau befreit, die meisten wurden kurz zuvor in die Stadt verschleppt. Bis Mitte 1946 hat sich die Zahl der Juden bei etwa 2.000 stabilisiert, viele jüdische Einrichtungen nahmen ihre Arbeit auf. Nach antisemitischen Ausschreitungen und vor allem nach dem Pogrom in der nahegelegenen Stadt Kielce Anfang Juli 1946 entschlossen sich die meisten Juden jedoch auszuwandern. Während der Zeit der kommunistischen Diktatur verschwand jüdisches Leben dann gänzlich aus Tschenstochau.
Da die großen Synagogen während der deutschen Besatzung zerstört worden, zeugt vor allem der große jüdische Friedhof von der einst bedeutenden jüdischen Gemeinde von Tschenstochau. Auf dem Friedhof, der während der Besatzung immer wieder Schauplatz von Mordaktionen war, befinden sich mehrere Grabsteine und Denkmäler, die an die Opfer erinnern.
Auf dem Platz vor der Kathedrale wurde 1989 ein Gedenkstein aufgestellt, der an die Opfer des »Blutigen Montags« erinnert, insbesondere an die etwa 300 Menschen, die an jenem Tagen im September 1939 in unmittelbarer Nähe von Wehrmachtssoldaten erschossen wurden.
2009 wurde am Rande des Gebiets des ehemaligen Ghettos ein Holocaustdenkmal eingeweiht. Es besteht aus einer in zwei Teile gerissene Klinkermauer, auf der ein großer Davidstern montiert ist. Das Denkmal wurde vom in Tschenstochau geborenen Samuel Willenberg (*1923) entworfen, einem der letzten noch lebenden Teilnehmer des Aufstands im Vernichtungslager Treblinka.
Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich.
ul. Strażacka (Pomnik ofiar getta)
42-200 Częstochowa