Historisches Museum der Landung auf Sizilien 1943

Museo Storico dello Sbarco in Sicilia 1943


Das »Historische Museum der Landung auf Sizilien 1943« widmet sich der Landung der Alliierten an der Südküste Siziliens am 10. Juli 1943, die als Anfang der Befreiung Italiens vom Faschismus gilt.

Geschichte

Anfang 1943 einigten sich der britische Premier Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt auf die Landung amerikanischer und britischer Truppen auf Sizilien. Die »Operation Husky« sollte das Deutsche Reich und seinen Verbündeten Italien an einer empfindlichen Stelle treffen, Transportwege durch das Mittelmeer freimachen und den Druck auf Italien erhöhen, aus dem Krieg auszusteigen.
Am 10. Juli 1943 um 2.45 Uhr landeten die 8. britische Armee unter General Bernard Montgomery und die 7. amerikanische Armee unter Generalleutnant George S. Patton an der Südküste Siziliens. Die amerikanischen Truppen kamen im Golf von Gela an Land, die britischen zwischen Pachino und Syrakus an der Südspitze Siziliens. Die deutsche Truppenpräsenz war reduziert worden, da die militärische Führung der »Operation Mincemeat«, einem Täuschungsmanöver des britischen Geheimdienstes, aufgesessen war. Dennoch trafen die Alliierten in Sizilien auf heftigen Widerstand seitens der mindestens 40.000 deutschen Soldaten sowie auf schlechte Wetterbedingungen, so dass Patton bereits nach 24 Stunden einen Rückzug in Betracht zog. Doch nicht zuletzt aufgrund der Kriegsmüdigkeit der italienischen Soldaten bis hin zu Auflösungserscheinungen nach der Absetzung Mussolinis am 25. Juli konnten die Alliierten am 17. August in Messina, dem Tor zum italienischen Festland, einziehen. Somit war die ganze Insel besetzt. Den deutschen Truppen gelang es zwar, sich aufs Festland zurückzuziehen, doch die Operation war ein strategisch wichtiger Schritt für die Alliierten. Italiens neuer Regierungschef Pietro Badoglio hatte zwar zunächst beteuert, den Krieg auf Deutschlands Seite fortsetzen zu wollen; er hatte sich jedoch bereits am 28. Juli mit König Vittorio Emanuele III. auf eine Kontaktaufnahme mit den Westalliierten verständigt, die zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandes am 3. September führte. Dieser wurde am 8. September 1943 öffentlich gemacht.

Opfergruppen

Das Museum ist allen Opfern – Soldaten und Zivilisten – gewidmet, die während der Kämpfe in Sizilien ums Leben gekommen sind. An der »Operation Husky«, eine der größten Küstenoperationen des Zweiten Weltkrieges, waren über 150.000 Soldaten der Alliierten beteiligt. Ihnen standen 230.000-300.000 italienische und mindestens 40.000 deutsche Soldaten gegenüber. Die Kämpfe um Sizilien, die nach Schätzungen der alliierten Generäle 5-15 Tage hätten dauern sollen, zogen sich über einen Monat hin und kosteten das Leben Tausender Soldaten: Briten und Amerikaner hatten jeweils über 2.500 Tote zu beklagen, über 4.000 italienische und über 4.500 deutsche Soldaten wurden getötet. Rund 21.000 Soldaten der Alliierten erkrankten an Malaria, die zu der Zeit in Süditalien verbreitet war und oft tödlich verlief.

Erfahre mehr über Italien

Das Königreich Italien wurde seit 1922 von Benito Mussolini (1883–1945), dem »Duce« (Führer), und seiner faschistischen Partei diktatorisch regiert. Bis Mitte der 1930er Jahre spielte Antisemitismus in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle; diskriminierende Maßnahmen wurden erst 1938 eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt lebten über 46.000 Juden in Italien. Das italienische Staatsgebiet umfasste damals auch die Halbinsel Istrien sowie einige heute griechische Inseln, darunter Rhodos mit seiner traditionsreichen jüdischen Gemeinde. Die italienische Regierung, enger Verbündeter des Deutschen Reiches, beteiligte sich bis zum Herbst 1943 nicht an Massendeportationen von Juden in deutsche Vernichtungslager. Erst als das Land von Norden her durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde – der Süden war bereits durch amerikanische und britische Truppen befreit –, begann der deutsche SS- und Polizeiapparat, den Plan der systematischen Ermordung der italienischen Juden umzusetzen. Über eine Zwischeninternierung wurden die Menschen durch halb Europa nach Auschwitz deportiert, viele von ihnen unmittelbar danach in die Gaskammern getrieben. Die Zahl der ermordeten oder gewaltsam zu Tode gekommenen Juden aus Italien (ohne die italienisch besetzten Gebiete) beträgt zwischen 7.000 und 8.500 Personen. Zehntausende italienische Juden und jüdische Flüchtlinge konnten sich durch Emigration retten oder versteckten sich mit Hilfe von Nichtjuden. Über 2.000 gerieten nicht mehr in den deutschen Machtbereich, weil sie in Süditalien rechtzeitig durch die Alliierten befreit wurden. Von 1943 bis 1945 kam es in Norditalien zu heftigen Kämpfen zwischen den deutschen Besatzern und italienischen Partisanen der kommunistisch dominierten Widerstandsbewegung »Resistenza«. Die deutschen Truppen reagierten mit grausamen Vergeltungsmaßnahmen und Massakern, zum Beispiel in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen bei Rom. Insgesamt fanden während des Zweiten Weltkrieges über 400.000 Italiener – Soldaten, Zivilisten und Partisanen – den Tod. Nach Kriegsende wurde der Partisanenkampf zum zentralen Aspekt italienischen Selbstverständnisses und in der Erinnerungskultur zum Mythos der eigenen Befeiung vom Faschismus. Eine Auseinandersetzung mit der weitverbreiteten Unterstützung Mussolinis im eigenen Land unterblieb meist. Die bekannten Gedenkorte, wie das frühere Konzentrationslager Risiera di San Sabba bei Triest oder die Einrichtungen in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen, sind – wie auch zahlreiche Museen – dem Widerstand gewidmet. Erinnerungsstätten auf dem Gelände früherer Internierungslager für Juden sind dagegen selten und gedenken eher der Retter als der Verfolgten, wie es die Villa Emma in Nonatola zeigt, in der versteckte jüdische Kinder überlebten. Die Ausrichtung auf Menschenrechtserziehung, die auf Gegenwart und Zukunft bezogen ist, stellt das Bindeglied vieler dieser Einrichtungen dar. Mittlerweile rückt die Erinnerung an die deportierten und ermordeten Juden mehr in den Vordergrund. 2013 eröffnete die Memoriale della Shoah di Milano am Mailänder Hauptbahnhof. Die Errichtung eines zentralen Holocaustdenkmals in Rom wurde 2023 beschlossen.

Erinnerung

Die Gräber der Gefallenen des »Commonwealth«, zu denen neben britischen auch indische, australische und südafrikanische Soldaten gehörten, können auf den Militärfriedhöfen in Catania und Syrakus besucht werden. 490 Kanadier, die ebenfalls als Mitglieder des »Commonwealth« an der Seite der Briten kämpften, sind in Agira bestattet. Mehr als 4.500 deutsche Gefallene liegen in Motta Sant’Anastasia. Die amerikanischen Toten wurden in die Heimat oder auf das italienische Festland gebracht.
Das im Jahr 2003 gegründete »Historische Museum der Landung auf Sizilien 1943« ist mit 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche das größte Museum über den Zweiten Weltkrieg in Italien. Es wurde von Giacomo Leone (Gebäude) und Gaspare Mannoia (Inneneinrichtung) entworfen und wird von der Provinz Catania verwaltet. Die drei Ebenen des Museums stellen durch Dioramen, Originalexponate, Zeitzeugenberichte sowie interaktive Elemente das Leben vor, während und nach den Kriegsereignissen auf Sizilien dar. Orte und Objekte wie Bunker, Landungsboote, Zelte des Roten Kreuzes oder bombardierte Dörfer und Städte sind detailgetreu dargestellt. Auch der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 3. September 1943 ist eine solche Rekonstruktion gewidmet. Bedeutende historische Persönlichkeiten sind als Wachsfiguren zu sehen.
Am Ende der Ausstellung befindet sich ein Raum, der dem Andenken der Opfer gewidmet ist. Vor einer Projektion des Militärfriedhofs des »Commonwealth«, der sich nur wenige Kilometer vom Museum entfernt im Stadtteil Bicocca befindet, werden Namen von Gefallenen einzeln vorgelesen. Spuren der Kampfhandlungen im Sommer 1943, vor allem über- und unterirdische Bunker, findet man über ganz Sizilien verteilt – 90 Bunker allein in und um Catania.

Angebote

Führungen für Gruppen, Veranstaltungen und Seminare,
Bibliothek

Öffnungszeiten

1. November bis 31. Mai Dienstag bis Sonntag: 9.00 bis 16.45, letzter Einlass 15.45
1. Juni bis 31. Oktober Dienstag bis Sonntag: 10.00 bis 17.45, letzter Einlass 16.45

Kontakt

http://www.provincia.ct.it/il_territorio/musei/museo_dello_sbarco_in_sicilia/

museosbarco@provincia.ct.it

+39 095 40 11 921