Gedenktafel an der Synagoge Kaschau

Synagoga Košice


An der Mauer der orthodoxen Synagoge in Kaschau steht eine Gedenktafel in Erinnerung an die jüdischen Bürger der Stadt, die während des Zweiten Weltkrieges deportiert und ermordet wurden.

Geschichte

Kaschau (slowakisch: Košice, ungarisch: Kassa), die nach Pressburg zweitgrößte Stadt der heutigen Slowakei, gehörte bis 1918 innerhalb der k.u.k. Monarchie zum Königreich Ungarn, danach zur Tschechoslowakei. In der Stadt wurde Ungarisch, Slowakisch und Deutsch gesprochen.
Juden durften sich erst seit 1840 in der Stadt niederlassen, ihre Zahl wuchs danach jedoch rasant. Vor 1914 lebten etwa 6.700 Juden in der Stadt, dies entsprach 15% der Bevölkerung. Neben der starken orthodoxen Gemeinde gab es auch eine Neologengemeinde sowie zahlreiche jüdische Einrichtungen in der Stadt. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchs die jüdische Gemeinde von Kaschau weiterhin stark an. Viele Juden kamen aus anderen Teilen der Slowakei, aber auch aus Polen oder aus Sowjetrussland. 1938 betrug die Zahl der Juden 11.420, etwa ein Fünftel der Stadt. Obwohl die kulturelle Herkunft und der soziale Status der Kaschauer Juden sehr unterschiedlich war, wurde in der Zwischenkriegszeit das jüdische Selbstbewusstsein stärker. Es entstanden auch einige zionistische Gruppen.
Im November 1938 musste die Slowakei mehrere Gebiete, darunter Kaschau, an Ungarn abtreten. Für die Juden der Stadt galten sofort die antijüdischen Gesetze Ungarns. So mussten etwa jüdische Männer bei der Armee Arbeitsdienst leisten. 1944, nach der Besetzung des Landes durch die deutsche Wehrmacht trieb Ungarn in enger Abstimmung mit deutschen Stellen die Ghettoisierung und die anschließende Deportation der Juden voran. Bereits im April 1944 entstand ein Ghetto in Kaschau, in das auch die Juden aus der Umgebung umziehen mussten. Die Lebensbedingen waren katastrophal. Am 15. Mai 1944 begannen die ungarischen Behörden mit der Deportation der Juden aus dem Kaschauer Ghetto nach Auschwitz-Birkenau. Innerhalb von etwa zwei Wochen war das Ghetto bereits entvölkert.
Durch die geographische Lage der Stadt bedingt, fuhren so gut wie alle Deportationszüge aus Ungarn durch Kaschau.

Opfergruppen

Aus Kaschau und Umgebung wurden mindestens etwa 12.000 Juden deportiert, etwa 8.000 von ihnen ermordete die SS durch Giftgas gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau. Etwa 450 der Deportierten überlebten. Weitere 2.500 Kaschauer Juden, die den Deportationen entgehen konnten, überlebten den Krieg.

Erfahre mehr über Slowakei

Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote. Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden. Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.

Erinnerung

Die jüdische Gemeinde von Kaschau konnte sich nach dem Krieg nicht mehr erholen. Die meisten Überlebenden verließen spätestens nach der kommunistischen Machtübernahme 1948 die Tschechoslowakei, viele in Richtung Israel. Heute leben nur wenige hundert Juden in der Stadt.
Seit 1992 erinnert neben dem Eingang der 1927 erbauten orthodoxen Synagoge eine Gedenktafel an die aus Kaschau deportierten Juden.

Öffnungszeiten

Die Synagoge kann nach Vereinbarung besucht werden. Die Gedenktafel ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

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Puškinova ulica
04001 Košice