Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen


Die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen erinnern an die über 130.000 Häftlinge aus ganz Europa, die zwischen 1936 bis 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen gefangen waren. Über 20.000 Häftlinge kamen in dieser Zeit aufgrund der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen ums Leben oder wurden von der SS ermordet.

Geschichte

Das ab 1936 in Oranienburg entstandene Konzentrationslager Sachsenhausen nahm als Modell- und Schulungslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt eine Sonderstellung im System der Konzentrationslager ein. Ab 1938 befand sich in Oranienburg die Verwaltungszentrale der SS für sämtliche Konzentrationslager. Bis 1939 waren im KZ Sachsenhausen fast ausschließlich Deutsche inhaftiert. Die SS setzte sie vor allem zur Errichtung des Lagers ein.
Ab Kriegsbeginn wurden immer mehr Gefangene aus den besetzten Ländern in das KZ Sachsenhausen gebracht. Viele von ihnen mussten in den Betrieben der SS oder für deutsche Firmen Zwangsarbeit leisten. Sie waren in den Produktionsstätten der Rüstungsindustrie tätig und produzierten unter widrigsten Arbeits- und Lebensbedingungen Güter für die Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Vor allem ab 1942 waren bei Rüstungsbetrieben viele neue Außenlager und Außenkommandos entstanden, die zum KZ Sachsenhausen gehörten.
Ende Januar 1945 war das KZ aufgrund der tausendfachen Neuzugänge von Häftlingen aus den Lagern östlich der Oder hoffnungslos überfüllt. Mehr als 56.500 Gefangene befanden sich zu diesem Zeitpunkt dort. Viele von ihnen deportierte die SS kurz darauf weiter in die KZ Bergen-Belsen und Theresienstadt.
Am 21. April 1945 begann die SS mit der Evakuierung des KZ Sachsenhausen und seiner Außenlager. Über 33.000 Häftlinge mussten sich in mehreren Kolonnen auf einen Todesmarsch in Richtung Ostsee begeben. Nach Aussage des letzten Lagerkommandanten des KZ Sachsenhausen, Anton Kaindl, sollten sie in der Lübecker Bucht auf Schiffe verladen und in der Ostsee versenkt werden.
Etwa 3.000 im Lager verbliebene Häftlinge befreite die Rote Armee am 22. April 1945.

Von 1945 bis 1950 befand sich im Kernbereich des ehemaligen Konzentrationslagers das sowjetische Speziallager Nr. 7/Nr. 1. In den Baracken wurden durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD etwa 60.000 deutsche Zivilisten inhaftiert. Mindestens 12.000 von ihnen überlebten nicht.

Opfergruppen

Die größten Gruppen im KZ Sachsenhausen bildeten die sowjetischen und die polnischen Häftlinge. Zu den im KZ befindlichen politischen Häftlingen zählten Kommunisten, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Christen und Zeugen Jehovas. Außerdem inhaftierte die SS in Sachsenhausen sozial Verfolgte und rassisch Verfolgte. Zu der ersten Gruppe gehörten unter anderem »Asoziale«, »Arbeitsscheue« und »Berufsverbrecher«, außerdem mehr als Tausend Homosexuelle. Zu der zweiten Gruppe gehörten Sinti und Roma und ab 1944 vermehrt Juden. Festgenommene Widerstandskämpfer aus den besetzten Ländern Europas wurden von der SS ebenfalls nach Sachsenhausen gebracht.
Viele der KZ-Häftlinge kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer von Vernichtungsaktionen der SS.
Auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers starben tausende Häftlinge an den Strapazen oder weil sie von den SS-Wachmannschaften erschossen wurden.
Insgesamt durchliefen zwischen 1936 und 1945 über 130.000 Häftlinge das KZ Sachsenhausen. Über 21.000 von ihnen starben.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Auf dem Gelände des ehemaligen Häftlingslagers und der KZ-Kommandantur Sachsenhausen wurde 1961 – nach Buchenwald 1958 und Ravensbrück 1959 - die dritte Nationale Mahn- und Gedenkstätte der DDR eröffnet.
Seit 1993 ist die Gedenkstätte Bestandteil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Ein Jahr zuvor zerstörten Rechtsextreme durch einen Brandanschlag zwei der 1961 rekonstruierten Häftlingsbaracken.
1994 begann vor Ort eine umfangreiche Sanierung und Umgestaltung des ehemaligen Lagergeländes. Noch erhaltene Gebäude und Relikte aus nationalsozialistischer Zeit wurden dabei erneuert. Die bei dem Brandanschlag beschädigten Baracken wurden saniert beziehungsweise durch einen Museumsneubau ersetzt.
Seit 2001 zeigt das »Neue Museum« neu konzipierte Dauer und- Wechselausstellungen. Im April 2008 wurde eine Dauerausstellung über die Geschichte des KZ Sachsenhausen in der sanierten ehemaligen Häftlingsküche eröffnet. Sie bildet den Kern des gesamten über das Lager verteilten Ausstellungskonzepts und steht als abschließendes Ergebnis des jahrelangen Umbaus des Areals. Teil der Ausstellung ist ein Totenbuch, in dem die Namen und die Herkunft von 20.500 im Konzentrationslager Sachsenhausen und seinen Außenlagern ums Leben gekommenen Häftlingen verzeichnet sind.

Angebote

Ständige Ausstellungen, Lernzentrum für Schulklassen, Kino zur Vorführung von Dokumentarfilmen, Angebot von Projekten mit inhaltlicher und gedenkstättenpädagogischer Arbeit

Öffnungszeiten

Täglich 8.30 bis 16.30, Museen, Archiv und Bibliothek montags geschlossen, dienstags bis donnerstags 9.00 bis 16.30

Kontakt

https://www.sachsenhausen-sbg.de/

besucherdienst@gedenkstaette-sachsenhausen.de

+49 (0)3301 200 200

Straße der Nationen 22
16515 Oranienburg