Gedenkstätte und Museum Jasenovac

Javna ustanova Spomen Područje Jasenovac


In der Nähe des kroatischen Dorfs Jasenovac, an der Grenze zu Bosnien, erinnert eine Gedenkstätte an die etwa 80.000 Häftlinge, vor allem Serben und Juden, die zwischen 1941 und 1945 von Angehörigen der kroatischen Ustascha im Lager Jasenovac ermordet wurden.

Geschichte

Am 10. April 1941, vier Tage nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf Jugoslawien, rief die faschistische Ustascha-Bewegung (kroatisch: Ustaša) den Unabhängigen Staat Kroatien aus (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatska). Jugoslawien wurde aufgeteilt: Der USK erstreckte sich auf das Gebiet der heutigen Staaten Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Vor allem Serben, Juden und Roma wurden im USK von Anfang an verfolgt. Die Ustascha errichtete mehr als fünfzig Lager in Kroatien, in denen Juden und Serben gesammelt, zur Zwangsarbeit herangezogen oder ermordet wurden. Ende Juli 1941 errichtete die Ustascha-Polizei, die nach dem Vorbild der Gestapo organisiert war, das Lager in Jasenovac – zuvor waren mehrere kroatische Lager aufgelöst worden. Der Lagerkomplex bestand aus insgesamt fünf Lagern rund um das Dorf Jasenovac am Fluss Save. Das bekannteste war das Lager III, auch Ziegelei (kroatisch: Ciglana) genannt, hier wurden viele Häftlinge gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Die Ustascha löste von Ende 1941 und im Laufe des Jahres 1942 die meisten Lager in Kroatien auf: Die Häftlinge wurden nach Jasenovac verschleppt. Im Mai und Juni wurden etwa 10.000 Roma nach Jasenovac gebracht und dort ermordet. Im Sommer kamen weitere 15.000 Menschen aus dem ganzen Land in das Lager, die meisten von ihnen wurden ebenfalls ermordet. Die Morde in Jasenovac geschahen systematisch: Die Wachen folterten und prügelten, erstachen ihre Opfer oder schlugen ihnen mit Hämmern auf den Kopf. Viele Häftlinge starben auch an Hunger und Krankheiten. Ab Mitte 1942 wurden mehrere tausend kroatische und bosnische Juden nach Auschwitz deportiert. Auch nach den Deportationen wurden weiter Juden und Serben nach Jasenovac gebracht.
Im April 1945 begann die Auflösung des Lagers: Die letzten Häftlinge wurden getötet, die Ustascha sprengte die Gebäude. Am 2. Mai 1945 erreichten Partisaneneinheiten das ausgebrannte Lager.

Opfergruppen

Nach jahrelangem Streit zwischen den Nachfolgestaaten Jugoslawiens über die Anzahl der Opfer der Lager von Jasenovac wird von Historikern die Zahl von 80.000 bis 90.000 als realistisch angesehen. Die Ustascha ermordete dort hauptsächlich Serben, Roma und Juden, aber auch bosnische Muslime und kroatische Gegner des Regimes. 2013 veröffentlichte die Gedenkstätte eine Liste mit 83.145 Namen von Opfern des Lagers, darunter mehr als 47.000 Serben, 16.000 Roma und 13.000 Juden. Unter den Opfern waren mehr als 20.000 Kinder und 23.000 Frauen.

Erfahre mehr über Kroatien

Nach dem Ersten Weltkrieg war Kroatien Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 von König Alexander I. (1888–1934) in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Der kroatische Nationalist Ante Pavelić (1889–1959) verließ das Land und bekämpfte die Königsdiktatur mit seiner terroristischen Untergrundorganisation »Ustascha« vom faschistischen Italien aus. Im April 1941 wurde Jugoslawien von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und der Staat in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Auf diese Weise entstand der »Unabhängige Staat Kroatien«, der tatsächlich ein vom Deutschen Reich abhängiger Staat unter dem Terrorregime der kroatischen Ustascha mit ihrem »Poglavnik« (Führer) Pavelić war. Deren Verfolgungs- und Vernichtungspolitik richtete sich gegen die große serbische Minderheit, gegen Juden, Roma sowie religiöse und weltanschauliche Systemgegner. Im Sommer 1941 errichteten die Machthaber in Jasenovac das größte Konzentrationslager auf dem Balkan. Etwa Mehr als 80.000 Personen kamen hier gewaltsam zu Tode, unter ihnen waren etwa 48.000 Serben, 13.000 Juden, 16.000 Roma und mehr als 4.000 Kroaten. Ebenfalls im Sommer 1941 begann der bewaffnete Kampf der kommunistischen Partisanen unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980). Bereits 1942/43 brachten Titos Truppen einen großen Teil Kroatiens unter ihre Kontrolle und nahmen 1944/45 ganz Jugoslawien ein. Pavelić floh, Tito wurde Staatschef und ließ Zehntausende früherer Gegner und Zivilisten – darunter viele aus Kroatien – verfolgen und ermorden. Bis zum Zerfall Jugoslawiens 1991 gab es in der Kroatischen Teilrepublik ca. 6.000 sehr unterschiedliche Gedenkorte, die die Erinnerung an die »Opfer des Faschismus« und an den Widerstandskampf wachhalten sollten. Gemeint waren Opfer des Terrors der kroatischen Ustascha, der deutschen und italienischen Besatzung, aber auch der königstreuen serbischen Milizen (Tschetniks), derer verallgemeinert als »Patrioten« gedacht wurde. Alle Opfer, so die staatliche Lesart, waren von »verräterischen Faschisten« verfolgt und umgebracht worden. Gleichzeitig wurde an die gefallenen oder ermordeten Widerstandskämpfer, zumeist führende Partisanen sowie Mitglieder der Kommunistischen Parteien Kroatiens und Jugoslawiens, erinnert. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit im Sommer 1991 begann die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee einen Krieg gegen Kroatien, der bis Ende 1995 andauerte. Dabei wurde auch die Gedenkstätte Jasenovac von Serben besetzt und stark beschädigt, das Museum geplündert. Nachdem der Ort wieder Teil Kroatiens geworden war, wollte Präsident Franjo Tudjman (1922–1999) hier eine Stätte des Gedenkens an alle kroatischen Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Krieges 1991–1995 einrichten. Erst 2006 konnten eine Dauerausstellung zur Geschichte des Lagers und ein Bildungszentrum eröffnet werden. Der Umgang mit der Weltkriegsvergangenheit in Kroatien ist seit 1991 gespalten. Bis zum Jahr 2000 wurden mehr als 3.000 Gedenkorte, auch Gräber, beschädigt und auf unterschiedliche Art und Weise aus der Öffentlichkeit entfernt. In anderen Landesteilen wird das Erbe des »antifaschistischen Volksbefreiungskampfes« gepflegt. Die wichtigste Gedenkstätte des Landes ist nach wie vor Jasenovac, wo es jahrzehntelang Kontroversen um die genaue Zahl und ethnische Zusammensetzung der Opfer gab. Mittlerweile haben führende sich führende Politiker des Landes am historischen Ort zur Verantwortung Kroatiens an den Verbrechen der Ustascha bekannt. 2022 wurde in Zagreb ein Holocaustdenkmal eingeweiht, das vor allem an die aus der Hauptstadt deportierten Juden erinnert.

Erinnerung

Lange Zeit blieb das Lagergelände in Jasenovac unverändert. 1966 wurde nach dem Entwurf des Künstlers und Architekten Bogdan Bogdanović ein monumentales Denkmal in Form einer Blume aus Beton errichtet. Weitere Denkmäler entstanden, zudem wurde bis 1971 eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung errichtet. Der Ort stellte einen wichtigen und bekannten Erinnerungsort im ehemaligen Jugoslawien dar: Die offizielle jugoslawische Erinnerungspolitik erklärte, allein 600.000 bis 700.000 Menschen seien in dem faschistischen Ustascha-Lager ums Leben gekommen – was eine große Übertreibung war. Im Krieg zwischen Serben und Kroaten Anfang der 1990er Jahre wurde die Gedenkstätte beschädigt. Auch Jahrzehnte nach dem Krieg gibt es zwischen den beiden Staaten noch Streit um die historische Einordnung des ehemaligen Vernichtungslagers. Nach dem Abschluss der Renovierungen eröffnete 2006 eine neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte.

Angebote

Ausstellungen, pädagogische Angebote, Führungen über das ehemalige Lagergelände, Bibliothek

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 9.00 bis 17.00, Samstag und Sonntag 10.00 bis 16.00
Montags und an Feiertagen geschlossen

Kontakt

http://www.jusp-jasenovac.hr

ipejakovic@jusp-jasenovac.hr

+385 (0)44 672 319