KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora


Seit 1954 erinnert auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen am Rande des Harzes eine Gedenkstätte an das Schicksal der Häftlinge, die hier Zwangsarbeit leisten mussten. Von 1943 bis 1945 mussten die Häftlinge die Stollen im Kohnstein zu einer unterirdischen Fabrik ausbauen und dort Waffen produzieren.

Geschichte

Am 18. August 1943 griff die britische Luftwaffe die Produktionsstätte der V2-Rakete in Peenemünde an. Die nationalsozialistische Führung beschloss daraufhin die Verlegung der Produktion unter Tage. Als Standort für eine unterirdische Fabrik wurde ein Stollen im Harzer Kohnstein gewählt. Dort hatte die Wirtschaftsforschungsgesellschaft (WiFo) nahe der Stadt Nordhausen seit 1936 ein Treibstofflager zur Versorgung der Wehrmacht gebaut. Bereits am 28. August 1943 trafen 107 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald im neuen Außenlager »Dora« ein. Ende September befanden sich dort mehr als 3.000 Häftlinge, Ende Dezember 1943 waren es schon über 10.000. Die Häftlinge mussten zunächst im Stollen wohnen, wo sie in den feuchten, kalten und staubigen Schächten arbeiten und schlafen mussten. Sie übernahmen Transport- und Bauarbeiten und bauten den Stollen zur unterirdischen Raketenfabrik aus. Die schwere körperliche Arbeit und die katastrophalen Lebensbedingungen führten rasch zu vielen Todesfällen. Fast 2.900 Menschen starben von Oktober 1943 bis März 1944 in Dora, etwa 3.000 schwache Häftlinge deportierte die SS in die KZ Lublin-Majdanek und Bergen-Belsen. Als im Januar 1944 die Produktion der »V1« und »V2« Raketen begann, verlegte die SS einen Teil der Häftlinge in ein neu gebautes Barackenlager. Die SS benötigte für die Produktion nun qualifizierte Häftlinge, die besser versorgt wurden und in Baracken leben durften. Ab März 1944 entstanden in der Umgebung erste Außenlager des Lagers »Dora«. Ende 1944 transportierte die SS viele tausende Häftlinge vor der anrückenden Roten Armee aus den Lagern Auschwitz und Groß-Rosen in westlichere Lager, allein 16.000 Menschen verschleppte sie nach Mittelbau-Dora. Vom 3. bis 6. April räumte die SS Mittelbau-Dora: Tausende Häftlinge wurden in die Lager Bergen-Belsen, Sachsenhausen und Ravensbrück transportiert. Einige Hundert kranke Häftlinge ließ die SS im Hauptlager »Dora« zurück, die US Army befreite sie am 11. April 1945.

Opfergruppen

Von 1943 bis 1945 verschleppte die SS etwa 60.000 Menschen nach Mittelbau-Dora und seine Außenlager. Die größte Gruppe der Häftlinge mit fast einem Drittel bildeten Menschen aus der Sowjetunion, unter ihnen auch Kriegsgefangene. Ebenfalls große Gruppen kamen aus Polen und Frankreich. Wie viele Menschen genau der Zwangsarbeit und den katastrophalen Lebensbedingungen zum Opfer fielen lässt sich nicht mehr ermitteln. Schätzungen gehen von mindestens 20.000 Toten aus.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Ab April 1945 nutzten die Alliierten das ehemalige Konzentrationslager Mittelbau-Dora als Anlaufstation für ehemalige Häftlinge, deren Heimreise als »Displaced Persons« (DP) von hier aus stattfinden sollte. Am Jahrestag der Befreiung am 11. April 1946 veranstalteten die sowjetischen Militärbehörden eine Gedenkfeier am ehemaligen Krematorium. Das Gebäude wurde 1954 zu einer »Ehrenstätte« geweiht. Das Gelände jedoch wurde nicht berührt. 1966 wurde auf Initiative der SED-Kreisleitung Nordhausen die »Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora« eröffnet. Während der 1970er Jahre baute die Gedenkstättenleitung das Gelände weiter aus: Der ehemalige Appellplatz wurde zum Kundgebungsplatz umgestaltet und 1974 zum 25. Jahrestag der DDR mit einer Rednertribüne versehen. Einige Jahre später wurde dort ein Kupferrelief des Künstlers Heinz Scharr angebracht, das den Leidensweg der Häftlinge darstellt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann 1991 die umfangreiche Neugestaltung der Gedenkstätte: Fundamente und Relikte wurden freigelegt, seit 1994 gibt es einen neuen Zugangsstollen zur ehemaligen unterirdischen Raketenfabrik. 2006 eröffnete im Museumsneubau eine Dauerausstellung.

Angebote

Historische Ausstellung zur Geschichte des Lagers, Dauerausstellung im Stollen des ehemaligen Mittelwerkes

Öffnungszeiten

1. Oktober bis 31. März: 10.00 bis 16.00
1. April bis 30. September: 10.00 bis 18.00
Die Ausstellungen sind montags geschlossen.

Kontakt

http://www.dora.de

info@dora.de

+49 (0)3631 4958-20

Kohnsteinweg 20
99734 Nordhausen