Mehrere Zehntausend Juden wurden in Deutschland und in den besetzten Ländern Europas durch die Zivilcourage von Helfern gerettet. An diese Helfer erinnert die Gedenkstätte Stille Helden in Berlin.
Im Herbst 1941 begann das nationalsozialistische Regime damit, Juden aus dem Deutschen Reich zu deportieren. Zur gleichen Zeit wurde Juden die Auswanderung per Gesetz verboten. Viele Juden versuchten sich zu verstecken. Dadurch konnten sie zwar der nationalsozialistischen Verfolgung entgehen, mussten jedoch unter starken Entbehrungen in Verstecken mit der ständigen Angst vor Entdeckung leben. Solidarität von Nichtjuden gegenüber den Verfolgten äußerte sich in mehreren Varianten und wurde zu einer oft unbewusst gewählten Form des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Die Helfer assistierten bei der Flucht ins Ausland, verbargen Juden in Verstecken und in ihren Wohnungen oder verschafften ihnen falsche Ausweisdokumente, beispielsweise als ausgebombte Deutsche. Auch in den Reihen der NSDAP gab es Personen, die ihren Dienstrang oder ihre gesellschaftliche Position ausnutzten, um Juden zu helfen. Viele Helfer handelten allerdings aus finanziellen Gründen und ließen sich für ihre Hilfe bezahlen. Oftmals stellten sie die Hilfe ein, wenn die finanziellen Reserven der Versteckten erschöpft waren.
Im Deutschen Reich (in den Grenzen von 1937) überlebten schätzungsweise 5.000 Juden aufgrund der Hilfe von Nichtjuden. Allein in Berlin gelang es mehr als 1.400 Juden, auf diese Weise zu überleben. Die genaue Zahl der Retter und Geretteten lässt sich heute nicht mehr feststellen.
Überall im deutsch besetzten Europa gab es Menschen, die bereit waren, unter großem persönlichem Risiko verfolgten Juden zu helfen, aber die Bedingungen und die Rettungsmöglichkeiten waren regional sehr unterschiedlich. In einigen Ländern, wie zum Beispiel im besetzten Polen, stand auf die Hilfe für Juden die Todesstrafe.
In vielen Fällen wurden untergetauchte Juden und ihre Helfer aufgrund von Verrat von der Gestapo oder Angehörigen der SS entdeckt und verhaftet. Die Entdeckung bedeutete für die Versteckten in den meisten Fällen den Tod.
Die genaue Zahl der europäischen Juden, die durch die Hilfe ihrer nichtjüdischen Mitbürger gerettet wurden, ist unbekannt. Auch, wenn sie wahrscheinlich mehrere Zehntausend betrug, blieben ihre Schicksale angesichts der bis zu sechs Millionen ermordeter jüdischen Kinder, Frauen und Männer Ausnahmen.
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Bis in die 1990er Jahre hinein blieben die »stillen Helden« von Historikern und der Öffentlichkeit nur wenig beachtet. Viele Helfer schwiegen sogar jahrzehntelang über ihre Rettungsaktionen. Erst mit der Thematisierung von Widerstand im weiteren Sinne wurde die Bedeutung ihrer Taten immer mehr anerkannt.
Die Gedenkstätte Stille Helden entstand aus Mitteln des Bundes und der Berliner Klassenlotterie, 2008 wurde sie in Räumen des historischen Gebäudes »Haus Schwarzkopf« in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte eröffnet. Unter derselben Adresse befinden sich auch das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt und das Anne Frank Zentrum. Die Gedenkstätte befand sich vom Anfang an in der Trägerschaft der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Mit den Jahren zeigte sich aber, dass die Räume in der Rosenthaler Straße für die Gedenkstätte nicht mehr ausreichten. 2020 konnte im »Bendlerblock«, in dem sich auch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet, die Gedenkstätte mit einer deutlisch erweiterten Dauerausstellung neu eröffnet werden. Sie befasst sich nicht mehr in erster Linie mit den Geschichten von »stillen Helden« in Deutschland, sondern bietet anhand von sieben Fallbeispielen, etwa aus Italien, Lettland oder Polen, eine europäische Perspektive auf das Thema der Rettungsversuche von Helfern.
Dauerausstellung
Montag bis Freitag 9.00 bis 18.00
Samstags, sonntags und feiertags 10.00 bis 18.00
Geschlossen 24. bis 26. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar
http://www.gedenkstaette-stille-helden.de
nfo@gedenkstaette-stille-helden.de
+49 (0)30 263 989 0822
Gedenkstätte Stille Helden
in der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Stauffenbergstr. 13-14
10785 Berlin