Denkmal für die Opfer des Zwangsarbeitslagers Trawniki

Pomnik dla Ofiar Byłego Obozu Pracy Przymusowej


In der kleinen ostpolnischen Ortschaft Trawniki, etwa vierzig Kilometer südöstlich von Lublin, erinnert ein Denkmal an die tausenden jüdischen Zwangsarbeiter, die ab 1942 in Trawniki arbeiten mussten und 1943 während der »Aktion Erntefest« ermordet wurden.

Geschichte

Der kleine Ort Trawniki liegt im Osten Polens, in der Nähe von Lublin. Im Herbst 1941 ließ der SS- und Polizeiführer Lublin Odilo Globocnik ein SS-Ausbildungslager auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik in Trawniki errichten. Dort bildete die SS »Hilfswillige« für ihre eigenen Zwecke aus, unter ihnen »Volksdeutsche« aus Osteuropa und antikommunistisch eingestellte sowjetische Kriegsgefangene, darunter besonders viele Ukrainer. Die SS setzte diese als »Trawnikis« bezeichneten Männer für die Bewachung in Konzentrationslagern, aber auch bei Erschießungen von Juden und der sogenannten Partisanenbekämpfung ein. Insgesamt wurden in der Zeit seines Bestehens etwa 4.000 bis 5.000 Trawniki-Männer im Lager ausgebildet. Das Ausbildungslager wurde erst im Sommer 1944 aufgelöst.
Ende 1942 richtete die SS in Trawniki zusätzlich ein Zwangsarbeitslager auf dem Gelände der alten Zuckerfabrik ein. Fast alle Zwangsarbeiter, die in diesem Lager arbeiten mussten, waren polnische Juden. Die Wachmannschaften wurden von dem benachbarten Ausbildungslager gestellt. Eine Bürstenfabrik, die im Ghetto von Międzyrzec Podlaski Zwangsarbeiter beschäftigte, siedelte Ende 1941 mit mehreren Hundert Zwangsarbeitern in das Lager Trawniki über. Im Frühjahr 1943 verlegte die Firma Fritz Schultz, die im Warschauer Ghetto für die Wehrmacht Textilien produzieren ließ, etwa 5.600 jüdische Arbeiter aus dem Ghetto nach Trawniki. Unter ihnen befanden sich viele Mitglieder des Widerstands im Warschauer Ghetto, wie auch Emanuel Ringelblum, Leiter des dortigen Untergrundarchivs. Die Juden arbeiteten in Trawniki weiterhin für die Firma Schultz, bis das Lager im November 1943 bei der »Aktion Erntefest« aufgelöst und die Zwangsarbeiter von SS-Einheiten erschossen wurden: Am 3. November 1943 umstellten Angehörige von SS und SD das Zwangsarbeiterlager, nach und nach führten sie die Juden auf das Gelände des SS-Ausbildungslagers, wo sie sich entkleiden und an eine ausgehobene Grube treten mussten. Dort wurden alle etwa 6.000 Zwangsarbeiter, darunter Frauen und Kinder, von den SS-Männern erschossen. Anschließend wurden ihre Leichen verbrannt.

Opfergruppen

In Trawniki wurden im November 1943 etwa 6.000 jüdische Zwangsarbeiter erschossen. Ein kleiner Teil von ihnen stammte aus dem Ghetto Międzyrzec Podlaski, aber der Großteil, etwa 5.600, aus dem Warschauer Ghetto.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Viele Gebäude des ehemaligen Lagers sind heute noch erhalten, sind jedoch nicht öffentlich zugänglich, da sie sich auf Privatgelände befinden.
Seit den 1960er Jahren erinnert am Ort ihrer Ermordung ein Denkmal an die jüdischen Zwangsarbeiter, die SS-Männer im November 1943 bei der »Aktion Erntefest« erschossen. Allerdings ist auf dem Sockel des Obelisken nicht von Juden, sondern von »Opfern verschiedener Nationalitäten« die Rede. Erst 2001 wurde auf Betreiben des Israelis David Efrati, eines ehemaligen Häftlings des Zwangsarbeitslagers, eine neue Inschrift auf der anderen Seite des Steins angebracht, in der ausdrücklich Juden als Opfer genannt werden. Efrati hatte überlebt, weil er mit einer kleinen Gruppe ins Konzentrationslager Majdanek überstellt worden war, statt bei der »Aktion Erntefest« ermordet zu werden.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

+48 (0)81 5856042

21-044 Trawniki