Die Schlacht um die Seelower Höhen im Frühjahr 1945 gilt als die größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden. Sie kostete zehntausenden sowjetischen, polnischen und deutschen Soldaten das Leben. Ein kurz nach dem Krieg errichtetes monumentales Denkmal und eine Gedenkstätte erinnern heute am historischen Ort an den Kampf und die vielen Opfer.
Geschichte
Anfang 1945 lieferten sich Sowjets und Amerikaner einen Wettkampf um die Eroberung Berlins. Mit der Einnahme der Festung Küstrin und der Stabilisierung von Brückenköpfen an der Oder Ende März befand sich die Rote Armee im strategischen Vorteil. Die Hauptstoßlinie der 1. Weißrussischen Front unter dem Kommando von Marschall Georgi Schukow sollte entlang der Reichsstraße 1 in die Reichshauptstadt führen. Das größte natürliche Hindernis auf diesem Weg waren die Seelower Höhen am Westrand des Oderbruchs etwa 70 km östlich von Berlin. Hier richtete die aus zusammengewürfelten Einheiten bestehende 9. Armee der Wehrmacht ihre Verteidigungsstellungen ein. 900.000 Angreifer sahen sich 200.000 Verteidigern gegenüber.
Der Angriff der sowjetischen Verbände, unterstützt von der 1. Polnischen Armee, begann in den Morgenstunden des 16. April mit einem der stärksten Trommelfeuer des Zweiten Weltkrieges. Beim Sturmangriff der Infanterie sollten 120 Flak-Scheinwerfer die Deutschen blenden, stattdessen erwies sich das Licht als Nachteil für die Rotarmisten, die hohe Verluste erlitten. Die von Schukow eilig herbeigerufenen Panzereinheiten riefen weiteres Chaos hervor. Statt des erwarteten schnellen Durchbruchs dauerte es vier Tage, bis die deutschen Stellungen aufgerieben werden konnten und der Weg in Richtung Berlin freigekämpft wurde.
Opfergruppen
Bei den Kämpfen um die Brückenköpfe und bei der »Schlacht um die Seelower Höhen« starben mehr als 100.000 Soldaten. Allein beim Kampf um die Seelower Höhen vom 16. bis zum 20. April 1945 fielen 35.000 Soldaten auf der sowjetischen, sowie 12.000 auf der deutschen Seite. Noch nach dem Krieg starben hunderte Zivilisten in der Gegend aufgrund der Folgen der Schlacht: an Unterernährung, Krankheiten oder Blindgängern.
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Deutschland
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert.
Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar.
In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen.
Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.
Erinnerung
Bereits wenige Tage nach der Eroberung Berlins erteilte Marschall Schukow dem Bildhauer Lew Kerbel den Auftrag, entlang der Route des Vorstoßes der Sowjetarmee Ehrenmale bei den Gräbern der Gefallenen zu errichten. Die daraufhin geschaffene Bronzeskulptur erhebt sich über die Gräber von 200 Rotarmisten. Sie zeigt einen jungen Sowjetsoldaten, der über die Gräber der gefallenen Kameraden hinweg in nachdenklicher Pose in Richtung Heimat schaut.
1972 wurde die »Gedenkstätte der Befreiung auf den Seelower Höhen« eingeweiht. In der DDR-Zeit wurde die Schlacht in der Ausstellung ausschließlich aus sowjetischer Perspektive dargestellt. Nach dem Ende der DDR wurde das Konzept überarbeitet. Im Ergebnis wurde 1995 eine neue Ausstellung eröffnet, die auch die Opfer unter den deutschen und polnischen Soldaten sowie die zahlreichen zivilen Opfer benennt.
Auf dem Gelände ist nach wie vor sowjetisches Kriegsgerät ausgestellt: neben Panzern, Raketenwerfern und Geschützen auch einer der Flak-Scheinwerfer, die beim Sturmangriff eingesetzt wurden.
Träger der Gedenkstätte ist die Kultur GmbH Märkisch-Oderland.
Angebote
Führungen und Projekttage für Schülergruppen, Weiterbildung, Vorträge, Dokumentarfilm und Dia-Ton-Vortrag, Museumsshop
Öffnungszeiten
Dienstags bis sonntags und an Feiertagen 10.00 bis 16.00