Gedenkstätte Lamsdorf

Miejsce Pamięci Narodowej w Łambinowicach


In dem kleinen polnischen Dorf Lamsdorf (polnisch: Łambinowice) in Schlesien erinnert eine Gedenkstätte an die Opfer der Kriegsgefangenenlager (1939-1945) und die Opfer des polnischen Internierungslagers (1945-1946) in Lamsdorf.

Geschichte

Ein Kriegsgefangenenlager richteten die preußischen Behörden in dem Dorf Lamsdorf nahe Oppeln (polnisch: Opole) bereits im deutsch-französischen Krieg 1870/71 ein. Während des Ersten Weltkriegs wurden wieder Kriegsgefangene in Lamsdorf untergebracht, vor allem russische Soldaten. Etwa 7.000 Kriegsgefangene starben an Hunger und Krankheiten. Nach dem deutschen Angriff auf Polen im September 1939 wurde Lamsdorf erneut zum Standort von Kriegsgefangenenlagern: Im Laufe des Krieges entstanden dort das Stalag VIII B, Stalag VIII F/318 und Stalag 344 und damit einer der größten Komplexe von Kriegesgefangenenlagern mit schätzungsweise 380.000 Häftlingen. Rund 200.000 der Kriegsgefangenen in Lamsdorf kamen aus der Sowjetunion. Durch Hunger, Krankheiten und schwere Arbeit kamen etwa 42.000 Häftlinge in Lamsdorf ums Leben. Die Rote Armee befreite das Kriegsgefangenenlager im März1945.

Opfergruppen

Die Kriegsgefangenen, die in Lamsdorf inhaftiert waren, kamen aus vielen unterschiedlichen Ländern Europas. Unter ihnen waren Polen, Franzosen, Briten, Griechen, Belgier, Jugoslawen und Italiener. Die meisten Häftlinge stammten jedoch aus der Sowjetunion. Die Rotarmisten hatten auch die meisten Toten zu beklagen: Von den etwa 42.000 Todesopfern des Kriegsgefangenenlagers Lamsdorf, waren über 40.000 sowjetische Soldaten.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die polnischen Behörden in Lamsdorf, das seit 1945 Łambinowice heißt, ein Arbeitslager für Deutsche aus Schlesien ein. Bis zu ihrer Vertreibung aus Schlesien wurden mehrere tausend Deutsche ab Herbst 1945 in das Arbeitslager gezwungen. Nach seriösen Schätzungen durchliefen von 1945 bis 1946 bis zu 5.000 Männer, Frauen und Kinder das Lager. Etwa tausend bis 1.500 Menschen starben an Hunger, Krankheiten und durch Misshandlungen; 48 Menschen wurden von den Wachen während eines Brandes am 4. Oktober 1945 erschossen. Vereinzelt verübten Wachen auch Morde an den Inhaftierten.
Die Veröffentlichung der Erinnerungen des ehemaligen Arztes im Lager Heinz Esser unter dem Titel »Die Hölle von Lamsdorf« führte 1956 zu Gerichtsprozessen in der Bundesrepublik Deutschland und in der Volksrepublik Polen gegen den ehemaligen Kommandanten des Arbeitslagers. Die zugespitzten und teilweise übertriebenen Berichte Essers sorgten in der Bundesrepublik zeitweise für eine große Bekanntheit des Lagers. Vertriebene Deutsche instrumentalisierten die Geschichte des Lagers Lamsdorf als Beleg für systematische Verbrechen von Polen an Deutschen. In Polen hingegen war die Geschichte des Lagers lange tabuisiert, Verbrechen an Deutschen und Todesfälle im Lager wurden geleugnet.
Seit 1968 gibt es eine Gedenkstätte am historischen Ort. Sie umfasst mehrere Denkmäler, Friedhöfe und ein Museum. Seit den 1990er Jahren gibt es auch Erinnerungszeichen für die Opfer des polnischen Arbeitslagers. Die Dauerausstellung im Museum informiert über die Geschichte und Opfer der verschiedenen Lager.

Öffnungszeiten

Die Gedenkstätte ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

https://www.cmjw.pl/

lambinowice@cmjw.pl

+48 (0)77 434 34 75