Friedhof der Opfer des Massakers in Sărmaşu

Cimitirul Victimelor Pogromului din Sărmaşu


In der Nähe des Ortes Sărmaşu (ungarisch: Nagysármás), gelegen in Siebenbürgen, erinnern eine Grabanlage und ein Denkmal an die etwa 126 ermordeten Juden aus Sărmaşu. Im September 1944 besetzten ungarische Einheiten den Ort, wenig später töteten sie alle Juden auf einem nahe gelegenen Hügel.

Geschichte

Der kleine Ort Sărmaşu (ungarisch: Nagysármás, teilweise auch Sármás) liegt in der historischen Region Siebenbürgen. Dieses vormals ungarische Gebiet gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zu Rumänien. Ende der 1930er Jahre erhob Ungarn immer stärker Anspruch auf die verlorenen Gebiete. Auf Druck von Deutschland und Italien wurde Siebenbürgen im September 1940 aufgeteilt und der nördliche Teil Ungarn zugesprochen. Ungarn und Rumänien nahmen ab Sommer 1941 gemeinsam am deutschen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion teil. Als Rumänien im August 1944 die Seiten wechselte und sich mit der Sowjetunion verbündete, besetzten ungarische Truppen auch Teile Südsiebenbürgens, so auch Sărmaşu am 5. September 1944. Sărmaşu hatte vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 4.000 Einwohner, ungefähr die Hälfte davon waren Ungarn. Im Ort lebten etwa 120 bis 200 Juden. Obwohl viele der in Sărmaşu lebenden Juden sich als Ungarn sahen, begannen ungarische Einheiten, vor allem die Gendarmerie, Maßnahmen gegen die jüdischen Einwohner zu ergreifen. Am 11. September 1944 mussten alle etwa 126 Juden in ein Haus und eine Scheune umziehen, die sie nicht mehr verlassen durften. Ungarn plünderten die Häuser der Juden und von verhafteten Rumänen. Wenige Tage später, am Nachmittag des 16. September 1944, wurden alle Juden auf Ochsenkarren geladen und zu einem Hügel in der Umgebung gebracht. An zwei, von jüdischen Gefangenen bereits ausgehobenen Massengräbern ermordeten ungarische Einheiten in der Nacht alle Kinder, Frauen und Männer. Das Morden zog sich über viele Stunden hin, da viele der Opfer nicht erschossen, sondern mit Schaufeln und Gewehrkolben erschlagen und in die Massengräber geworfen wurden.

Opfergruppen

Ungarische Einheiten ermordeten in Sărmaşu etwa 126 Juden, über die Hälfte von ihnen waren Frauen. Unter den Opfern befanden sich auch viele Kinder und Jugendliche, sowie Alte.

Erfahre mehr über Rumänien

Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung. Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde. Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.

Erinnerung

Anfang Oktober 1944 erreichte die Rote Armee Sărmaşu. Im Februar 1945 ordnete der Vorsteher der jüdischen Gemeinden in Rumänien, Wilhelm Fildermann, eine Untersuchung zu den Ereignissen in Sărmaşu an. Das American Jewish Joint Distribution Committee, eine weltweit arbeitende jüdische Hilfsorganisation, unterstützte die dazu eingesetzte Kommission unter dem Vorsitz von Matatias Carp. Am 21. Februar 1945 wurden bei Sărmaşu unter Teilnahme der Kommission die 126 Leichen exhumiert. Die Untersuchungen ergaben, dass viele der Opfer an Verletzungen durch stumpfe Gegenstände oder durch Bajonette starben.
Die sterblichen Überreste wurden anschließend am Fuß des Hügels begraben. Wenig später wurden Grabsteine und ein Denkmal mit einer Gedenktafel zu Erinnerung an die Opfer errichtet.

Öffnungszeiten

Der Friedhof ist jederzeit zugänglich.

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