Gedenkstätte KZ Lichtenburg

Gedenkstätte KZ Lichtenburg


Das 1933 gegründete KZ Lichtenburg in Prettin gehörte zu den ersten Konzentrationslagern im nationalsozialistischen Deutschland. Ab 1937 existierte hier zwei Jahre lang ein zentrales Frauen-KZ. 1941 richtete die SS auf der Lichtenburg ein Außenlager des KZ Sachsenhausen ein. Am 1. Dezember 2011 wurde die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin mit einem neuen Dokumentationszentrum eröffnet.

Geschichte

Die Nationalsozialisten nutzten das in der frühen Neuzeit erbaute Schloss Lichtenburg als »Konzentrationslager für männliche Schutzhäftlinge«. Es wurde bereits im Juni 1933 eingerichtet. Zu den ersten Inhaftierten zählten vor allem politische Gegner des Regimes. Zu ihnen gehörte auch der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter. Er wurde zweimal verhaftet und für längere Zeit auf der Lichtenburg gefangen gehalten. Ab 1934 inhaftierte die SS im KZ Lichtenburg zunehmend Homosexuelle, ein Jahr später kamen rassisch Verfolgte hinzu.
Das KZ für »männliche Schutzhäftlinge« wurde am 18. August 1937 aufgelöst. Alle Häftlinge überstellte die SS in das neu errichtete KZ Buchenwald.
Ab Dezember 1937 nutzte die SS das Schloss erneut als Konzentrationslager, diesmal als Frauen-KZ. Am 15. Dezember trafen die ersten weiblichen Häftlinge aus dem KZ Moringen ein. Bis zur Auflösung im Mai 1939 blieb die Lichtenburg das zentrale Frauenkonzentrationslager in Deutschland. Die letzten Häftlingstransporte aus Moringen kamen dort im März 1938 an. Im Mai 1939 verlegte die SS die etwa 950 inhaftierten Frauen von der Lichtenburg in das nun größere Frauen-KZ Ravensbrück.
Nach dieser Zeit diente das Schloss der SS als Ausbildungsstätte und Kaserne von SS-Totenkopfverbänden. 1941/42 richteten die Nationalsozialisten auf der Lichtenburg ein SS-Hauptzeugamt und ein Bekleidungslager ein. Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen mussten hier bis 1945 Zwangsarbeit leisten.

Opfergruppen

Im Konzentrationslager Lichtenburg waren vor allem politische Gegner des NS-Regimes inhaftiert, aber auch Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie Zeugen Jehovas. Etwa zwanzig Gefangene starben während ihrer Haft im KZ Lichtenburg vermutlich aufgrund der Schwere der Misshandlungen durch die SS.
Viele der von 1933 bis 1939 gefangen gehaltenen Frauen und Männer wurden von der SS gefoltert, in Arrestzellen gesteckt und zur Zwangsarbeit auf der Lichtenburg und in der Umgebung eingesetzt.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

1965 wurde eine Mahn- und Gedenkstätte zum KZ Lichtenburg eröffnet.
Nach 1990 begann die öffentliche Diskussion um die Neugestaltung der Einrichtung.
Im Jahr 2004 wurde die alte Gedenkstätte geschlossen. Nach wie vor können ein Bunker und die Freiluftausstellung im Innenhof besichtigt werden. Seit 2008 gehört der Bunker und der ehemalige Werkstattflügel des Konzentrationslagers als Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin zur Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Der Bunkervorraum wurde zur Eröffnung der Gedenkstätte am 1. Dezember 2011 neu gestaltet und mit Informationstafeln versehen. Gleichzeitig wurde das Dokumentationszentrum mit einer ständigen Ausstellung im ehemaligen Werkstattflügel an die Öffentlichkeit übergeben. Die Freiluftausstellung ist noch im Außengelände östlich des Zellenbaus zu sehen.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Donnerstag 9.00 bis 15.30, Freitag 9.00 bis 13.00 und zusätzlich jeden letzten Sonntag im Monat 13.00 bis 17.00.
An gesetzlichen Feiertagen geschlossen.

Kontakt

https://gedenkstaette-lichtenburg.sachsen-anhalt.de/

info-lichtenburg@erinnern.org

+49 (0)35386 609 975