Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Gedenkstätte Deutscher Widerstand


Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand erinnert mit ihrer Ausstellung »Widerstand gegen den Nationalsozialismus« an einzelne Menschen und Gruppen, die sich in den Jahren 1933 bis 1945 gegen die nationalsozialistische Diktatur auflehnten.

Geschichte

Der Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime war nicht einheitlich, sondern breit gefächert. Männer und Frauen aus allen sozialen Schichten und politischen Lagern waren einzeln oder in Gruppen im Widerstand aktiv. Zu den Widerstandsgruppen, die ab 1933 gegen den Nationalsozialismus gerichtete Aktionen planten und durchführten gehörte zum Beispiel der »Kreisauer Kreis«, der als ein Zentrum des bürgerlichen Widerstands galt.
Die »Rote Kapelle« war die von der Gestapo verwendete Bezeichnung für mehrere europaweit agierende Widerstandsgruppen, die vermeintlich Beziehungen zur Sowjetunion hatten. Ihr gehörten ungefähr 150 Frauen und Männer an.
Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg wiederum war der Kopf einer Widerstandsgruppe, der vor allem Offiziere der Wehrmacht angehörten. Sie planten den Umsturz des NS-Regimes durch ein Attentat auf Adolf Hitler. Der von Stauffenberg persönlich durchgeführte Anschlag am 20. Juli 1944 und der anschließende Versuch der Machtübernahme scheiterten. Stauffenberg und andere an der Verschwörung beteiligten Offiziere wurden hingerichtet.

Opfergruppen

In der Nacht vom 20. zum 21. Juli 1944 wurden im Innenhof des Bendlerblocks Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und drei seiner Mitverschwörer von regimetreuen Offizieren der Wehrmacht erschossen. Insgesamt wurden 87 Angehörige der Widerstandsgruppe um Stauffenberg hingerichtet.
Viele Mitglieder von nicht-militärischen Widerstandsgruppen und Einzelpersonen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus wurden von der Gestapo verfolgt und ermordet. Zu den prominentesten Opfern zählen etwa die Geschwister Hans und Sophie Scholl, die im Februar 1943 in einem Münchener Gefängnis nach ihrer Verurteilung durch den »Volksgerichtshof« enthauptet wurden, oder auch der Arbeiter Georg Elser, der im November 1939 ein Attentat auf Hitler verübt hatte und wenige Wochen vor dem Ende des Krieges im KZ Dachau ermordet wurde.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet sich im Gebäude des ehemaligen Oberkommandos des Heeres in der Stauffenbergstraße, dem so genannten Bendlerblock. In den heutigen Ausstellungsräumen befand sich das Arbeitszimmer von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
1953 weihte der Regierende Bürgermeister von Berlin Ernst Reuter am 20. Juli ein Denkmal in einem Innenhof des Bendlerblocks ein. Zuvor hatte der Berliner Senat angeordnet, diesen Ort zu einem Ehrenhof umgestalten zu lassen. Seit dieser Zeit finden jedes Jahr am 20. Juli offizielle Gedenkveranstaltungen am Denkmal statt. 1962 wurde im Ehrenhof eine Gedenktafel für die hier erschossenen Offiziere enthüllt.
Seit Ende der 1960er Jahre gibt es vor Ort eine Gedenk- und Bildungsstätte über den militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. 1983 eröffnete diese eine ständige Ausstellung, in der die Vielfalt des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus dokumentiert wird. 1989 erarbeitete die Gedenkstätte eine weitere ständige Ausstellung mit dem Titel »Widerstand gegen den Nationalsozialismus«. Diese wurde im Sommer 2014 durch eine neue Ausstellung mit dem gleichen Namen ersetzt.
Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand ist heute ein Ort der Erinnerung, der Dokumentation, der Forschung und der politischen Bildungsarbeit. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Bild des gesamten deutschen Widerstandes zu zeichnen.

Angebote

Ständige Ausstellung »Widerstand gegen den Nationalsozialismus«, Filmvorführung am ersten Sonntag im Monat, Publikationen, ausleihbare Wanderausstellung, mehrsprachige Führungen, Seminarveranstaltungen nach thematischen Wünschen

Öffnungszeiten

Montags bis mittwochs und freitags 9.00 bis 18.00, donnerstags 9.00 bis 20.00, samstags und sonntags 10.00 bis 18.00

Kontakt

http://www.gdw-berlin.de

info@gdw-berlin.de

+49 (0)30 269 950 00

Stauffenbergstraße 13-14
10785 Berlin